Der Morgen begann wie jeder Morgen die letzten Tage und dennoch war es anders – heute stand der letzte Wandertag auf unserer Wandertour am Süd-West-Küstenpfad Englands an. Nachdem schon am Vorabend die Überlegung im Raum stand, anstatt nach Par zu laufen, lieber die sehr schöne Etappe vom Vortag mit dem Ziel Mevagissey als Abschluss zu sehen und diesen Tag zum Besuch vom Eden Project (eine Art großer botanischer Garten in dem man u.a. die Klimazonen der Erde nachgebildet hat) zu besuchen, war ich über unsere demokratische Entscheidung am Frühstückstisch sehr gespannt. Für mich war es klar, dass ich gerne laufen würde – jedoch hätte ich mich auch mit dem Eden Project anfreunden können (auch wenn Pflanzen bestaunen nun nicht wirklich zu meinen Hobbys zählt ) … die Etappe vom Vortag war wirklich sehr schön und was würde uns heute erwarten ???
Da die Wetterprognosen nicht so schlecht waren und auch Vanessa (sie war immer wieder unentschlossen) sich mehr zum Wandern hingezogen fühlte (trotz Erkältung – Respekt !), haben wir beschlossen doch zu laufen. Par hatte als Endziel auch etwas Symbolisches: hier begann mehr oder weniger unser Abenteuer, als wir auf der Hinfahrt nachNewquay hier aussteigen und wegen Überfüllung des Anschlusszuges auf eine Busverbindung warten mussten.
Bevor wir wieder packten und uns auf den Weg machten, haben wir noch die Tickets für die Zugfahrt von Par nachLondon gebucht … schließlich wollten wir ja noch 1-2 Tage dort verbringen und auf überfüllte Züge ohne Platzreservierung für 5h hatten wir dieses Mal keine Lust. Hinzu kam, dass die Buchung über das Internet 50 Pfund günstiger war (warum auch immer). Dann ging es aber los – wir haben es sogar schon 09:30 Uhr mit dem Start an diesem Tag geschafft !
Schon die ersten Kilometer hatten es in sich – es ging gefühlt immer wieder bergauf und dann wieder bergab und so weiter … auch wenn mir das die letzten Tage wenig ausgemacht hatte, hat es mich diesmal schon körperlich stark beansprucht. Zum ganzen auf und ab kam vor allem das Wetter: es war verdammt schwül. Ich hatte wirkliche Bedenken, wie lange das noch so weiter geht und wie sich vor allem auch Vanessa und Marcel (beide mit Erkältung und nennen wir es mal Motivationsunpässlichkeiten ) hier durchkämpfen werden. Vorsichtshalber hatte ich schon mal nach Plan B und C geguckt, damit wir notfalls die Strecke auch verlassen und auf den Bus umsteigen können. Zu meinem Erstaunen muss ich aber sagen, dass dies nicht einmal Thema war und wir gut gelaunt und mit Vorfreude auf unser Endziel den Weg vorangeschritten sind.
Die sehr anstrengenden, aber von der Landschaft und Aussicht auch wunderschönen, Passagen machten den Großteil unserer Strecke aus .. bis kurz vor Charlestown um genau zu sein. In Charlestown haben wir 3 sehr schöne alte Segelschiffe im Hafen gesehen und mit vielen anderen Touristen bestaunt. Auch einen Kaffee und Stück Kuchen haben wir uns hier natürlich nicht entgehen lassen können. Von hier aus waren es nur noch ca. 6km bis zu unserem Endziel. Die Zitrone bei Vanessa schien schon ziemlich ausgedrückt zu sein, aber sie ist dennoch weiter gelaufen und hat nicht aufgegeben.
Die Region hier schien ziemlich beliebt bei Touristen und auch zum Wohnen für Leute mit dem nötigen Kleingeld zu sein. Nach Charlestown kam direkt Carlyon Bay und dann eigentlich auch direkt Par. Der Weg von Carlyon Bay führte direkt an einem Golfplatz vorbei und ich guckte auch immer wieder nach rechts Richtung Meer, ob es nicht doch noch ein schönes Plätzchen zum Baden gibt. Leider war dies aber nicht der Fall – die Badehose habe ich also unnötigerweise 2,5 Wochen und ca. 275km mit mir herum getragen.
In Par angekommen ging das alte Spiel nun glücklicherweise zum letzten Mal los: wir brauchten eine Übernachtung. Nun war der Ort größer, als wir es bei unserer Hinfahrt vermutet hatten und es gab einige B&B in unseren Listen. Aber wie sollte es anders sein: fast alle waren ausgebucht oder waren für unser selbst gesetztes Budget zu teuer. Von den ursprünglich 30 Pfund pro Person und Nacht hat sich unser Maximum ja in den zwei Wochen schon auf 35 und dann auf 40 Pfund erhöht. Nun waren wir mit 42,50 Pfund wieder etwas weiter nach oben geklettert … aber was hatten wir für eine Wahl? Und mit 51 Pfund pro Person und Nacht ist unser Appartement in London ja schließlich noch weiter drüber.
Glücklicherweise war das Pub in dem wir übernachteten aber sehr schön und vor allem große und saubere Zimmer. Weiterer großer Pluspunkt war die Nähe zum Bahnhof (wir hatten das Pub bereits am ersten Tag gesehen) und wir konnten abends direkt dort sehr gut essen … also keine Zusatzkilometer mehr
Bevor es am Donnerstag Abend dann wieder zurück nach Deutschland geht, fahren wir morgen Vormittag mit dem Zug nach London und werden hier noch eine sicher schöne Zeit verbringen …
Fotos von der letzten Etappe