Mina Ahadi ist ganz sicher keine Person, die fehlerfrei ist. Selbst ich habe sie hier im Blog schon leise kritisiert und darüber berichtet, dass es innerhalb der exil-iranischen Community geteilte, ja kontroverse Meinungen gibt, was ihre Arbeit anbelangt.
Ich möchte das auch kaum werten. Das steht mir nicht zu. Für mich zählt – unabhängig von jeder politischer Meinung – vor allem, dass Mina Ahadi als Menschenrechtlerin aktiv ist. Ohne ihren – oft weit über die eigene Kraftgrenze gehenden – Einsatz gäbe es keine internationale Aktion zur Rettung von Sakineh Ashtiani. Und allein das zählt für mich.
Frauen wie Mina Ahadi ist es zu verdanken, dass international überhaupt noch über die Menschenrechtsverletzungen in Iran berichtet wird.
Das vorangestellt.
Die Vorwürfe, dass sie einen Artikel in einem Medium veröffentlichte, dass seine Leser am anderen Rande des politische Spektrums hat, sind insofern richtig, als dass es diese Veröffentlichung gab. Ich habe darüber seinerzeit geschrieben (siehe hier und hier) und auch mit Frau Ahadi darüber gesprochen. Das war ein Fehler, aus der Verzweiflung erwachsen.
Es ist auch richtig, dass Frau Ahadi Mitglied der Arbeiterkommunistischen Partei Iran ist. Daraus machte und macht sie nie einen Hehl. Ich unterstelle vielen, die sich daran reiben, dass sie allein bei dem Signalwort “Kommunismus” die roten Signalleuchten angehen sehen (man schaue sich an, was derzeit in Sachen Gesine Lötzsch in den Medien abgeht). Dabei wird – zumindest aktuell im Falle Mina Ahadi – ausgeblendet, dass diese nicht als Kommunistin tätig ist, sondern als Menschenrechtlerin. Woher Nickpol die Erkenntnis zieht, dass es sich bei der API um eine stalinistische Partei handelt, weiß ich nicht. Es ist nicht die Tudeh-Partei. Und seien wir ehrlich: sie ist als Partei nicht sonderlich bedeutsam.
Weiterhin stimmt auch, dass Mina Ahadi seinerzeit die Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung massiv störte. Ich halte das für einen politischen Fehler, deren Auswirkungen noch heute zu einem angespannten Verhältnis zwischen der Böll-Stiftung und Mina Ahadi führen.
Deshalb mag es besonders interessant sein, nachzulesen, was Bahman Nierumand zu den aktuellen Vorgängen um Sakineh Ashtiani und ihrer Rolle dabei zu sagen hat:
Die in Köln lebende Iranerin Mina Ahadi, die offenbar mit den deutschen Reportern in Verbindung stand, wies am 19. Dezember in einem Gespräch mit der dpa Vorwürfe zurück, sie habe die beiden Journalisten ins offene Messer laufen lassen. „Ich bin zwei Stunden vor dem geplanten Interview angerufen und gefragt worden, ob ich für eine abgesprungene Dolmetscherin aushelfe und am Telefon übersetze. Das ist alles“, sagte sie. Iranische Oppositionelle im In- und Ausland werfen ihr dennoch vor, dass sie unverantwortlich gehandelt habe. Als politisch Engagierte habe sie wissen müssen, dass der Anwalt und der Sohn von Aschtiani unter ständiger Beobachtung der Sicherheitskräfte stehen und ein Interview ausländischer Journalisten mit ihnen den Behörden sicherlich nicht verborgen bleiben würde. Sie habe den Reportern unbedingt abraten müssen, ohne ein Journalisten-Visum zu einem Interview nach Iran zu reisen, heißt es in Stellungnahmen. (Quelle: Iran-Report 01/2011 der H. Böll Stiftung)
Wenn Nierumand – der immerhin für die Böll Stiftung schreibt – so sachlich über beide Seiten der Medaille redet, dann sind Zweifel an der “Schuld” von Mina Ahadi sehr angebracht. Es ist bekannt, dass das islamische Regime jede Gelegenheit nutzt, Zwietracht zu sähen. Das geschieht mal mehr mal weniger diffizil. Solche Kommentare wie der des “Bürger” hier im Bloghaus sind Versuche, Fehlmeldungen in die Öffentlichkeit zu tragen. Sie tarnen sich als “nur mal Fragende” und verfolgen deutliche Ziele.
Doch zurück zu Mina Ahadi: was ist ihr vorzuwerfen?
Dass sie eine politische Person ist? Wohl kaum.
Dass sie unter Gefahr für Leib und Leben sich für andere und deren Rechte einsetzt? Kann auch nicht wirklich als kritikwürdig betrachtet werden.
Wer seinem Antikommunismus die Sporen gibt und undifferenziert über diese Frau hetzt berichtet, dient denen, mit denen ich nichts, aber auch gar nichts zu tun haben will. Für mich sind diese Schreibtischtäter, die in ihrer Dummheit auf Beifall aus der falschen Ecke scharf sind, gefährlicher als “erklärte Gegner”. Umso schärfer meine Angriffe gegen diese.
Nic