Die Schlagzeile ist als Newsmelderin nicht mehr topaktuell, aber ich sehe sie erst heute auf einer alten Zeitung, die gerade neben mir liegt. — Afrikas Frauen verdienen in der Tat mehr als einen Nobelpreis! — Man schaue sich folgendes Bild an:
Es ist Sonntagnachmittag in Tussiana (wo ich acht Jahre lebte). Obwohl diese Frauen Christinnen sind, krampfen sie, um sich ein wenig Taschengeld zu verdienen. Sie lösen das gelbe Pulver von den Néré-Kernen, aus denen sie dann ein traditionelles Saucengewürz herstellen. Die Arbeit sieht nicht nach Zuckerschlecken aus, wenn man die „puderbezuckerte“ Dame ganz links anschaut (übrigens eine Frau, die gut über sechzig gewesen sein dürfte zu jenem Zeitpunkt). — Das Pikante am Bild: während sich die Frauen im Vordergrund abrackern, geniessen die jungen Herren im Hintergrund links ihr sonntägliches Teekränzchen…
Oder dies: Unser Gastgeber im Dorf, der in sehr vieler Hinsicht ein vorbildlicher Mann war (und deshalb den Übernamen „le vieux propre“, der saubere Alte, trug), verhielt sich kulturell völlig normal, wenn er aufs fünf Kilometer entfernte Feld per Moped fuhr, während seine Frau zuhause das Mittagessen kochte und es dann auf dem Kopf aufs Feld trug — natürlich zu Fuss gehend. Am Abend kehrte der Mann mit dem Moped wieder nach Hause, während seine Frau noch Holz sammelte, das sie auf dem Kopf nach Hause trug. Wie sie dann einige Zeit später als ihr Mann zuhause ankam, fand sie ihn unter dem Mangobaum sitzend vor. Sie entfachte das Feuer in der Küche und wärmte zunächst einmal das Duschwasser für ihn, bevor sie sich ans Kochen machte.
Wenn wir Besucherinnen aus dem Westen bei uns hatten, dann sagte ich ihnen, sie sollten den Rest ihres Lebens täglich dafür danken, dass sie nicht als afrikanische Frauen geboren wurden. — Nobelpreis für Afrikas Frauen. Mehr als verdient!
