Ich bin müde. Es ist neun Uhr und mein Tag ist bereits einige Stunden alt. Ich bin bereits auf dem Rückweg von der Arbeit, doch was kann ich mich beklagen, denn nach der Arbeit habe ich (noch) das Privileg, nachdenken zu dürfen. Ab und zu jedenfalls, wenn ich es schaffe, mir eine Nische zu buddeln zwischen dem, was mich interessiert und universitär modularem Quatsch.
Neben mir sitzt ein Kerl, der die gesamte U-Bahnbank einnehmen will, ob mit oder ohne mich da drauf. Macht der da den Macker-Lotus, wie ich ihn seit 24 Jahren kenne, seit 10 Jahren wahrnehme und mich doch bis heute immer wieder von eben diesem an der Rand verdrängen lasse. Doch ich will mir meinen Raum nicht mehr wegnehmen lassen, weder im Denken noch im Sprechen.
Langsam und beobachtend dehne ich mich aus. Das unbeabsichtigte Vergnügen einer Berührung mit mir möchte ich ihm nicht gönnen. Der einzige Kontakt ist mein böser Blick nach rechts von Zeit zu Zeit. Gestern hat mich in der Bahn jemand getreten. Er hat sich nicht entschuldigt, ich war zu geschockt, um etwas zu sagen, das darf nicht mehr passieren.
Der Typ guckt jetzt bös zurück, fühlt sich unangenehm von mir bedrängt. Haha, denke ich, so fühlt sich das also für Dich an, hm? aber nein, ich glaube, er wird die Verdrängung nicht kapieren. Wahrscheinlich werden sie's nie kapieren, selbst nicht, wenn sie längst nicht mehr alleine Schreibraum, Denkraum, Bewegungsraum haben. Überrannt werden sie sich fühlen- halt tun sie ja schon jetzt. Nicht merkend, dass der Mackerlotus lange durch Spott, genaues Beobachten und langsame Raumausdehnung, die uns längst zusteht, entlarvt werden sollte. Dann wird er eben zur Falle geworden sein.
Eigentlich sieht das nämlich ganz schön blödsinnig aus, wie ihr da sitzt, und Selbstverständlichkeit als Argumentation ist eine derart unsichere Sitz(sic!)position im Raum, dass ich mich frage, wie man (sic!) sich dabei überhaupt in Sicherheit fühlen kann.
Sobald der Mythos vom objektiven Beobachter ersteinmal zerstört ist, frage ich mich, woher ihr dann noch eine Kompetenz zur Betrachtung der Zustände, die ihr so betrachtet, her nehmen wollt.
Ich werde mir meinen Raum nicht nehmen lassen, nicht im Denken und im Sprechen. Nicht von euch, pardon. Die ihr seit Jahren das Sagen habt.
Es kann im Seminarraum anfangen, durch ein "Guck doch mal genauer hin, es gibt auch meine Perspektive", und ich habe kein Problem damit, kommt ein "Aber es gibt auch diese Perspektive" hinterher. Oder in der U-Bahn. Nie, nie, nie, möchte ich im weißen Cis-Gender-Mackerinnenlotus erstarren.
Ich möchte allein schon promovieren, um auch in der Uni Räume bespielen zu können, anstatt jahrelang zu den Besten zu gehören, um dann allerhöchstens ein lausig bezahltes wissenschaftliches Volontariat abzustauben. Und doch werde ich in einem Raum sein, der anderen verwehrt bleibt, ich werde lernen, besser über andere zu sprechen als mit ihnen.
Der U-Bahntyp steigt aus. Hab ich ihm schön die Fahrt versaut. Dabei hab ich einfach nur das gemacht, was für ihn selbstverständlich ist. How brave!
Wie ich mich im Alltag durch diese Stadt bewege, wo ich wohne, wo ich meinem Tagesgeschäft nachgehe, kam mir nie selbstbestimmt vor. Dabei ist es das bis zu einem gewissen Grade doch. Ich habe aus dem Bauch heraus Entscheidungen getroffen. Weil ich es aber auch kann.
Wie "Hannah" in Girls. Wie "Kate" in "About:Kate." Wir fallen weich. Man sollte aufhören, Filme über uns zu drehen. Wobei? Nein.
Befindlichkeiten einer Frau sind- in den meisten Fällen- politisch. Und ehe die Räume weiterhin von weißen, heterosexuellen Männern bespielt werden, bespiel sie doch eher ich.
Nie taub werden und immer Platz machen für das andere, neue "Hey, aber so kann ich das auch sehen!" ist ja wohl das mindeste, nicht mutig. Aber vielleicht, vielleicht setzt es mehrere Spotlights und Verfolger auf eine Bühne, die bisher eines, höchstens zwei besitzt. Statt nur für den Helden mit der umrankenden Dame hinter ihm, für ganz viele Heldinnen*.
Neben mir sitzt ein Kerl, der die gesamte U-Bahnbank einnehmen will, ob mit oder ohne mich da drauf. Macht der da den Macker-Lotus, wie ich ihn seit 24 Jahren kenne, seit 10 Jahren wahrnehme und mich doch bis heute immer wieder von eben diesem an der Rand verdrängen lasse. Doch ich will mir meinen Raum nicht mehr wegnehmen lassen, weder im Denken noch im Sprechen.
Langsam und beobachtend dehne ich mich aus. Das unbeabsichtigte Vergnügen einer Berührung mit mir möchte ich ihm nicht gönnen. Der einzige Kontakt ist mein böser Blick nach rechts von Zeit zu Zeit. Gestern hat mich in der Bahn jemand getreten. Er hat sich nicht entschuldigt, ich war zu geschockt, um etwas zu sagen, das darf nicht mehr passieren.
Der Typ guckt jetzt bös zurück, fühlt sich unangenehm von mir bedrängt. Haha, denke ich, so fühlt sich das also für Dich an, hm? aber nein, ich glaube, er wird die Verdrängung nicht kapieren. Wahrscheinlich werden sie's nie kapieren, selbst nicht, wenn sie längst nicht mehr alleine Schreibraum, Denkraum, Bewegungsraum haben. Überrannt werden sie sich fühlen- halt tun sie ja schon jetzt. Nicht merkend, dass der Mackerlotus lange durch Spott, genaues Beobachten und langsame Raumausdehnung, die uns längst zusteht, entlarvt werden sollte. Dann wird er eben zur Falle geworden sein.
Eigentlich sieht das nämlich ganz schön blödsinnig aus, wie ihr da sitzt, und Selbstverständlichkeit als Argumentation ist eine derart unsichere Sitz(sic!)position im Raum, dass ich mich frage, wie man (sic!) sich dabei überhaupt in Sicherheit fühlen kann.
Sobald der Mythos vom objektiven Beobachter ersteinmal zerstört ist, frage ich mich, woher ihr dann noch eine Kompetenz zur Betrachtung der Zustände, die ihr so betrachtet, her nehmen wollt.
Ich werde mir meinen Raum nicht nehmen lassen, nicht im Denken und im Sprechen. Nicht von euch, pardon. Die ihr seit Jahren das Sagen habt.
Es kann im Seminarraum anfangen, durch ein "Guck doch mal genauer hin, es gibt auch meine Perspektive", und ich habe kein Problem damit, kommt ein "Aber es gibt auch diese Perspektive" hinterher. Oder in der U-Bahn. Nie, nie, nie, möchte ich im weißen Cis-Gender-Mackerinnenlotus erstarren.
Ich möchte allein schon promovieren, um auch in der Uni Räume bespielen zu können, anstatt jahrelang zu den Besten zu gehören, um dann allerhöchstens ein lausig bezahltes wissenschaftliches Volontariat abzustauben. Und doch werde ich in einem Raum sein, der anderen verwehrt bleibt, ich werde lernen, besser über andere zu sprechen als mit ihnen.
Der U-Bahntyp steigt aus. Hab ich ihm schön die Fahrt versaut. Dabei hab ich einfach nur das gemacht, was für ihn selbstverständlich ist. How brave!
Wie ich mich im Alltag durch diese Stadt bewege, wo ich wohne, wo ich meinem Tagesgeschäft nachgehe, kam mir nie selbstbestimmt vor. Dabei ist es das bis zu einem gewissen Grade doch. Ich habe aus dem Bauch heraus Entscheidungen getroffen. Weil ich es aber auch kann.
Wie "Hannah" in Girls. Wie "Kate" in "About:Kate." Wir fallen weich. Man sollte aufhören, Filme über uns zu drehen. Wobei? Nein.
Befindlichkeiten einer Frau sind- in den meisten Fällen- politisch. Und ehe die Räume weiterhin von weißen, heterosexuellen Männern bespielt werden, bespiel sie doch eher ich.
Nie taub werden und immer Platz machen für das andere, neue "Hey, aber so kann ich das auch sehen!" ist ja wohl das mindeste, nicht mutig. Aber vielleicht, vielleicht setzt es mehrere Spotlights und Verfolger auf eine Bühne, die bisher eines, höchstens zwei besitzt. Statt nur für den Helden mit der umrankenden Dame hinter ihm, für ganz viele Heldinnen*.