… und es ist Zeit für den deutschen Politikfan, es besser zu wissen als alle anderen. Und natürlich, es schon immer gewusst zu haben. Da kann ich mich natürlich nicht raus halten.
Sie haben mich gerächt.
Vor acht Jahren machte ich ein Praktikum bei der Braunschweiger CDU. Dort tütete ich eine satte Woche lang Weihnachtskarten ein, glitzernde Weihnachtskarten für Heidemarie Mundlos, unsere Landtagsabgeordnete, Codename „Die Königin von Pisa“. Ich glitzerte noch Wochen später, und ich warte bis heute auf irgendeine Form des Dankes. Dank Ihres strategischen Wahlverhaltens hat es Frau Mundlos jetzt aus dem Landtag gekegelt. Die Landesliste konnte sie diesmal nicht halten. Sie muss ihre beschissenen Weihnachtskarten jetzt wieder selbst eintüten. Und bei Gott, sie wird noch Osten glitzern.
Vor achtzehn Jahren stand ich meinen Juso-Ortsverein vor und damit einer Nemesis gegenüber, die damals JU-Vorsitzender war: Uwe Schünemann. Auch den haben Sie, hat vor allem mein wundervoller Heimatlandkreis, aus dem Landtag geholt: Gut für Deutschland. Schlecht für Holzminden. Dort werden die kommunalen Parlamente jetzt Opfer seiner überhöhten Ambitionen werden, und er beglückt sie schon dieser Tage mit ausgedehnten bundespolitischen Brandreden, wenn es um die Erweiterung von Fahrradwegen geht. Wenn man aus der Gegend kommt, weiß man, wie das ausgehen wird, und ich wäre gern dabei.
Sie haben eigentlich alles richtig gemacht diesmal. Es war spannend, und es lehrte Demut. Ich war zum Beispiel davon überzeugt, dass Sie McAllister mit einer absoluten Mehrheit in die nächsten fünf Jahre schicken. Ich war der Überzeugung, dass Sie die SPD mit deutlich unter dreissig Prozent in eine ausgedehnte Debatte über ihren Kanzlerkandidaten schicken. Ich hätte nicht mal ausgeschlossen, dass Sie, wo Sie gerade dabei sind, die Linkspartei wieder ins Parlament holen. Ich habe in den letzten vier Jahren nie so falsch gelegen und mich so darüber gefreut.
Vor allem endet so die erste Runde eines seltsamen Boxkampfes zwischen Peer Steinbrück und nicht etwa Angela Merkel, sondern dem Kanzlerkandidaten und dem Schiedsrichter – also der Presse. Die deutsche Presse hat alles gegeben in diesem Wahlkampf – und verloren. Wie es scheint, hat sich der Wähler daran erinnert, warum uns das Kanzlergehalt in erster Linie zu hoch erscheint: Wegen der derzeitigen Amtsinhaberin.
Bisher bedeutete Lagerwahlkampf, dass Peer Steinbrück mit dem linken Lager und den Medien kämpft und die Union mit der FDP. Die Beißerei innerhalb der „besten Regierung aller Zeiten“ wird denn auch gerade fortgesetzt. Auf der anderen Seite sitzt man sich gerade hechelnd gegenüber und scheint scharf nachzudenken, was jetzt eigentlich der Plan war.
Die Piraten haben sich zum Sterben hingelegt, das ist rechnerisch erfreulich, allerdings auch der finale Beweis dafür, dass das Informationszeitalter niemanden schlauer macht. Warum man zu dem Schluss kam, man würde alle Regeln außer Kraft setzen, nur weil man selbst – und niemand sonst! - bei Null anfängt, mögen Historiker herausfinden. Wie man nach dem Lesen nur einer einzigen beliebigen Kommentarspalte im Netz zu dem Schluss kommen konnte, hier wären konstruktive Kräfte verborgen, werden nicht mal mehr Historiker lösen können.
Hey, es war eine nette Idee. Ich habe schon vor 10 Jahren aufgeschrieben, wie eine Partei ein lernendes Netzwerk sein könnte, dass nicht etwa mit Forderungen und Wünschen, sondern mit Lösungen in den Wahlkampf geht.
Ich hatte damals nur vom Internet gehört. Was ist Eure Entschuldigung?
Danach dann das Wetter.
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