Nolans Trilogie-Abschluss “The Dark Knight Rises”

Erstellt am 30. Juli 2012 von Denis Sasse @filmtogo

© Warner Bros. / Bane (Tom Hardy) trifft schlagkräftig auf Batman (Christian Bale)

In Regisseur Christopher Nolans „The Dark Knight“ von 2008 herrscht noch kriminelle Willkür. Staatsanwalt Harvey Dent wird zu Two-Face, einem zwiegespaltenen Kriminellen, der mit einem schicksalshaften Münzwurf über Leben und Tod seiner Opfer entscheidet. Und der Joker steht überhaupt nicht auf all die kriminellen Pläneschmieder, die mit präziser Genauigkeit ihre Verbrechen begehen und lässt selbst lieber das planlose Chaos walten. Das ändert sich im Abschluss der Trilogie „The Dark Knight Rises“ mit dem Auftauchen von Bane, einem DC Bösewicht der 1993 das Licht der Comicwelt erblickte und als intellektueller und physisch stärkster Gegner des dunklen Ritters gilt. In dem Comic-Event „Knightfall“ bricht er Batman das Rückgrat und macht Bruce Wayne zum querschnittsgelähmten Ex-Helden. In Nolans dritten Batman-Film ist der Pläneschmieder Bane nicht nur für die körperliche Demontage des dunklen Ritters verantwortlich, sondern auch für die finanzielle Pleite von Bruce Wayne und den anarchischen Zuständen, in die Gotham City durch das Auftauchen des Söldners mit der Maske gestürzt wird. Das wiederum hätte dem Joker sicherlich Spaß bereitet.

Bruce Wayne wagt das Tänzchen mit der katzengleichen Diebin Selina Kyle

Aber dieser glänzt in „The Dark Knight Rises“ durch Abwesenheit. Zu Ehren von Heath Ledger, dem Joker-Darsteller der im Januar 2008 wenige Monate vor der Premiere des Films verstarb. Dafür streift das Vermächtnis von Staatsanwalt Harvey Dent weiterhin durch die Straßen Gothams, hat das Dent-Gesetz doch für die Inhaftierung zahlreicher Sträflinge gesorgt. Batman, der für den Mord an Dent verantwortlich gemacht wird, wurde seit dieser Zeit nicht mehr gesehen und auch Multimillionär Bruce Wayne hat sich aus der Gesellschaft zurückgezogen, vegetiert abgeschieden in seiner Villa vor sich hin. Doch Bane ändert alles. Er bringt das Chaos zurück nach Gotham, er stellt das System von Reich und Arm in Frage, eröffnet den Bewohnern der Stadt die Wahrheiten, deren lügenhaften Aufbau sie sich niemals bewusste waren. Die Stunde ist gekommen, in der Batman zurückkehren muss. Doch Bane ist ein Gegner, der nicht unterschätzt werden darf. Er sucht die offene Konfrontation mit dem dunklen Ritter, spannt die katzenhafte Diebin Selina Kyle für seine Machenschaften ein und schafft es, Bruce Wayne körperlich als auch geistig zu zerstören. Batman muss darauf vertrauen, dass es mehr Helden in Gotham City gibt, als nur ihn.

Und das es vielerlei heldenhafte Menschen in Gotham gibt, weiß „The Dark Knight Rises“ zu berichten. Am Ende kann jeder ein Batman sein, diese Nachricht eröffnet sich nicht nur Commissionor Gordon, sondern auch dem Jungpolizisten John Blake, der seine wahre Bestimmung erst am Ende des Films finden wird. Dieses Ende ist aber auch das größte Manko im dritten Batman-Film, denn es wirkt als habe Christopher Nolan noch lange nicht damit aufgehört die Geschichte von Gotham City zu erzählen. Obwohl „The Dark Knight Rises“ als der definitiv allerletzte Ausflug des Regisseurs in die Welt des dunklen Ritters beworben wurde, bleiben mehr Handlungsfäden offen als bei von vornherein fortsetzbar geplanten Werken. Man hat nicht das Gefühl, dass Bane wirklich besiegt wäre und auch ein anderer Schurke, mit dem Batman es bereits in „Batman Begins“ und „The Dark Knight“ zu tun bekommen hat, bleibt der Stadt offenbar erhalten. Wie die acht Jahre lang belogenen Bürger der Stadt mit der Wahrheit um Harvey Dents mordenden Alter-Ego Two-Face umgehen bleibt unerwähnt, die Stadt liegt in Schutt und Asche, nur Batman wurde als Held rehabilitiert. Ansonsten verabschiedet sich Nolan aus einer Stadt, die den Geschichtenerzähler noch ein wenig länger benötigt hätte.

Tom Hardy ist Bane, der Söldner mit der Maske

Der Film selbst hätte derweil ein wenig mehr Batman nötig gehabt. Mag die Fokussierung auf Bruce Wayne auch eine starke Handhabe sein, so gestalten sich die fast drei Stunden Laufzeit schon ein wenig Batman-arm. Und wenn er dann seine großen Auftritte absolvieren darf, scheitert er kläglich, was ihn gar nicht als den Helden präsentiert, für den so manch einer vielleicht den Weg ins Kino gesucht hat. Er ist der Held, der von Bane gebrochen wird. Er ist der Held, der sich täuschen lässt. Er ist nicht der Held, der Bane besiegen wird. Aber immerhin darf er am Ende noch die Stadt retten. Dementgegen stehen zwei andere starke Figuren, die sich nach und nach mit den Idealen des dunklen Ritters identifizieren. Bei Joseph Gordon-Levitt in der Rolle des John Blake wird dies relativ schnell deutlich, ihm reicht Batman sein ganzes Wissen über das Tragen einer Maske weiter. Blake wird mit der Zeit entdecken, wie es um seine Gefühle gegenüber dem Leben als Superhelden steht. Die Showstehlerin ist sicherlich Anne Hathaway, die mit ihrer ganz eigenen Interpretation von Catwoman, die diese Bezeichnung in „The Dark Knight Rises“ niemals erhält, ganz dicht an der Rolle des Batgirl vorbeischrammt. Niemand möchte Hathaway absprechen, dass sie ihr ganzes Talent in die Darstellung der Selina Kyle gelegt hat, die sich in bravourösen Momenten von einer skrupellosen Killerin in ein schreiendes Opfer verwandelt, aber wirklich böse kommt sie nie daher, wirkt von Beginn an nicht wie eine Person, die sich gegen Bruce Wayne oder Batman stellen könnte, sondern immer viel mehr wie eine treue Gehilfin, die selbst wenn sie den Helden verrät noch mit Tränen in den Augen ihre Tat bereut.

„The Dark Knight Rises“ möchte viel erzählen, möchte zeigen wie die Reichen falsch wirtschaften und hierdurch die Armen zu radikalen Verbrechern verkommen können. Beide Seiten handeln falsch, beide Seiten definieren sich durch die Ignoranz gegenüber der Wahrheit und dem Glauben an die Lüge. Die Großerzählung leidet an seiner eigenen Überfrachtung. Hier hat sich das epische Gefühl gegen sich selbst ausgespielt, so dass am Ende auch eher ein episches Gefühl von Unwissenheit, Unvollständigkeit und Unzufriedenheit vorherrscht denn als ein geglückter Abschied aus einer der wohl dennoch besten Trilogien der bisherigen Filmgeschichte.

Denis Sasse



“The Dark Knight Rises“