Nichts ist so schlecht …

Museumsbesuche bilden, oder einfacher gesagt: Man lernt eine Menge. Jedenfalls war am Sonntag wieder einmal ein Museumstag angesagt. Die beiden Kurzen waren dabei und schon ganz gespannt auf „Die Wikinger“, die gerade im Martin-Gropius-Bau in Berlin – und das sei hier ausdrücklich festgestellt – eindrucksvoll und auch in weiten Teilen kindgerecht ausgestellt werden. Nachdem sie eine ganze Weile zugehört und zugeschaut hatten, was es so zu den Herrschaften zu hören und zu sehen gab, stellten sie unisono fest: „So nett waren die nun auch nicht.“ Vor allem das nachgestellte Massengrab aus Südengland – mit einem im Hintergrund ablaufenden, blutrünstigen und beeindruckenden Schwarz-Weiß-Film – hatte ihnen ihr bislang verklärtes Heldenbild von tapferen und unerschrockenen Kämpfern zunichte gemacht. Eine noch bessere Lektion lernten sie aber durch zeitgenössisches Verhalten. Oma und unsere jüngste Tochter, die die beiden „kleinen Krieger“ begleitet hatten, waren irgendwann sozusagen aus der Besuchergruppe ausgebrochen und schon mal in den Museumsshop gegangen, um dort für die Papas und den Opa Wikinger-Postkarten zu erwerben. Dort erfuhren sie allerdings, dass es solche Postkarten nur innerhalb der Ausstellung gibt. Kein Problem, dachte sich unsere Tochter und wollte zurück in die Ausstellung. Doch da war eine Ausstellungsaufseherin vor, die sich nicht an unsere Tochter samt Oma und Enkelkinder erinnern konnte, die vor gerade einmal fünf Minuten noch mit ihr oder zumindest neben ihr gesprochen hatten, und jetzt auf das Vorzeigen einer Eintrittskarte bestand, was allerdings nicht möglich war, da Oma und unsere Tochter über ein Gruppenticket in die Ausstellung gekommen waren – und das befand sich noch bei der Gruppe. Dass die Kinder enttäuscht waren, versteht sich von selbst. Den Unmut wollten Oma und meine Tochter aber nicht auf sich sitzen lassen und gingen zusammen mit unseren Enkeln noch einmal zu der Aufseherin, um den beiden zu erklären, dass diese Dame den Kauf der Postkarten verhindert habe. Darauf bemerkte unser ältester Enkel nur ganz trocken: „Hier möchte ich später nicht arbeiten!“ Auf die zwangsläufige Frage „Warum denn nicht?“ meinte er lapidar: „So unfreundlich möchte ich nicht sein“ – müssen, müsste man vielleicht hinzufügen. Was soll ich sagen? Das ist wieder einmal der Beweis dafür, dass nichts so schlecht ist, um nicht doch noch als gutes Beispiel zu dienen.IMG_0215Unsere Enkel: Tapfere Kämpfer im Angesicht eines Wikinger-Schiffes im Berliner Martin-Gropius-Bau, in dem sich eine Aufseherin nicht besonders kinderfreundlich präsentierte.


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