Quelle: Helmut Mühlbacher
Ihr Lieben,
heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Kristina Reftel erzählen:
„Das Bild und die Kritiker“
„Nadja war die begabteste Schülerin auf der Kunsthochschule.
Durch harte Arbeit, Hingabe, Fantasie und große künstlerische Begabung hatte die anspruchsvolle Ausbildung durchlaufen und nun war sie fast fertig.
„Nun steht nur noch eine Lektion aus, sagte ihr Lehrer eines Tages.
„Deine Aufgabe ist es, ein Bild zu malen, das Dein bis dahin hervorragendstes Werk werden soll.“ Nadja arbeitete Tag und Nacht und schließlich war das Bild fertig. Es war wirklich ihr bislang bestes Werk.
„Sehr gut“, lobte der Lehrer. „Nimm und bring es zum Marktplatz und hänge es so auf, dass alles es sehen können. Hänge zusätzlich ein Schild daneben, auf dem Du mitteilst, dass Du Dein Werk zur allgemeinen Betrachtung und Beurteilung ausstellst und dass Du dankbar bist, wenn alle, die einen Fehler auf dem Bild bemerken, diese Stelle mit einem Kreuz markieren.“
Nadja tat, was der Lehrer gesagt hatte, und wartete ungeduldig einige Tage.
Dann ging sie zum Marktplatz, gespannt vor Erwartung.
Sollte sie den Test bestanden haben?
Würden keine Kreuze auf ihrem Bild sein?
Doch das Herz wurde ihr schwer, als sie das Bild sah.
Schon von Weitem konnte sie erkennen, dass das Bild vollkommen mit Kreuzen bedeckt war. Nun würde sie sicher von ihrem Lehrer ein „Ungenügend“ für das Bild bekommen. Betrübt ging sie zur Schule zurück und zeigte ihrem Lehrer das Bild.
Der aber sagte nicht viel, sondern bat Nadja, ein neues Bild zu malen, wenn möglich ein noch besseres. Dieses Mal arbeitete Nadja noch härter. Sie wollte so gerne erfolgreich sein.
Der Lehrer lobte auch dieses neue Bild und erklärte ihr, dass sie auch dieses Bild auf dem Marktplatz ausstellen solle. Doch diese Mal sollte die Mitteilung auf dem Schild neben dem Bild ein wenig anders lauten. Nadja hörte auf die Hinweise ihres Lehrers und beeilte sich dann, zum Marktplatz zu gehen. Dort hängte sie ihr Bild zusammen mit dem neuen Hinweisschild auf.
Auch auf diesem Schild wurden die Leute dazu aufgefordert, auf mögliche Fehler hinzuweisen. Doch diesmal bekamen die Zuschauer die Chance, die Fehler, die sie entdeckt hatten, selbst zu korrigieren, und zwar mithilfe von Pinsel und Farbe, die daneben standen.
Und als Nadja nach einigen Tagen zu ihrem Bild zurückkehrte, hatte niemand auch nur einen einzigen Fehler finden können. Freudestrahlend ging sie zur Schule zurück und zeigte ihrem Lehrer das Bild.
„Nun hast Du die letzte Lektion gelernt, die Du lernen musstest“, sagte der Lehrer mit einem Lächeln. „Und die Lehre ist folgende:Es wird immer Menschen geben, die Deine Werke, die das, was Du tust, beurteilen.Das erste Bild war voll mit Kreuzen, weil viele gerne ein Wörtchen mitreden wollen, wenn sie die Möglichkeit dazu bekommen, auch wenn sie überhaupt keine Ahnung von der Sache haben.
Dein zweites Bild war völlig ohne Kreuze, weil in diesem Fall auch das Können und die Geschicklichkeit der Betrachtenden und Beurteilenden selbst gefragt waren.
Darum gilt:
Wenn Du Deine Seele, Deine Begabung und Dein Herz in ein Werk, eine Tat hineingelegt hast, dann fälle Dein eigenes Urteil. Du bist derjenige, der dem, was Du tust, den Wert gibst.
Das können Dir alle Kritiker dieser Welt nicht wegnehmen.
Und vergiss nicht: Dasselbe gilt auch, wenn Du das Lebenswerk eines anderen Menschen beurteilen sollst.“
Quelle: Helga und Gerd Steuer
Ihr Lieben,auch wenn wir es oft nicht zugeben wollen, so ergeht es uns doch oft wie der jungen Frau in unserer Geschichte. Wenn wir kritisiert werden, dann wird und das Herz schwer. Wir fühlen und schlecht und haben starke Zweifel, ob das, was wir getan haben und was kritisiert wurde, wirklich gut und gelungen ist. Diese Zweifel können so stark werden und unser Herz kann so schwer werden, dass wir uns nichts mehr zutrauen, dass wir unser Selbstbewusstsein verlieren und uns für Versager halten.
Wir müssen uns einfach einmal die Tatsache verdeutlichen, dass Kritik zum menschlichen Leben einfach dazu gehört. Immer wenn Menschen zusammen sind, immer dann, wenn jemand darüber berichtet, was er getan oder geleistet hat, gibt es Menschen, die meinen, ihn kritisieren zu müssen.
Viele Menschen können gar nicht anders, als andere Menschen zu kritisieren, deshalb kennt unsere Sprache ja auch das Wort „Kritiksucht“.
Als Kind und Jugendlicher habe ich unter der Kritik sehr gelitten:
Ich wurde kritisiert, weil ich unehelich geboren wurde.
Ich wurde kritisiert, weil ich so klein war.
Ich wurde kritisiert, weil ich ein schlechter Esser war.
Ich wurde kritisiert, weil ich nicht gut singen konnte.
Ich wurde kritisiert, wenn ich etwas getan oder geleistet hatte.
Ich wurde kritisiert, wenn ich nichts getan oder geleistet hatte.
Ich wurde kritisiert wegen meines Aussehens.
Ich wurde kritisiert wegen meiner schlechten schulischen Leistungen.
Ich wurde kritisiert, weil ich ein schlechter Sportler war.
Diese Liste könnte ich stundenlang fortsetzen.
Jede Kritik wiegt wie ein Kieselstein und wenn wir uns jede Kritik, wie ich das damals tat, zu Herzen nehmen und die Kritik wie einen Kieselstein in den Rucksack unseres Lebens stecken, dann wird die Last mit der Zeit so schwer, so unerträglich, dass die Gefahr besteht, dass wir darunter zusammenbrechen.
Es ist wie in unserer Geschichte:Egal, welches Bild wir den anderen Menschen von uns bieten, sie werden immer etwas zu kritisieren haben, sie werden wie in der Geschichte ihr Kreuz machen und am Ende wird unser Bild nicht mehr zu erkennen sein.
Dabei gibt es eine einfache Waffe gegen Kritik:
Oft begehen wir einen großen Fehler, wenn wir kritisiert werden: Wir verteidigen unser Tun. Ich kann Euch allen nur raten: Lasst das sein! Ihr werdet Eure Kritiker nicht überzeugen, denn ihnen geht es ja nicht darum, etwas besser zu machen, sondern darum, Euch zu kritisieren.
Das einfache Mittel gegen Kritik besteht darin, denjenigen, der uns kritisiert in unserem Tun und Handeln, darum zu bitten, Verbesserungsvorschläge zu machen, also so zu handeln wie die junge Frau in unserer heutigen Geschichte.
Ich habe schon eine ganze Menge Kritiker in meinem Leben entwaffnen können, indem ich zu ihnen gesagt habe: „Ich finde Deine Kritik an dem, was ich getan habe, in Ordnung. Nun bitte ich Dich herzlich, mir zu sagen, wie ich es besser machen kann, denn ich möchte gerne noch dazulernen."Als ich in der Kindheit mich über die so zahlreichen Kritiken ärgerte, als mir dadurch das Herz schwer wurde und ich traurig wurde, da habe ich, so wie der Honig die Bienen anzieht, die Kritiker angezogen, sodass ich ihrer zuletzt kaum noch Herr werden konnte.
Seit ich als Erwachsener auf Kritik reagiere, indem ich den Kritiker um Verbesserungsvorschläge bitte, ist die Zahl meiner Kritiker immer kleiner geworden. Probiert es doch auch einmal aus!
Quelle: Astrid Müller
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch nun einen kritikfreien, ruhigen und gemütlichen Start ins Wochenende und ich grüße Euch von Herzen aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen