Nochmals Cordillera Blanca: Zum Nevado Alpamayo

Erstellt am 1. Oktober 2010 von Monikaloder
Ich hoffe, diese Trekking-Berichte werden nicht langsam langweilig, aber so schnell werdet ihr die wohl nicht los, eine 4. Wanderung ist schon so gut wie sicher.
Wir sind also am 21. September wieder einmal früh aufgestanden um um 5 Uhr bereit zu sein. Da der Rucksack, den Martina das letzte Mal ausgeliehen hatte, nicht sonderlich gut gepasst hatte, hat sie diesmal einen Anderen erhalten. Die Träger schienen in Ordnung, dafür waren alle Reissverschüsse der Aussentaschen futsch und die Schnalle des Hüftgrutes gebrochen. Todo rotto, alles kaputt, schon fast das Motto des Trips. Mit ÖV-Minibus ging's in ca. 1.5 Stunden nach Caraz, von dort aus mit einem Taxi auf einem schmalen Schotterweg über 1'000 Höhenmeter den Berg hoch bis zum Dorf Huallcayan. Dort packten wir unsere Rucksäcke auf den Rücken und los ging's. Inzwischen war etwa 9 Uhr und es war schon ziemlich warm. Und es ging einen steilen Hang hoch ohne Schatten oder andere Abkühlungen wie z. B. Wind. Da wir sechs Tage unterwegs sein würden, waren unsere Rucksäcke relativ schwer. Das fanden zumindest Martina und ich, Fakt ist aber eigentlich, dass unser bekannter Sherpa Victor fast das gesamte Futter schleppte.

Kleiner Mann, grosser Rucksack:
Guía classe Burro bei der Arbeit.

Viel Aufregendes passierte an jenem ersten Tag nicht. Uns begegnete ein Lehrer, der auf dem Weg zum Dorf war, wo er unterrichten sollte. Wohlbemerkt, es war Dienstag. Wir wunderten uns etwas und fragten Victor, wieso der Lehrer denn wohl unter der Woche unterwegs sei. Anscheinend ist es in abgelegenen Dörfern keine Seltenheit, dass nur zwei oder drei Tage pro Woche unterrichtet wird, einfach weil der Lehrer keinen Bock hat, rechtzeitig bei seinen Schülern einzutreffen oder weil er frühzeitig is Wochenende geht. Dazu muss gesagt werden, dass gewisse Orte einen guten Tagesmarsch von der nächsten Strasse entfernt liegen und die Lehrer regelmässig in die nächste Stadt müssen um ihren Lohn abzuholen. Trotzdem, wer seinen Lohn einsacken geht, muss meiner Meinung nach auch die Leistung, für die er bezahlt wird, erbringen. Gewisse peruanische Profesores scheinen dazu allerdings eine andere Ansicht zu haben. 
Ausser jenem Herrn trafen wir niemanden mehr. Wir erreichten unseren Campingplatz, Huishcash, 4'320 m, gegen halb drei und nutzten die Gelegenheit, einmal ungestört von Wind und Wetter in der Sonne zu liegen und nichts zu tun.
Am 2. Tag, jetzt wo es etwas Schönes zu bestaunen gegeben hätte, waren natürlich wieder diverse Wolken unterwegs und damit beschäftigt, die Berge zu verschleiern. Wir hatten keinen sehr weiten Weg vor uns und konnten uns Zeit nehmen, die blaue Lagune Cullicocha und die vergletscherten Cerros dahinter gebührend zu würdigen. Leider wehte wieder der übliche kalte Wind, der uns, zusammen mit den Wolken, die Sache zum Teil etwas vermieste.

Laguna Cullicocha mit den Nevados St. Gruz und Quitaraju.

Nach der Lagune und dem 4'850 m hohen Paso Toro Pistanang trafen wir wieder Einheimische, diesmal zwei Frauen mit einem beladenen Pferd. Wieder einmal wollte ein Tier nicht so wie seine Leute und wieder einmal wunderten wir uns über den wenig einfühlsamen Umgang der Leute mit ihren Tieren. Wenn ein Pferd erschrickt und auf die falsche Seite davonrennt, muss man ihm dafür doch keine Steine anschmeissen.
Um ca. 15 Uhr kamen wir beim Campingplatz Osoruri auf immerhin 4'740 m Höhe an. Viel Platz gab es dort nicht, ein paar kleine, mehr oder weniger flache Wieslein, eine Gruppe hätte dort jedenfalls kaum hingepasst. Der Höhe entsprechend war es recht kühl und als wir nichtsahnend unsere heisse Schokolade und Canchitas genossen, schneite es zeitweise sogar etwas.
Am nächsten Morgen schien erst mal wieder die Sonne, natürlich, um uns so richtig einzuheizen bis zur nächsten Passhöhe. Angeblich ist der Paso Vientunang 4'770 m hoch, d.h. wir hatten gerade mal 30 Höhenmeter zu bewältigen gehabt. So richtig glauben konnten wir das allerdings nicht, wir waren auf jeden Fall recht ins Keuchen gekommen. Zur Abwechslung führte der Weg danach 800 m steil in die Tiefe bis zu einem Fluss namens Calinca. So eine Bajada kann man wohl durchaus als weniger schweisstreibend bezeichnen als eine entsprechende Subida, aber irgendwie war es trotzdem anstrengend, dort runterzukommen ohne auf Staub und Steinen auszurutschen.
Unten im Tal angekommen, wanderten wir noch eine Zeit lang dem Fluss entlang bis zum Campingplatz Jancarurish, 4'250 m. Unterwegs kam nach einer Biegung endlich das Objekt der Begierde in Sicht, der Nevado Alpamayo. In Peru wird der Alpamayo als schönster Berg der Welt bezeichnet. Ich als  loyale Schweizerin konnte das natürlich so nicht stehen lassen und insistierte, dass das Matterhorn mindestens so schön und weit beeindruckender sei. Wobei man nicht abstreiten kann, dass auch der Alpamayo sich durchaus sehen lassen kann.

Nevado Alpamayo, 5'974 m.

Jener Campingplatz hatte eine ganz spezielle Wasserversorgung. Während alle Camps zwar an einem Bach oder Fluss gelegen sind, gab es hier eine Quelle, d.h. ein kleines Teichlein, das von einem Loch im Boden frisch gespiesen wurde. Das war natürlich supersauberes Wasser, das wir vor dem Trinken nicht verchloren mussten. Ausserdem war es unterhaltsam, den tanzenden Sandkörnern zuzuschauen, die vom Wasserstrahl, der aus dem Boden kam, nach oben getrieben wurden. Da wir erst etwas Abfall aus dem Wasser fischen mussten, nahmen wir an, dass hier nicht alle den Wert von sauberem Wasser zu würdigen wissen. Ob das Touris oder Einheimische betrifft, lassen wir mal offen.
Da wir kurz nach dem Mittag angekommen waren, hofften wir auf wieder einen Nachmittag in der Sonne mit Blick auf einen schönen Berg, was trotzt Wolken und kühlem Wind grösstenteils auch klappte.  Dazu hatte unser Führer ein Problem mit seiner Kamera (die Fotos wurden alle gelblich), und Martina versuchte herauszufinden, woran das liegen könnte. Sie fand das Problem schliesslich auch, die Linse war kaputt. Fotoapparate sollte man eben nicht auf den Boden fallen lassen. Schlauerweise hatte er aber einen Zweiten dabei. Schon überraschend, da ist sei Rucksack zum Bersten voll und er nimmt trotzdem zwei Kameras mit.
Tag Nr. 4 war so eine Art Pausentag, d.h. das Camp blieb stehen, während wir näher zum Alpamayo rauf wollten um den Gipfel noch von einer anderen Seite zu sehen. Leider war der Himmel an jenem Tag fast dauernd bewölkt, so dass wir unseren hübschen Berg kaum je richtig sahen. Das war echt schade, dort oben wäre die Aussicht auf diverse vergletscherte Gipfel bestimmt genial gewesen. Wir konnten allerdings froh sein, dass wir weder verregnet noch verschneit worden sind.

Laguna Jancarurish und Nev. Alpamayo.

Immerhin hatten wir einiges an Unterhaltung, vor allem auf dem Weg die Moräne rauf und oben auf einer ziemlich sumpfigen Ebene. Martinas Schuhe waren noch nie wasserdicht gewesen, meine Gore-tex-Membran ist schon seit Monaten zu Sau und die Schuhe befinden sich in vortgeschrittenem Stadium des Zerfalls. Die Aufgabe, mit trockenen Füssen durch den Sumpf zu kommen, war also einigermassen knifflig. Zur Abwechslung war die Landschaft dort etwas grüner als sonst mehrheitlich, dazu gab es sonderbare, orange-rötliche Pflanzen, die etwas Farbe in das übliche grau-braun-grün brachten.

Seltsame Pflanzen wachsen da.

Auf dem Weg zurück zum Zelt stiegen wir nochmals auf die Moräne der Lagune, einfach in der Hoffnung auf eine bessere Sicht, evtl. mit etwas blauem Himmel. Sehr erfolgreich waren wir damit zwar nicht, dafür trafen wir einen weiteren Einheimischen, der unter einem Stein wohnte, den Victor in die Lagune geworfen hatte: ein etwa 2 cm grosser Skorpion. Keine Ahnung, ob das Krabbeltier giftig gewesen wäre oder nicht, es hatte überhaupt kein Interesse an uns sondern schient eher genervt, dass ihm das Dach seines Hauses geklaut worden war. Weshalb ich das dann auch repariert habe.

Scorpion an der Laguna Jancarurish.

Als wir zurück beim Camp waren, sahen wir, dass eine weitere Gruppe, luxusmässig mit Aufenthaltszelt etc. sich dort installiert hatte. Soweit kein Problem, schon tags zuvor hatte eine andere, grosse Gruppe dort gecampt. Was uns an der Sache nervte, war, dass "diese da" ihr Klozelt recht nahe bei unserem Zelt, so quasi vor unserer Haustür aufgebaut hatten. Nichts gegen Baños Portátiles, aber da wäre auf der anderen Seite des Feldes genug Platz gewesen. 
Auch das Wetter verbesserte sich an jenem Tag nicht mehr, im Gegenteil, gegen Abend begann es leicht zu regnen. Nach dem Abendessen verkrochen wir uns wie immer sehr bald (so ca. 19-19.15 Uhr) in die Schlafsäcke, nur dort ist es warm und, in diesem Falle, auch trocken. Der Regen intensivierte sich nämlich und es schiffte praktisch die ganze Nacht durch. Netterweise hörte es am Morgen kurz nach sechs Uhr auf, so dass unser Sherpa ungestört Pancakes zubereiten konnte. 
Obwohl es von oben nun trocken war, war das gesamte Feld voller Pfützen und natürlich war der Pfad den 4'830 m hohen Paso Caracara hinauf, sowie alles Gras und Büsche entlang des Weges pflutschnass. Naheliegenderweise blieben auch wir bei unserem Aufstieg weder trocken noch sauber. Viel geschneit hatte es auch dort oben nicht, gerade soviel, dass alles nass und glitschig war, aber nicht genug, dass alles hübsch weiss geworden wäre.

Aussicht vom Paso Caracara auf unseren Weg.

Auf der anderen Seite hatte es offensichtlich noch weniger geschneit, nass und rutschig war der Weg ins nächste Tal aber noch lange. Unten angekommen folgte schon der nächste Aufstieg zum zweiten Pass des Tages, dem Paso Mesapama, der mit seinen 4'500 m Höhe eigentlich nur ein Pässli war. Wieder einmal hätten wir eine Superaussicht gehabt, wenn eben diese fiesen Nubes nicht alles futsch gemacht hätten. Da schwitzt man so und strengt sich an, nur um auch von zuoberst das Gleiche zu sehen wie von unten im Tal: graue Wolken. Phaa, Schweinerei!

Aussicht vom Paso Mesapampa, weiss nicht,
wie die vernebelten Gipfel heissen.

Nach einem kurzen und steilen Abstieg befanden wir uns in der Quebrada Huillca, der wir noch ca. eine Stunde lang abwärts folgten. Dort unten empfingen uns dunkelgraue Gewitterwolken und bald auch ein paar Regentropfen und ich war überzeugt, dass wir noch so richtig verregnet werden würden. Der "Campingplatz" jenes Tages war einfach ein riesiges, flaches Feld, das von einem Bach durchzogen wurde. Erstes Problem, wie kommt man über den Bach? Zweites Problem, wo ist das Klo auf diesem platten Teller? Wir folgten dem Wasserlauf ein paar Minuten abwärts und fanden eine natürliche Brücke. Ok, schön, erstes Problem gelöst. Wir fanden auch einen ganz leicht erhöhten Platz, nur so für den Fall des erwarteten Regens, und es gab in unserer Nähe sogar auch eine Art Vertiefung im Boden, die ganz offensichtlich schon von anderen Campern als Toilette gebraucht worden war. Perfekt.
Nicht ganz perfekt war der Boden, der sich als hart weil steinig erwies und wir eigentlich nicht alle Heringe krumhauen wollten. Aber ganz nach Victors Motto "¡Todo es possible!", alles ist möglich, schafften wir es auch hier, unsere Hütte aufzubauen. Wir hatten schliesslich schon auf schlimmeren Böden gecampt. Entgegen unseren Erwartungen kamen die fast schwarzen Wolken nicht näher und mehr als die paar Tropfen belästigten uns an jenem Nachmittag nicht mehr. Dafür wurde eine andere Erwartung bestätigt, nämlich die, dass man nicht in Sichtweite eines Hauses übernachten kann, ohne dass die Einheimischen Zältli, Schokolade oder  was auch immer wollen. Schon bald kamen ein Mann, ein Mädchen und ein etwa 3-jähriger Junge bei uns an. Anscheinend sprachen die drei nur Quechua, was die Verständigung mit Touris natürlich extrem erschwert. Aber für solche Fälle haben wir ja einen Führer, der mit dieser Sprache aufgewachsen ist und der sich eine Weile mit dem Herrn unterhielt. Das Wort "pastilla" fiel und wir schlossen daraus, dass irgendjemand krank war oder Schmerzen hatte und ein Medikament wollte. Victor schien aber nichts geben zu wollen, was wir auch verstanden, als er uns hinterher erklärte, dass der Junge Zahnschmerzen habe und er einem so kleinen Kind nicht einfach ein Schmerzmittel für Erwachsene geben wollte. Das hat man dann davon, wenn wohlmeinende Ausländer den Kindern hier Süssigkeiten verteilen. Nicht nur liegen danach überall Verpackungen rum, auch kriegen die kleinen Empfänger Karies, da Zahnbürsten und Zahnpasta ja nicht gleich mitgeliefert werden.
Wir schafften es trocken durch den Tag und die Nacht und auch der Morgen war ein Gemisch von Wolken und blauem Himmel. Da waren nochmals zwei Pässe, die überwunden werden wollten, leider habe ich es verpennt, Höhen und Namen aufzuschreiben, jedenfalls war es ganz schön windig und kalt dort oben. Wenn ich mich richtig erinneren, was der letzte Pass etwa um die 4'600 m hoch, von dort ging es dann unterschiedlich steil runter bis auf 2'950 m, was ganz schön viel war, wobei wir einen Teil  davon mit Bus absolvierten. Bis wir aber bei der befahrbaren Strasse ankamen, dauerte es ein paar Stunden und galt es, noch ein paar Zwischensteigungen zu bekämpfen.
Weiter unten, kurz vor der Strasse ist Anfang Jahr eine grössere Menge Erde abgestürzt und der schmale Ausgang der Quebrada war über ein paar hundert Meter zugeschüttet. Der Bach hatte sich natürlich inzwischen sein Bett wieder durchgefressen, es gibt eine neue Brücke darüber und einen neuen Weg über den ganzen Schutt und zwischen entwurzelten Eukalyptus durch. Trotzdem war ich ziemlich beeindruckt von diesen "Derrumbes", die in Peru nicht ganz selten zu sein scheinen.
Darüber, dass es in dieser entlegenen Region inzwischen einige Busse gibt, waren wir dann aber schon sehr froh. Diese Bajada hatte sich recht in die Länge gezogen und wir fühlten uns einigermassen geplättet (zumindest Martina und ich). Dass Martina wieder einmal ihre Beine nicht zwischen Sitz und Lehne des Vordersitzes brachte, war nicht weiter schlimm, da nicht viele Fahrgäste im Bus waren und sie sich problemlos quersetzen konnte. Als wir in Pomabamba ausstiegen, bestätigte sich eine andere Vermutung, nämlich, dass Victors Rucksack auf dieser Tour zum widerholten Mal total überladen war. Zack, Träger abgerissen und Rucksack am Boden, todo rotto eben. Wir lachten, mussten aber zugeben, dass wir nicht gerade überrascht waren.
Pomabamba war ein kleines Kaff mit einigen, wie sich herausstellte, ziemlich überteuerten Hostales. Es war zwar cool, an der Plaza zu hängen und zu warten, bis unser Sherpa eine passende Unterkunft gefunden hatte, aber als wir den Preis erfuhren, waren wir eher geschockt. Victor meinte, er werde die 25 Soles noch herunterhandeln, wieviel er schlussendlich bezahlt hatte, wissen wir nicht, aber mehr als 10 Soles waren die Bunkerzimmer aber ehrlicherweise nicht wert. Was an Pomabamba interessanter war, waren die Termas, die heissen Quellen. Leider gab es dort nicht einfach einen warmen Pool, sondern kleine private Abteile, so quasi die Dorfdusche. Da gerade Sonntag war und sich das halbe Dorf waschen wollte, mussten wir fast 1.5 Stunden warten. In der Kammer gab es dann eine Art grosse Badewanne mit Dusche, die  jedoch nicht funktionierte, auch hier, todo rotto. Aus dem Wasserhahn, irgendwo zwischen Knie- und Hüfthöhe, kam dafür jede Menge fast zu heisses Wasser, waschen ging also schon. Theoretisch, irgendwann in der fernen Vergangenheit, muss es auch einmal einen Stöpsel für die Wanne gegeben haben, hier behalfen wir uns eben, indem wir den Abfluss mit den Füssen verstopften. Vielleicht nicht sehr bequem, hat aber funktioniert.
Beim Abendessen lehnten wir uns (nicht zum ersten Mal) gegen Victors Plan der totalen Überfütterung auf. Wir hatten noch ein Päcklein Suppe übrig und ein paar Brote, die er in der Bratpfanne toastete. War genau richtig. Als er dann fand, er gehe zum Mercado Reis kaufen, mussten wir ihm klarmachen, dass wir genug gegessen hatten und auch ganz gewiss nichts mehr brauchten. Dass er lieber zu viel als zu wenige Essen mitnimmt, ist ja lobenswert, aber irgendwo ist ein Limit erreicht, wo man einfach nicht mehr essen kann (auch keine Schoggi und Guetslis mehr).
Am Tag darauf wartete eine 8-stündige, holprige und staubige Busfahrt auf uns. Glück hat, wer klein ist, Pech hat, wer gross ist, bzw. lange Beine hat. Wirklich bequem fand ich die Zeit im Bus zwar auch nicht, Martina schien sie aber ausgesprochen unbequem zu finden. Ausser uns waren noch drei Österreicher auf dem Rückweg nach Huaraz und natürlich eine ganze Menge Peruaner, die sich auf Sitzen und im Mittelgang drängten. Nach viereinhalb Stunden gab es eine kurze Pause, dann ging die Holpertour weiter. Erst später, als es wegen Radwechsel nochmals einen Halt gab, realisierte ich, dass unser Bus inzwischen zum Gefangenentransport umfunktioniert worden ist. Beim ersten Stopp hatte ich die wartenden Polizisten schon gesehen, nicht aber, dass einer von ihnen und ein Mann in Handschellen eingestiegen sind. Aber ok, warum auch nicht.
Diese Fahrt hatte einige landschaftliche Ähnlichkeit mit der Fahrt von Pocpa nach Chiquian in der Cordillera Huayhuash. Auf und ab, auf und ab auf schmalen, steinigen Weglein. Bemerkenswert war der letzte Pass, wo die Strasse zwischen mehreren beeindruckenden Nevados durchführte. Victor nutzte die Gunst der Stunde, uns genaustens zu erklären, dass diese Bergen Teil des Santa Cruz Treks seien. Er fand schon länger, wir sollten diesen Trek auch noch machen, Martina und ich waren bisher aber eher der Meinung, dass wir langsam aber sicher weiter sollten. Dummerweise hatten sich Huascarán und Co. als extrem überzeugende Argumente erwiesen (wie Victor natürlich haargenau wusste), also ist Trekking Nr. 4 de facto schon beschlossene Sache. Starttermin ist voraussichtlich der 4. Oktober, da am 3. in Peru Wahlen sind und die Teilnahme daran obligatorisch ist.

Wahlkampf in Huaraz.

Dass diese Wahlen anstehen, haben wir ja schon seit Längerem bemerkt, die Hälfte der Hauswände Perus sind mit Parteisymbolen bemalt. In letzter Zeit hat sich die Sache aber intensiviert mit Umzügen in den Strassen, Spots am Radio, Autos mit Parteifahnen, Feuerwerk, Konzerten etc. etc. Seit ein paar Tagen ist eine der grössten Strassen durch Huaraz teilweise gesperrt, da die Kandidaten dort ihre Bühnen aufgebaut haben, von denen man dauernd beschallt wird, entweder mit Musik oder irgendwelchen Reden. Es ist Zeit, dass die Wahlen vorbei sind und hier wieder Ruhe einkehrt.