Tanz der Tarantel
Kirsten Wulf
KiWi, 2014
978-3462046441
9,99 €
Am frühen Morgen des dritten Tages des Festes zu Ehren von Santu Paulu, dem Schutzheiligen der kleinen Stadt Galatina in Apulien, liegt eine Leiche in der Kapelle des Heiligen: Nicolà Capone, der erfolgreichste junge Pizzica-Musiker aus dem Salento, der zwei Tage zuvor noch einen umjubelten Auftritt hatte. Der brummige Commissario Cozzoli, der gerade in Mailand in einem Antimafiaprozess aussagt, kommt Hals über Kopf zurück und trifft auf Elena Eschenburg. Ein eigensinnig Pärchen macht sich auf die Suche nach einem Mörder …
Die wichtigsten Personen sind in diesem Krimi: Elena, Cozzoli und die Leiche. Trotzte wimmelt es nur so vor Nebendarstellern, die nur kurz da sein, etwas länger anwesend sind oder das Kind von Elena spielen! So viele Menschen habe ich schon lange nicht mehr auseinanderhalten müssen, zum Teil sind sie wahrlich überflüssig.
Aber Elena ist ein netter Charakter, der sich zu einer beruflichen Veränderung gezwungen hat und nun in Apulien bei ihrer Familie wohnt. Das Temperament ist dort ganz anders und manchmal merkt man, dass sie etwas steifer ist, als die Menschen, die dort leben. Manchmal denkt sie noch sehr deutsch und prallt dann auf die Lebenswelt des Commissarios. Sie ist sehr neugierig, obwohl sie nur Fotojournalistin ist, findet ihre Chefin aber nervig. Sehr sympathisch, denn die ist wirklich eigenartig!
Unsere Leiche hingegen ist eine schillernde Persönlichkeit, jedenfalls für die Eigentümlichkeiten des Landes. Nicolà hat Musik gemacht – mit Leib und Seele. Irgendwie wird ihm das wohl auch zum Verhängnis, aber da verrate ich mal nichts ;)
Der Commissario ist ein eigenartiger Mann. Eigentlich ist er gerade nicht in diesem Dorf bzw. Landstrich kommt aber mal schnell wieder, um auf jeden Fall den Fall zu übernehmen. Er hat eine eigenartige Art Dinge zu regeln. Er ist zwar dagegen, dass Elena mit ermittelt, sagt ihr habe, sie können ja “etwas neugierig sein”. Mh, komischer Typ.
Apulien als Kulisse war mir ganz neu. Der Einblick in das Leben und die Musik dort, ist der Autorin gut gelungen. Ich konnte mir Häuser und Straßen vorstellen und fand die Geschichte, um die Musik herum, sehr lesenswert. Es war etwas, was meinen Leserhorizont noch nie gestreift hatte.
Die Handlung läuft etwas schleppend an, aber als Elena die Leiche entdeckt, geht es los. Sie beginnt forschen, stellt Fragen und benimmt sich manchmal etwas sehr tollpatschig. Sie gerät oft in die Schusslinie, weil sie der Commisario nicht klar genug ausdrückt oder Elena nicht versteht, dass sie brisante Fragen stellt. manchmal habe ich das Gefühl, sie vergisst einfach, dass sie die Leiche gefunden hat und auch etwas im Fokus steht. Aber wenn sie auch niemand daran erinnert?
Als sie die Leiche findet, wirkt sie seltsamerweise sehr unbeteiligt. Sie soll die Mörderin sein, wird verhaftet und es macht ihr, gelinde gesagt, nichts aus. Schon komisch. Auch der Commissario konnte mich nicht begeistern, er wurtschelt ein bisschen herum, stellt nur Fragen und kommt viel zu spät auf irgendwelche Zusammenhänge und lässt eher Elena in ihr Verderben laufen. Eine richtige Zusammenarbeit, so wie ich mir das laut Klappentext vorgestellt habe, findet hier nicht statt.
Zwei Kleinigkeiten noch zum Schluss. Die eine ist etwas sehr persönliches, was vielleicht auch albern ist. Aber ich mag es nicht, wenn der Vorname sowie der Nachname mit den gleichen Buchstaben anfängt. Es jedes Mal zu lesen, finde ich anstrengend. Es gibt doch so viel schöne Buchstaben! Außerdem ist mir aufgefallen, dass wahrlich viele Sätze mit “Elena” anfangen. Das hat meinen Lesefluss gestört, denn abwechslungsreich war das nicht.
Diese Kleinigkeiten und die fehlende Spannung lassen mich zu einem durchschnittlichen Leseerlebnis kommen.
Das Cover wirkt auf mich wie eine Einladung zum Urlaub, was erstmal nichts schlechtes ist. Auch der erste Krimi der Autorin ist so ähnlich gestaltet. Der Untertitel verweist einfach nur auf die Gegend, in der der Krimi spielt.
Die Atmosphäre ist sehr südlich, das Temperament aber eher schwach. Ich hätte mir ein bisschen mehr Elan und Biss gewünscht, gerade von einer Frau, als Ermittlern, die auch noch selbst verdächtigt wird!