No Substance.

No Substance.

TOTAL, From Joy Division To New Order (Rhino)
Die Rezension von Best-Of-Alben ist ohnehin eine wenig ergiebige Aufgabe, die vorliegende Veröffentlichung allerdings hat, bei allem Respekt, ein ähnlich hohen Nutzwert wie ein 96-Stunden-Deo. Wie jeder Mensch, der halbwegs mit Musikverstand beschlagen ist weiß, liegt das allerdings keineswegs an der Qualität der präsentierten Titel – die steht weder bei Joy Division noch bei New Order in Frage, ärgerlich sind hier eher Auswahl und Zustandekommen der Compilation an sich.

Man muß keine sehr zeitaufwändige Recherche betreiben um festzustellen, dass von beiden Bands im Laufe der Zeit ausreichend Material zu Best-Of-Sammlungen geschnürt worden ist: Genaugenommen ist ja schon „Still“, das fantastische Doppelalbum, welches nach dem Tod von Ian Curtis veröffentlicht wurde, eine erste resümierende Bestandsaufnahme, später folgten mit „Permanent“, „Substance“ und der Edelbox „Heart And Soul“ aufschlußreiche Dokumentationen, 2008 dann die bisher letzte Zusammenfassung auf zwei CDs. Bei New Order fällt die Bilanz nicht weniger reichhaltig aus – auch hier ein nicht minder wichtiges „Substance“ mit jeder Menge verlängerter Versionen, ein Best- und ein Rest-Of und die gewichtige Retro-Box, selbst eingefleischte Fans können damit jede Menge sehnsuchtsvolle Zeitreisen untermalen.

Worin also bei dieser Bandbreite an wiederaufbereiteter Musikgeschichte der Sinn von „TOTAL“ liegen soll, bleibt selbst dem wohlwollenden Zuhörer äußerst schleierhaft. Die Auswahl der Songs ist sattsam bekannt, wurde routiniert und mutlos bewältigt und fällt bei der Wertung des kreativen Potezials beider Bands für Joy Division mit nur sechs Titeln deutlich zu mager aus. Selbst für New Order wurde der wenige Platz wieder nur mit altbewährten Klassiker besetzt und so in alter und schlechter Tradition der frühen Alben „Movement“, „Brotherhood“ und „Low Life“ nur stiefmütterlich gedacht.

Bleiben als Gründe für die Wiederveröffentlichung noch der proklamierte historische Kontext und das bislang ungehörte Stück „Hellbent“. Nun, dass die eine Band das Ergebnis des schmerzlichen Endes der anderen war, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, als Basis für diese Neupressung erscheint das ein wenig bemüht und dünne. Zumal man ehrlicherweise dann auch Warzaw hätte mit einbinden müssen, um dem Ganzen wenigstens den Anschein der Vollständigkeit zu geben. Für „Hellbent“ wiederum hätte es ein Singleformat auch getan, zudem erinnert einen das Stück aus dem Jahr 2005 leidvoll daran, dass sich New Order zu dieser Zeit noch nicht im Kleinklein zwischen den streitlustigen Dickköpfen Sumner und Hook aufgerieben hatten.

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