Niedersächsische Musiktage 2016, Thema "Leidenschaft": Die Seele des Tango in Alfeld

Mitten hinein in die Seele des Tango wurden die Besucherinnen und Besucher an diesem Abend tatsächlich geführt - das Ensemble Quadro Nuevo, "internationale Botschafter im Dienst der Musik", und das Tanzpaar Roberteo Herrera, lebende Tangolegende, mit Laura Legazcue verzauberten alle. "Noch nie haben wir in einem Kulturwelterbe gespielt", sagt Mulo Francel, der Saxofon- und Klarinettenspieler des "Quadro Nuevo". Bei all ihren vielen Reisen seien sie zwar mehrmals an einem Kulturwelterbe gewesen, aber darin gespielt hätten sie noch nie. So schwang sie mit, die Seele des Fagus-Werkes Alfeld, dessen Begründer Carl Benscheidt Anfang des 19. Jahrhunderts größten Wert auf die Gesundheit seiner Arbeiterinnen und Arbeiter gelegt hatte: Licht, Luft und Bewegung.

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Niedersächsische Musiktage 2016, Thema

 Die Mitglieder des Ensembles Quadro Nuevo - außer dem bereits genannten Mulo Francel Andreas Hinterseher, Bandoneon, D.D. Lowka, Bass, und Chris Gall, Klavier -  haben in Argentinien die Wurzeln des Tango erforscht. "Sie bezogen Quartier in einer alten Stadtvilla, probten tagelang in der flirrenden Mittagshitze, schwärmten abends aus, stürzten sich kopfüber in die Szene, begleiteten Tänzer, begegneten berühmten Tangueros und verrückten Straßenpoeten, führten nächtliche Gespräche bis zum Morgengrauen ..." usw. Geschichten wie diese erzählt Mulo Francel zwischendurch, manchmal so ausschweifend, dass es an die Erzählweise südamerikanischer Romane erinnert (der hier zitierte Abschnitt ist dem Programm-Faltblatt entnommen). Die Ergebnisse ihrer "Forschungsreise" spiegeln sich in ihrer Spielweise und ihren Eigenkompositionen wider. Ein beeindruckendes Beispiel ist "Bueno Aires Taxi Driver".

Da ich kein Musikkenner oder Tangofachmann bin, gebe ich hier nur einige subjektive Eindrücke wieder, die ich mir notiert habe. Ich wusste gar nicht, wie stark sich ein Bandoneon in die Länge ziehen lässt. Neu ist mir auch, welche Vielfalt an Klängen sich einem Bass ohne Bogen entlocken lässt. Aufgefallen ist mir bei dem Saxofonisten, wie er während einer längeren Passage, in der er selber nicht spielte, sein Instrument fast schon zärtlich konzentriert mit wiegte. Ich bin dankbar, das solche subjektiven Beobachtungen auch möglich waren.
Bei den Tänzen habe ich gedacht: unglaublich, wie stark sich Leidenschaft ritualisieren lässt!

Am Schluss gab es zwei Stücke von Astor Piazzolla - zu Ehren dieses heute weltbekannten Meisters, der aber zunächst zu Hause gar nicht anerkannt war, zu sehr fielen seine Kompositionen aus dem Rahmen; erst über den Umweg des internationalen Rufs kam die Anerkennung in der Heimat.

Ich gratuliere der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, dass es ihr gelungen ist, dieses Ensemble und dieses Tanzpaar der Spitzenklasse für die Musiktage zu gewinnen. Sicherlich einer der Höhepunkte in diesem Jahr!

Niedersächsische Musiktage 2016, Thema

Text. Dr. Helge Mücke, Hannover; beim oberen Bild ist als Quelle "privat" angegeben, die übrigen stammen von Helge Krückeberg

Niedersächsische Musiktage 2016, Thema

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