Niemand hat Bragida eingekreist

Von Sf2000

Wir können heute morgen einer Menge besonders besorgter Bürger dabei zulesen, wie sie den Tod der Meinungsfreiheit beweinen. Nicht nur kriegt Pegida weiter kein Bein auf die Erde, wenn es denn nun nicht gerade Dresden ist, die Gegendemonstrationen nehmen zu und sorgen dafür, dass die Gegenislamisten ihren Status hierzulande erkennen: Als ungebliebte, nicht integrierte Minderheit. Deswegen ist sowas nicht hilfereich:

Liebe Zeit.de, Ihr wart nicht vor Ort. Also schreibt nicht von anderen diesen dramatisierten Blödsinn ab. Fakt ist: Es gab zwei Demos. Aus unerfindlichen Gründen hat man die nicht nur beide am gleichen Ort gestattet, sondern ein Zeitfenster von 20 Minuten gelassen, und scheinbar geglaubt, gleich nach der Rede des Oberbürgermeisters würden sich tausende Menschen in Feierlaune gleich zerstreuen - zumindest ausreichend zerstreuen, so dass ein paar Absperrgitter ausreichen, um die 200 Männer (das waren sie, vielleicht waren drei Frauen dabei) von Bragida ausreichend zu trennen. Vielleicht hat man auch damit gerechnet, dass nicht soviele Gegner kommen, aber die Innenstadt war voll. Tatsache ist: Die wären nie bis in ihr abgesperrtes Zoogehege gekommen, ohne dabei mitten durch jene Massen zu schreiten, die gegen sie demonstrierten. Sie wären dann, in der Tat, dort in ihrem Gehege eingekreist gewesen, einfach aufgrund der Platzsituation, und weil sie so wenige waren, und die anderen so viele. Ob das gefährlich gewesen wäre, werden wir nie herausfinden, aber das ist auch gut so. Und es ist nicht gefährlich geworden, weil niemand eingekreist wurde.

Macht ja nichts, nächste Woche ist auch noch ein Montag, und die anonyme Truppe, die die letzte Gegenislamisten-Demo organisiert haben, wollen am Ball bleiben. Wer den Braunschweiger Innenstadtverkehr kennt, weiß, wie die Gegner von Bragida Punkte sammeln können: Indem sie nächsten Montag nicht wieder demonstrieren und alles lahmlegen.

Immerhin, ich hatte Gelegenheit festzustellen, dass mir jubelnde Massen auch dann unsympathisch sind, wenn sie alle meiner Meinung sind.

Noch ein Fakt: Hier wurde alles zusammengezogen, was irgendwie politisch auf die Beine zu bringen ist, und zwar aus der ganzen Region. Wenn die Eintracht spielt, kriegen die mühelos viermal soviel Leute zusammen, jedes Wochenende, und die bezahlen sogar dafür. Und irgendwo da könnte man dann tatsächlich mal dramatisch werden.

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