Man kann der AfD dieser Tage nicht mehr vorwerfen, sie wäre populistisch: Nichts ist dem Deutschen so sehr zuwider wie eine zerstrittene Partei. Dabei muss es den leicht zu amüsierenden Betrachter vor allem begeistern, wie sich die Anhänger der ersten Stunde mittlerweile ausgerechnet auf die Grünen berufen, um die Chaostage in ihrer Partei zu relativieren, um dann im nächsten Artikel wieder über die linksgrün versiffte Republik zu schimpfen.
Mittlerweile hat sich die Diskussion in der AfD an einen Punkt hochgeschaukelt, wo der Vorsitzende selbst damit droht, auszutreten. Vielleicht wird ihm das auch nur von seinen internen Kritikern unterstellt, weil er einen "Weckruf" aufgesetzt hat, der zugleich ein Gruppierung innerhalb der Partei ins Leben ruft, die wiederum die Übernahme der AfD durch, ich zitiere, "radikale, sektiererische [...] Wutbürger" verhindern soll. Um eine erneute Brücke zu den Grünen zu schlagen: Das ist in etwa so, als hätten die sich der Atomkraftgegner und Tierfreunde in der Partei erwehren wollen.
Immerhin: So kann der Professor jetzt ein bisschen Geschichte nachholen, da hat er ja schon häufiger Schwächen offenbart, man könnte sagen: Ein entartetes Geschichtsverständnis bewiesen.
Während viele Kommentatoren die Neuorganisation in der Nähe der Zeugen Jehovas verorten- das Ding heißt aber "Erwachet" - gibt es durchaus ein Vorbild, das wie die Faust aufs Auge passt. 1930 warnten die Sozialdemokraten nach der Reichstagswahl mit Flugblättern vor der Übernahme der Republik durch die bararischen Horden, die der Wähler gerade in die Parlamente gewählt hatte. 85 Jahre später scheint Herrn Lucke zumindest aufgefallen zu sein, was für Geister er gerufen hat, bevor solche Flugblätter wieder nötig werden. Und, machen wir uns nichts vor, die heutige SPD würde einen Weckruf auch nicht mehr zustande bringen, insofern: Danke, Bernd.
Vielleicht kaufe ich mir sogar eine Glühbirne im Geschenkshop der AfD und zünde sie nachts für Euch an.