Nivea streitet Risiken durch Aluminium ab

Von Bert Ehgartner
Gestern lief die Wiederholung unseres Filmes "Die Akte Aluminium" auf ARTE. Einige Radio und TV-Stationen bringen mittlerweile Beiträge zum Thema und in zahlreichen Internet-Foren wird über die Gesundheitsgefahren durch Aluminium diskutiert. 
Der öffentliche Druck auf Firmen, die nach wie vor biochemisch aktive Alu-Verbindungen in ihren Produkten verwenden, steigt. Die Kunden fragen zunehmend nach - und so erscheinen dann auf manchen Webseiten offizielle Antworten zur Aluminium-Problematik. 
Eine besonders freche Entwarnung lieferte der deutsche Beiersdorf Konzern, welcher die Produktlinie "Nivea" vertreibt, die nach eigener Aussage "weltweit größte Hautpflegemarke".

Zahlreiche Produkte von Beiersdorf enthalten Alu-Verbindungen


Auf der Webseite des Konzerns werden "Aktuelle Fragen" aufgeworfen. Gleich die erste Frage lautet: "Sind Aluminiumverbindungen in Hautpflegeprodukten gefährlich?"
In vier Absätzen wird die Frage von der Pressestelle des Konzerns ganz eindeutig beantwortet: "Nie und nimmer!" - Hier geht es zur Webseite.
Die Textbausteine, welche die Beiersdorf Pressestelle in ihren Ausführungen zu Aluminium verwendet, findet man fast wortgleich auf zahlreichen Industrie-Webseiten - und auch in Ausführungen von diversen Aluminium-Fachleuten, welche nahen Kontakt zur Alu-Lobby pflegen.
In den Argumenten fällt auf, dass es immer die anderen Bereiche sind, welche angeblich deutlich mehr Aluminium verwenden bzw. enthalten. Bei den Unmengen, die in Lebensmitteln oder Medikamenten enthalten sind – so die Argumentation – brauche man sich über Kosmetikprodukte gar keine Sorgen mehr machen.
Wenn man den ersten Absatz liest, hat man beinahe das Bedürfnis, in den Drogeriemarkt zu gehen und sich Aluminiumpulver als Nahrungsergänzung einzukaufen, um nur ja keinen Mangel zu erleiden.
Aluminiumsalze sind Bestandteil unserer täglichen Nahrung. Sie sind zum Beispiel in Obst, Gemüse, Getreide, Fleisch sowie unserem Trinkwasser enthalten.
Doch einen derart suggerierten "natürlichen Aluminiumgehalt" findet man in den allermeisten Lebensmitteln - sofern sie nicht kontaminiert sind - in Wahrheit nicht. Und nicht einmal die eingefleischtesten Alu-Lobbyisten, mit denen ich im Zuge meiner Recherchen gesprochen habe, würden öffentlich behaupten, dass Aluminium unproblematisch für die Gesundheit ist.
Im Meer, wo das Leben seinen Ursprung nahm,  ist – abgesehen vom Mündungsbereich belasteter Flüsse – sogar heute noch die Aluminium-Konzentration meist unter der Nachweisgrenze. Für die allermeisten Pflanzen und ausnahmslos alle Tiere ist Aluminium toxisch. Bis heute kennt man - vom kleinsten Bakterium bis zum Menschen - keinen einzigen biochemischen Mechanismus, in dem Aluminium eine sinnvolle Rolle spielt. Dafür sind mittlerweile mehr als 200 Mechanismen bekannt, wo sich Aluminium-Ionen einbauen und Schaden anrichten. "Bevor wir Aluminium vor ca. 100 Jahren mit enormem Aufwand an Energie aus der Erdkruste geholt haben, waren bioaktive Aluminium-Ionen nicht verfügbar", sagt der britische Aluminium Experte Prof. Christopher Exley. "Das Leben auf der Erde entstand in Abwesenheit von Aluminium."
Einige der Argumente, die auf der Webseite von Beiersdorf genannt werden, sind eindeutig falsch - so wie z.B. diese Aussage:
Bei den in Kosmetika verwendeten Stoffen handelt es sich meist um unlösliche Aluminiumverbindungen mit entsprechender vernachlässigbarer Bioverfügbarkeit von Aluminium, das heißt eine Anreicherung im Gewebe ist ausgeschlossen.Lösliche Aluminiumverbindungen werden hauptsächlich in Antitranspiranzien eingesetzt, wobei hier auf der Haut und in den Schweißdrüsen unlösliche Aluminiumverbindungen entstehen und somit die Bioverfügbarkeit von Aluminium ebenfalls gering ist.
Dass eine Anreicherung im Gewebe ausgeschlossen werden kann, ist eine reichlich mutige Ansage, für die jegliche Evidenz fehlt. Bereits Minuten nach dem Auftragen von Alu-Verbindungen können diese im Blut gemessen werden. Aktuelle Untersuchungen zeigten, dass Aluminium sich sehr wohl z.B. in den Knochen, im Brustgewebe oder im Gehirn anreichern kann
Ebenso frech wie falsch ist auch diese Behauptung:
Der Vorwurf durch Verwendung von aluminiumhaltigen Kosmetika würde sich das Risiko erhöhen, an Brustkrebs oder Alzheimer zu erkranken, gilt als widerlegt. 
Auf welche Belege sich die Pressestelle des Unternehmens hier bezieht, wird ebenso wenig genannt wie eine Methode, mit der ein Risiko als "widerlegt" dargestellt werden kann. Das ist nämlich beinahe noch schwieriger als das Gegenteil: Ein Risiko zu beweisen.
Tatsache ist, dass eine konkrete Verursacherrolle von Aluminium als Auslöser von Krankheiten bisher erst in wenigen Fällen bewiesen werden konnte. So wurden Alu-hältige Arzneimittel, welche Nierenkranken verabreicht wurden, als Verursacher der so genannten Dialyse-Demenz überführt. Und zwar dadurch, dass diese Krankheit nicht mehr auftrat, nachdem die Medikamente verboten wurden. Mit ähnlichen Methoden wurde Aluminium als Auslöser von Anämie und Knochenerweichung überführt.
Doch bei anderen Krankheiten, welche sich in der Normalbevölkerung über einen Zeitraum vieler Jahre entwickeln - wie z.B. bei Brustkrebs oder der Alzheimer Krankheit - ist die Beweisführung ungleich schwieriger.
Zum einen, weil im Leben die wenigsten Krankheiten monokausal verursacht werden, sondern immer mehrere Einflüsse (z.B: Umweltfaktoren, genetischer Hintergrund) zusammen wirken. Zum zweiten, weil es im Bereich der Ursachenforschung bei Aluminium kaum öffentliche Förderungsmittel gibt und Kosmetik-, Pharma- oder Lebensmittelindustrie, welche Alu-Verbindungen einsetzen, verständlicherweise kein großes Interesse haben, in diesem Bereich selbstständig aktiv zu werden.
Doch es gibt unzählige Indizien, welche eine Rolle von Aluminium in der Entstehung dieser Krankheiten nahe legen. Am Beispiel der Alzheimer Krankheit bezeichnen es zunehmend auch führende Experten als wahrscheinlich, dass Aluminium eine Rolle spielt, wie ich hier im Blog - oder auch in meinem Buch zum Thema ("Dirty Little Secret - Die Akte Aluminium") an zahlreichen Beispielen ausgeführt habe. Christopher Exley nennt eine ganze Reihe von Krankheiten, welche mit dem schädlichen Einfluss von Aluminium assoziiert sind.
Es wäre eindeutig die Aufgabe der Behörden, ihre Verantwortung für die Gesundheit der Bevölkerung wahr zu nehmen und endlich für Aufklärung zu sorgen. Filme wie "Die Akte Aluminium" tragen hoffentlich dazu bei, dass öffentlicher Druck entsteht und die Behörden aus ihrem Faulbett aufstehen. Die seltsame Zurückhaltung bei der Forschungsförderung zur Aufklärung der Rolle von Aluminium muss endlich beendet wird.
Solange die Sicherheit der Alu-Verbindungen nicht erwiesen sind, sollte das Prinzip der Vorsicht gelten und die bekannt toxischen Chemikalien nicht in sensiblen Bereichen des Lebens eingesetzt werden.
Verantwortungsvolle Kosmetik-Konzerne könnten sich diesem Prinzip ja ebenfalls anschließen.