Streikende Autofahrer haben für einen kompletten Verkehrs-Kollaps auf der Autobahn AP-7 gesorgt. Hunderte von Fahrzeugen hielten vor der Zahlstelle von Mollet del Vallès in Katalonien. Die Fahrer weigerten sich zu zahlen und provozierten einen Stau von mehr als zwei Kilometern. Das dröhnende Hupkonzern der Autoschlange hörte am Sonntagmittag erst auf, als die Betreiberfirma Abertis die Schranken öffnete und die Fahrzeuge gratis passieren liess. Die Aktion “No quiero pagar” (“No vull pagar” auf Katalanisch; “ich will nicht zahlen”) provoziert ähnliche Aktionen schon seit einigen Monaten.
Das Konzept ist so simpel wie effektiv: Einer hält an der Zahlstelle der Autobahn, weigert sich, den entsprechenden Obulus zu entrichten, und viele viele hinter ihm. Gestern war die Schlange mehr als zwei Kilometer lang. Auf der Autobahn AP-7 in Katalonien ging eine knappe Stunde lang gar nichts mehr. Selbst die aufgeregten Unterhaltungen an der Zahlstelle des Teilstücks von Mollet del Vallès hielten sich sehr in Grenzen, denn das Hupkonzert von hunderten von Fahrzeugen sorgte für einen dichten Schallteppich.
Gestern war der erste Tag der 7,5%igen Preiserhöhung der Autobahngebühren Kataloniens. Pünktlich um 12 Uhr brach der Verkehr zusammen, wie es die Aktion “No quiero pagar” geplant hatte. Da halfen alle Bitten und Aufforderungen nichts: Die Fahrer weigerten sich strikt zu zahlen. In den Kassenhäuschen wurde aufgeregt mit den Chefs der Betreiberfirma Abertis telefoniert. Doch auch die fanden kein Mittel und mussten am Ende zustimmen, die Schranken einfach zu öffnen und hunderte von PKW gratis passieren zu lassen, wollten sie die Autobahn nicht noch länger zum kompletten Verkehrs-Chaos werden lassen.
Schon im Monat Juni hatte die Verkehrsbehörde etwa 40.000 Zahlverweigerer registriert. In Katalonien beschuldigen sich die Politiker gegenseitig und schieben den Schwarzen Peter hin und her. Die Regierung der Region Katalonien wirft Madrid vor, “in einer Nacht- und Nebelaktion die Autobahn-Preise mitten in der Krise zu erhöhen, ohne jegliche vorherige Kommunikation”. Ausserdem solle man, wenn schon, dann gefälligst auf allen spanischen Schnellstrassen kassieren und nicht fast ausschliesslich in Katalonien. Die jetzige 7,5%ige Preiserhöhung werde bei 10 Prozent landen, wenn im September erst die Mehrwertsteuer-Erhöhung greift.
Ein Sprecher der PSC-Sozialdemokraten forderte dagegen beide Seiten auf, den Ball flach zu halten, denn nicht nur Madrid erhöhe über Nacht die Autobahn-Gebühren. Die nationalistische Regierung Kataloniens habe seit Weihnachten die Gebühren auf den Teilstücken, die in ihre Zuständigkeit fallen, selbst um 7 Prozent erhöht, “ohne jede Absprache, ohne jede Vorankündigung an Autofahrer, Parteien oder Gemeinden” – und dazu noch die historischen Vergünstigungen für die Vielfahrer gestrichen.
Der Aktion “No quiero pagar” ist die Streiterei der Verantwortlichen egal. Sie kündigte heute intern weitere Aktionen an, die für mehr “ausserplanmässige Vollsperrungen” von Autobahnen sorgen werden.
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