Ninja-Käfer (für Emanuel)

Ninja – Käfer

Eine Geschichte von Roman Reischl für seinen Sohn Emanuel.

Als ganz normal geborenes Insekt hat man es sicherlich nicht leicht, ein bisschen aus seiner Welt auszubrechen und etwas noch viel Größeres zu verwirklichen. So geht es vielen von uns Menschen ja auch.

Maxim erblickte vor zwei Monaten das Licht der Welt: Als Marienkäfer!

Von Anfang an war der Kleine viel neugieriger als alle anderen seiner Art. Er beobachtete immer öfter den Himmel und die Menschen, statt sich mit Pflänzchen zufrieden zu geben. Sein Papa sagte zu ihm, dass er nützlich sei, da er Blattläuse fressen wird und so die Blumen und Bäume schützt. Der Winter kam nur immer näher und das Meiste verblühte.

Maxim nistete sich daraufhin wegen der Kälte in einem alten Haus ein. Dort wohnte ein kleiner Junge, der gerne mit Figuren spielte. Maxim sah ihm heimlich zu, ohne dass der Bub es merkte. Die Fantasie im Spiel war so grenzenlos, am Meisten gefiel dem kleinen Marienkäfer die überragende Kampfkunst der Ninja.

Es gab eines Tages im Haus ein großes Festessen und die Mutter des Jungen stellte anschließend Wasabinüsse zum Knabbern für alle auf den Tisch.

Unbemerkt, als keiner hinsah und alle vor dem Fernseher saßen, begann Maxim auf die Schüssel zu krabbeln und von den Nüssen zu naschen.

„Mann, sind die scharf!“, dachte er im ersten Moment. Doch schon wenige Tage später bemerkte der Marienkäfer Maxim eine Veränderung in seinem Kopf und Körper. Er wuchs auf einmal und in seinen Gedanken fuchtelten nur noch Schwerter durch die Gegend, waaghalsige Kämpfer machten gewaltige Sprünge durch die Luft.

Maxim hatte gar keinen Appetit mehr auf Läuse, jedoch umso mehr auf Nüsse! Er wuchs und wuchs. Bald danach war es sogar schwierig für ihn, sich im Kinderzimmer zu verstecken, weil er schon so groß war.

Er hörte dem kleinen Jungen abermals beim Spielen zu.

„Ninja!“, rief der Bub.

„Ninjakämpfer – Chef, du bekommst jetzt eine Spezialausbildung! Du bist nun verantwortlich für die Verteidigung der ganzen Insel Japan! Wir Ninjas sind Abwehragenten, greifen niemals an. Aber wenn es darauf ankommt, sind wir zur Stelle und setzen uns zur Wehr!“

Maxim war so fasziniert von diesen Worten, dass sein Beschluss feststand. Er wollte ein Ninja – Marienkäfer werden und alle Käfer der Welt beschützen. Mittlerweile hatte er schon sechs schwarze Pünktchen auf seinem Rücken.

„Das passt ja perfekt!“, sagte er zu sich selber.

„Ich bin rot und schwarz. Jetzt noch ein weißes Ninja – Stirnband und ich habe alle Farben eines Kämpfers am Körper.“

Maxim aß immer öfter Nüsse, denn sie sind gesund und machen klug. Er war nun soweit. Sein Ziel: Japan! Ninja werden!

Da er ein Marienkäfer ist, die meistens Glück haben und auch bringen, passierte etwas ganz Tolles. Der Papa und die Mama des Jungen wollten im Frühling nach Tokio fliegen, um dort mit einem Freund, der dort lebt, ein Sushi Restaurant zu eröffnen.

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie einfallsreich Maxim nun wurde. Da er nun schon so groß war wie ein Meerschweinchen, ungelogen, kroch er in eine Seitentasche der Koffer der Familie und deckte sich mit Schminkzeug und einem Handspiegel völlig zu.

Wenn die Frau jetzt in das Nebentäschchen schaut, wird sie denken:

„Achja! Das Wichtigste ist eingepackt und viel Kleidung brauchen wir für eine Woche nicht.“

Maxim hatte Recht und blieb unentdeckt. In Japan´ s Hauptstadt Tokio angekommen wartete er, bis die Koffer im Hotelzimmer abgestellt wurden. Als kein Mensch mehr da war, kugelte er aus seinem Versteck. Da Marienkäfer im Frühjahr von Haus aus kräftiger werden, breitete er seine Insektenflügel aus. Maxim flog über die riesige Stadt, die selbst in der abendlichen Dunkelheit hell beleuchtet war. Er war so aufgeregt, sein Käferherz pochte bis zum Hals hinauf.

„Eines Tages!“, schrie er in die Lüfte, „kehre ich zu dem Buben und seiner Familie zurück und bedanke mich bei ihm!“

Glaubt ihr, Maxim würde sein Versprechen nicht halten? Ich nicht.

Lang dauerte es nicht, da begegneten ihm Vögel in den Höhen des funkelnden Tokios. Er wunderte sich zuerst, dass diese nicht nachfragten, wie ein einst kleiner Marienkäfer so groß und kräftig werden konnte.

Nein, im Gegenteil! Sie luden ihn ein, zu einem alten Gemäuer mit zu fliegen. Dort angekommen, staunte Maxim nicht schlecht: Vor der alten Ruine, einst von japanischen Mönchen bewohnt, schwebte ein Feuerball über dem Brunnen vor dem massiven Burgtor.

Ein kleiner Greifvogel rief ihm zu:

„Maxim, flieg durch das Feuer! Bleibst du unverletzt, bist du einer von uns!“

Der Marienkäfer brauchte nicht lange, um eine Entscheidung zu treffen. Er nahm alle seine Kräfte zusammen und driftete elegant, aber mit einer Höllengeschwindigkeit durch die Kugel aus Flammen. Lediglich ein paar Härchen an seinen Flügeln waren verbrannt.

„Die wachsen wieder nach“, schilderte er den Fluggenossen ganz cool und locker.

Die stellten ihm dann dennoch einige Fragen.

„Wo kommst du her, Maxim und was hast du vor?“

Der Käfer antwortete: „Aus Deutschland, aus dem Allgäu. Ich habe mich anders ernährt – von Nüssen und ab und zu auch ein wenig Fleisch. Ich möchte ein Verteidiger werden, ein großer Beschützer. Ein Ninja möchte ich werden! Ein Krieger für den Frieden.“

Der Anführer, ein Adler, gab ihm zur Antwort:

„Dann bist du hier genau richtig, mein Freund. Herzlich Willkommen! Du hast die Feuerprobe bestanden. Diese alte verfallene Burg ist das japanische Kastell der Tier – Ninja. Du wirst hier lernen, wie man pfeilschnell mit einem Schwert umgeht, wie man wie ein Blitz reagiert.“

„Gibt es denn noch mehr solche Prüfungen?“, erkundigte sich Maxim sichtlich begeistert.

„Davon kannst du ausgehen“, bekam er zu hören.

Sieben lange, lange Jahre vergingen. Unser Marienkäfer wurde vollständig zu einem Tier – Ninja erzogen. Er kann nun mit seinem Schwert Felsen zerfetzen wie Luftballons. Er beschützt alle Tiere in Not vor Umweltverschmutzungen, Angriffen und Dieben. Denn Ninjas sind Kämpfer für das Gute.

Nächstes Jahr wird der Junge aus Deutschland, dessen Familie Maxim unwissend nach Japan brachte in die Schule kommen.

„In der Schule wird der Bub genauso viel lernen wie ich. Sich zu behaupten, sich zu verteidigen und ganz locker bleiben, wenn jemand blödes Zeug redet.“, sagte der Marienkäfer Maxim.

„Ein Wort, ein echt gutes Wort kann so messerscharf sein wie mein Ninjaschwert!“

Hat euch Kinder auch schon einmal ein Tier beschützt? Ein Hund oder eine Katze zum Beispiel? Tiere meinen es gut mit ihren Leuten. Hast du eins? Ich bin mir zwar nicht sicher, aber es ist gut möglich, dass es ein Ninja sein könnte aus der alten Festung. Denn Tier – Ninjas gibt es nicht mehr nur noch in Japan. Auch bei uns.

Euer kleiner, großer Beschützer Marienkäfer

Maxim


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