Warum gibt es in Mannheim eigentlich keine Fête de la Musique? In diesem Jahr am 21. Juni habe ich mich das wieder gefragt und mich an die „Fête“ in den letzten Jahren in Berlin erinnert. Immerhin gibt es diese musikalische Feier des Sommeranfangs auch in Deutschland mittlerweile nicht nur im gehypt-gehassten Berlin, sondern auch in vielen anderen Städten. Und Mannheim ist immerhin eine der Musikstädte des Landes – und möchte es auch sein. Seit Ende letzten Jahres darf die Stadt sich UNESCO City of Music nennen, und Frankreich, wo die Idee zur „Fête“ geboren wurde, ist kaum eine Autostunde entfernt. Zwischen Musikhochschule und Popakademie, Alter Feuerwache und Capitol, Jungbusch und Neckarstadt gibt es einiges a n Potenzial und viele gute Ideen. Warum also ist es hier nicht möglich – ein stadtumfassendes Straßenmusikfestival mit Freiraum für einen Tag für jeden, der seine Musik öffentlich präsentieren möchte? Über die ganze Stadt verteilte kleine Bühnen (dazu gehört auch jede Straßenecke, an die sich Musizierwillige stellen dürfen), zwischen denen es sich an einem der ersten lauen Sommerabende flanieren lässt?
Zu der Hitze passt der groovig-entspannte Elektro-Gitarren-Jam von Markus Herrmann. Kaum hat er aufgehört, schnörkeln sich von gegenüber die ganz anders gearteten, rein akustischen Klänge von vier Celli durch den Nachmittag. Das Quartett „Cellibration“ präsentiert sich ganz klassisch, wird aber bald unterbrochen von exotischen, fernöstlichen Klängen. Sitar und Tabla werden begleitet von Cajon und Saxophon – das ist die bunt gemischte Truppe „NeckarGanga“ aus deutschen und indischen Musikern, die sich im letzten Jahr in Indien zusammenfanden. Darf man das Jam-Session nennen? Egal, eigentlich ist das hier alles so eine Art große Jam-Session, und dazu gehören auch noch die Mezzosopranistin Barbara Grabowski, die Hollaender-Schlager singt, die Seniorenband „F(A)ltenRock“ des Mehrgenerationenhauses, der Argentinier Emiliano Trujillo mit seiner Sarod, einem weiteren indischen Saiteninstrument, Ansu Mane Gaio mit afrikanischer Kora und Gitarre und nicht zuletzt die Schülerband der Marie-Curie-Realschule, die überzeugend cool und rockig beeindruckt.
Die Idee, die so unterschiedlichen Musiker und Ensembles sich quasi gegenseitig musikalisch ins Wort fallen zu lassen, ist toll. Sie hat auch ein bisschen etwas von der „Fête de la Musique“, wo sich gerne mal die Klänge kreuzen und miteinander battlen. So ist es nur schlüssig, dass das Ganze am Abend in einem großen Gemeinschaftskonzert in der Herz-Jesu-Kirche mündete. Da konnte dann auch die Hitze kein Hindernis und Gegenargument mehr sein. Im letzten Jahr wurde davon gesprochen, dass die „Musik-Welten“ die Vorbereitung für ein großes kleines Straßenmusikfestival im Stadtteil sein sollten, das für den September dieses Jahres geplant war. Das wäre doch ein erster Schritt in die Richtung hin zu eigenen „Fête de la Musique“ – sei es nun unter diesem Label oder unter einem eigenen. Bisher ist in diesem Jahr von einem solchen Festival nichts mehr zu hören und nicht mehr die Rede. Ich lasse mich gerne überraschen und träume weiter.