Noch ein Auto oder schon eine Tatwaffe?

Von Diekeule

Ich liebe die einsamen Nächte auf der Autobahn. Kalte Piste, warme Reifen und ein Geräusch aus dem Motorraum, das alle meine Sinne wie ein Balsam besänftigt. Mehr Entspannung bringt nur das Eintauchen im lauwarmen Pool mit Glas Wein, italienischer Musik und einem nächtlichen Himmel an dem Millionen von Sternen dem Betrachter seine Unbedeutsamkeit demostrieren. Gestern war ich wieder mal nachts unterwegs, genoss die Magie der Dunkelheit und hörte dem leise gestelltem Radio zu. Ein Mix aus Musik, etwas langweiligen Smalltalks und Nachrichten ertönte aus den Lautsprechern und nichts deutete darauf hin, dass meine, von der Monotonie der einsamen Straße etwas eingetrübte Stimmung sich gleich so gravierend verändern wird. Skandalöses Verhalten von einigen Politikern, dazu gleich mehr bei uns, so lautete die Ansage der Radiomoderatorin und die Spannung stieg. Ich erwartete wirklich eine mich zum Boden zwingende Sensation. Ein Bericht über Abgeordnete, die kilometerlange Kokain-Bahnen in ihre gierigen Nassen einziehen oder sexuelle Exzessen auf den Bundestagstoiletten! Leider musste ich mich jedoch etwas gedulden, denn erstmals wurde ich gezwungen der etwas depressiven Stimme der Adele zu zuhören und wieder mal feststellen müsste, dass mich Seeed letzter Zeit nur noch enttäuscht (dazu in Kürze ein separater Beitrag). Dann nur noch ein Spot eines lokalen Autohauses und es kam! Aber wirklich wie eine Granate mitten in meinem Kopf! Einige Politiker sind Umweltsäue weil sie trotzt bevorstehender Klimakatastrophe auf große Autos nicht verzichten wollen! Was? Keine illegalen Pokerrunden mit nackten Weibern und Pistolen auf den Tisch? Keine Orgien? Nur Gejammer, dass es Menschen gibt, die gerne Autos fahren mit mehr Leistung als eine politisch korrekte Gurke mit einem Rasenmähermotor? Besitzer von großen Wagen standen schon immer an dem Pranger. Mal waren sie kapitalistischen Blutsauger, mal Dealer oder Zuhälter und jetzt neuerdings auch Umweltschweine, die der kränkenden Erde den letzten Stoß geben. Bis jetzt kamen die Hetzkampagnen von Aktivisten, einigen, stark orthodoxen Grünen oder einfachen Neidern, die am ganzen Körper zitterten wenn der Nachbarn in den klimatisierten Massagesitz seiner S-Klasse Platz nahm während eigener Fiesta fröhlich vor sich hin rostete. Zum ersten Mal nahm ich gestern einen Kriminalisierungsversuch, der so offiziell über die Medien kam und erschreckte. Da können sich demnächst die Rächer freuen, die im Namen der Umwelt und sozialer Gerechtigkeit die Limousinen und Sportwagen in Brand setzten oder zerkratzen. Jungs, es wird immer legitimer eine verhasste Bonzenkarre zu zerschrotten, also nur zu! Wahrscheinlich aus Protest schaltete ich nach diesem Bericht das Radio aus und erweckte den Motor aus seinem Halbschlaf! Als erhöhte Menge Co2 durch die Auspuffrohre geblasen wurde, tat es mir nicht mal leid, denn eins bin ich mir sicher…die gute Mutter Erde wird mir das verzeihen. In ihrer langen Geschichte setzte sie sich bereits gegen viele klimatischen Desaster erfolgreich durch und das ganz ohne Katalysatoren, schwachsinnigen Feinstaubplaketten und vor allem ohne Hilfe von Visionären, die eine schlimme Katastrophe voraussagen, die auch ohne Mensch und Maschine zweifellos eines Tages eintreten wird….wie schon so oft in der Geschichte der Erde.