Nichts geschenkt

Nichts geschenktChelsea Light Moving
„Chelsea Light Moving“

(Matador)
Das muß man Thurston Moore, dem Heiligen Vater des Noise-Punks, ja lassen: Trotz seiner mittlerweile knapp 55 Jahre ist an Altersmilde, geschweige denn an einen Rücktritt in die zweite Reihe überhaupt nicht zu denken. Zwar wurde bei seiner angestammten Hauptprofession Sonic Youth wegen persönlicher Differenzen die Schaffenspause ausgerufen, dennoch lässt er sich nicht lumpen und gründet zusammen mit Samara Lubelski, Keith Wood und John Moloney kurzerhand die Nebenerwerbsformation Chelsea Light Moving, welche die Pausen zwischen seinen Soloauftritten mit kreativem Output füllen kann – Chapeau!
Auch über die Marschrichtung des Quartetts besteht kein Zweifel – nach den ersten beiden Songs ist klar, dass es sich bei CLM um Moores’ neues Lieblingspielzeug handeln muss und dass dessen Sound sich ziemlich genau im großen, alternativen Dreigestirn der 90er verorten lässt, nämlich zwischen Sonic Youth, Nirvana und den Smashing Pumpkins (wobei man anmerken darf, dass wenigstens das Wirken der Sonics weit über diesen Zeitraum hinaus von Bedeutung war und ist). Schon “Sleeping Where I Fall” also legt mit knapp sechs Minuten Krachgewitter, eingebettet in akkustische Ausfransungen, die Meßlatte ziemlich hoch, beim infernalischen Achtminüter “Alighted” – hier sind wir fraglos beim Metal von Corgans “Mellon Collie…”, seinem letzten wirklichen Geniestreich gelandet – wird dann in Punkto Lärmpegel nochmals nachgebessert.
Wer danach immer noch dabei ist, darf sich die feinen Vorauskopplungen des Albums “Groovy And Linda”, “Burroughs”, “Empires Of Time” und “Frank O’Hara Hit” noch einmal im Kontext eines kompletten Albums anhören – mal mit derben Cobain’schen Grungegitarren gefüttert, dringlicher, auch schneller, später ein niedlicher “Lalala”-Chorus und natürlich wieder haufenweise bleischweres Gepolter und Gekreisch, Himmel, haun’ die rein… Das Schlußstück “Mohawk” beschränkt sich hernach auf Feedbackgedengel und Off-Monologe, das also eher die Handschrift von Sonic Youth. Alles in allem ist das deutlich mehr als ein Zwischenspurt, vom Alterswerk wollen wir erst gar nicht sprechen. Was Thurston Moore, der selbst jetzt noch mit dem verschmitzten Grinsen eines Collegeboys aufwarten kann, da aus den Pedalen gezaubert hat, ist jedenfalls aller Ehren wert. http://chelsealightmoving.blogspot.de/

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