Nioh 2

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Nioh 2

7Action-RPG

Nach drei Jahren erscheint nun der zweite Ableger des Souls-like-Titels aus dem Hause Team Ninja. Der historisch-fiktionale Actiontitel Nioh 2 bringt einige Neuerungen, aber auch alte Schwächen mit sich. Jeder der Nioh gespielt hat weiß, dass man zumindest einen Doktortitel in Japanologie brauchte, um sich einen Reim aus der Handlung des Spiels zu machen. Mit Nioh 2 wurde dieses Problem zumindest teilweise aufgegriffen. Im Gegensatz zu einem vorgegebenen Helden dürfen Spieler nun einen eigenen Charakter erstellen. Nach einem detailreichen Editor schließt sich der Held mit der historischen Figur Tokichiro zusammen, lernt Oda Nobunaga kennen und verstrickt sich in die wütenden Kriege der Sengoku-Zeit. Durch Cutscenes und die stärkere Identifikation mit dem Protagonisten wird die Story etwas verständlicher und stringenter. Wer sich wenig um diese schert, der sei beruhigt – wie im ersten Teil bleibt die Geschichte von Nioh 2 doch eher eine Randnotiz.

Nioh 2: Von Schwert bis Kanone

Die wahre Stärke des Spiels liegt definitiv (wieder) im Gameplay. Hierbei gab es wenig zu verbessern und damit auch nur geringe Neuerungen. Während man bei den Fernkampfwaffen wieder auf Bogen, Gewehr und Kanone setzt, wurde bei den Nahkampfwaffen das Arsenal um Glefe und Beil auf insgesamt neun Metzel-Werkzeuge erweitert. Jede Waffe kann in drei verschiedenen Haltungen benutzt werden. Je nachdem können unterschiedliche Kombos ausgeführt werden, in unterschiedlicher Geschwindigkeit und mit höherem oder niedrigerem Schaden. Ninja-Fähigkeiten und Magie sind natürlich auch wieder am Start. Für alle Nioh-Veteranen gibt es hier also wenig Überraschungen.



Da der Hauptcharakter halb Yokai, halb Mensch ist, können nun allerdings verschiedene neue Spezialfähigkeiten verwendet werden. Diese werden durch einen Balken eingesetzt, welcher sich durch verursachten Schaden auffüllt. Dazu gehört ein Konter, der bei richtigem Timing Ki-Schaden verursacht sowie Yokai-Attacken, die man durch das Einsammeln von Seelenkernen erlangt. Durch das zuweisen von (maximal drei) Fähigkeiten und der Möglichkeit, nicht-menschlichen Gegnern zu kontern, bietet Nioh 2 einem ein noch größeres Angriffsrepertoire als der Vorgänger.

Eine weitere Änderung bringt das Levelsystem der Waffen. Positiv dabei lässt sich erstmal anmerken, dass die Upgrade-Fenster jetzt sehr viel übersichtlicher sind. Negativ ist leider, dass Kombos nicht mehr über das Aufleveln der Hauptattribute erfolgt, sondern durch langwieriges grinden mit der jeweiligen Waffe. Ein schneller Ausflug in eine neue Waffe, zuvor mittels Zurücksetzen der Hauptattribute erfolgt, ist daher leider nicht mehr möglich.

Aller Anfang ist schwer

Wer glaubt, dass unter der Einführung von Extra-Attacken der Schwierigkeitsgrad leidet, liegt weit daneben. Nioh 2 ist vor allem am Anfang sehr herausfordernd. Auch erfahrene Spieler werden des Öfteren scheitern, während Neulinge definitiv mit Frust rechnen müssen. Doch genau dabei liegt der Reiz. Wer versagt muss wieder aufstehen – und wer wieder aufsteht wird auch belohnt. Wenn man das Kampfsystem verinnerlicht, Angriffen ausweicht und die Gegner nacheinander niederschlägt, macht das ungemein Spaß und hinterlässt eine Zufriedenheit, die nur durch den nächsten Bosskampf wiederaufgefrischt werden kann.

Leider schafft es das Spiel trotz seiner Stärken im flüssigen und fordernden Kampfsystem nicht, an seinen inoffiziellen Vater heran zu kommen: Der Dark Souls-Reihe. Jeder, der beide Spiele schon mal vor sich hatte, weiß wie viel sich die Entwickler von Team Ninja von der Konkurrenz von From Software abgeschaut hat. Das allein soll noch keine Kritik sein. Allerdings muss man sich doch dem Vergleich stellen und schneidet leider in fast allen Belangen schlechter ab. Schon nach wenigen Stunden Spielzeit werden Gegner regelmäßig recycelt. Da bereits mehr als die Hälfte der Kontrahenten aus dem ersten Spiel übernommen wurden, bedeutet das nach der Eingewöhnungsphase vorhersehbare Kämpfe und eine langsam einsetzende Ernüchterung. Viele Yokai zeichnen sich nur durch ihre hohe Anzahl an Lebenspunkten aus – und weniger durch anspruchsvolle Angriffsmuster. Duelle sind dadurch zwar lang, aber nicht spannend.

Ein neuer Samurai ist in der Stadt

Auch im Leveldesign zieht Team Ninja mit Nioh 2 den Kürzeren. Während jedes Gebiet bis zu 14 Missionen bereit hält, bietet nur die Hälfte dieser Missionen auch neue Umgebungen. Außerdem sind zu Beginn fast alle Level geradlinig erkundbar und bieten wenig Geheimnisse, die man nur durch aufmerksames Suchen finden würde. Erst gegen Ende des Spiels beweist das japanische Studio, dass es in der Lage ist, aufwendige und vielschichtige Umgebungen zu bauen. Finden sich doch zu diesem Zeitpunkt dann auch tatsächlich Festungen mit mehreren Ebenen, verstrickten Gängen und Shortcuts, die nützlich gesetzt wurden.



Hinzu kommt, dass Nioh durch das neuartige Setting einen Trumpf gegenüber der Fantasy/Horror-Welten von Dark Souls und Bloodborne hatte. Nachdem nun allerdings From Software mit Sekiro: Shadows Die Twice in beeindruckender Manier gezeigt hat, wie Samurai-Schwertkampf in Videospiel-Form auszusehen hat, kann sich Nioh 2 dieses Argument leider nicht mehr zuschreiben.

Alle, die vom ersten Teil begeistert waren, werden sich Nioh 2 definitiv zulegen, denn das starke Fundament wurde ausgebaut und an ein paar Stellen verbessert. Leute, denen schon der erste Teil zu schwer oder eintönig war, sollten sich einen Kauf allerdings zweimal überlegen. Wer sich irgendwo dazwischen sieht und sich generell als Fan des Souls-like-Genres bezeichnet, darf sich auf ein solides Actionspiel freuen, in das man für mindestens 60 Stunden eintauchen kann.

Plattform: PS4 (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 18, Release: 03.2020, teamninja-studio.com/nioh