Noel Gallagher scheint seinen Ruf bei eingeschweiβten Oasis-Fans, von denen es seit dem Erscheinen der Band in der Musikwelt Anfang der Neunziger Jahre des vergangenen Jahrhundert, beeindruckend viele gibt, noch nicht verloren zu haben. Zumindest scheint dieser legitimerweise einen Teil des Erfolgs seiner Solotour auszumachen, auf der er begleitet wird durch The High Flying Birds, eine Band die gegründet wurde um seine neuen Songs aufzunehmen und live zu interpretieren. Tatsächlich wurde sein nächstes Konzert in Berlin am neunten März (http://www.noelgallagher.com/#gigs/european-tour-2012/huxleys-neue-welt-09-03) aufgrund der ungeheuren Ticketnachfrage für diesen Event vom Huxleys Neue Welt, wo es ursprünglich geplant war, in die bedeutend gröβere Max Schmeling Halle verlegt.
Eventuell kann man dasselbe nicht von der Art und Weise sagen, wie dieses erste Album seines neuen Abenteuers durch die Kritiker aufgenommen wurde. Nicht, weil es sich hierbei um ein besonders schlechtes Album handeln würde, denn Gallagher hat nicht die Begabung verloren dafür, Stücke mit eingehenden Melodien von schwer zu leugnender Qualität zu schreiben. Vielleicht eher, weil man wesentlich mehr von jemanden erwartet hat, der über Jahre immer wieder andeutete, er fühle die experimentellere und innovative Seite seines kreativen Geistes gebremst und fast behindert durch die Ansprüche einer Band, die zu einem anpassungsfähigen Exzess wurde.
Wenn es auch von Anfang an nicht an Kritikern gefehlt hat, die Noel Gallagher gerne einer leidlichen Banalisierung, Idiotisierung und Versachlichung von Rock/Pop Songs beschuldigten und damit, der Independent-Szene einen fatalen Schlag versetzt zu haben, so gibt es auch andere, die von dem Stückeschreiber der Oasis-Songs einen qualitativen Sprung erwarteten, der ihn von seinen peinlichen öffentlichen Äuβerungen und vom kreativen Tiefpunkt der letzten Platten der Gruppe befreien würde, die sich in eine Parodie ihrer selbst verwandelt hatte mit immer weniger Anmut oder Talent.
Hierzu vielleicht ein para Zeilen, “What if i am already dead?/ How will i know?” von Stop the Clocks, einem der Songs des ersten Albums von Noel Gallagher mit den Flying High Birds, die besonders signifikativ erscheinen. Die Möglichkeit um festzustellen dass man nicht schon tot ist, ist natürlich ein neues Album aufzunehmen (dem zitierten Songtext nach zu urteilen scheint es nicht besonders ratsam dass Gallagher sich der Phisosophie widmet) und Texte wie den, den wir gerade gehört haben, wenn wir bis dahin gelangen. Aber diese Antwort ist auch nicht gerade beruhigend. Auch wenn das neue Abenteuer von Gallagher etwas gewagter scheint als seine vorhergehenden Platten mit Oasis, handelt es sich im Wesentlichen doch um dasselbe. Vielleicht klingt Gallagher hier etwas mehr nach den Kinks, allerdings Lichtjahre von dem unvergleichlichen Talent von Stückeschreibern wie Ray Davies entfernt, und vielleicht nach den Stones von „We Love You“ als nach den Beatles, aber alles klingt nach etwas, das schon altbekannt ist.