Yeah Yeah Yeahs
„Mosquito“
(Universal)
Diesmal war man vorbereitet oder, um im Bild zu bleiben, ganz so überraschend wie ein Mückenstich traf einen dieses Album nicht. Das sah beim Vorgänger „It’s Blitz“ noch ganz anders aus, da mochte man sich über die neuartigen, synthetischen Klänge, über die plötzliche Lust am Tanzbaren noch diebisch freuen oder bei Bedarf auch die Haare raufen – die Yeah Yeah Yeahs unter der Diskokugel, what the hell…? Für den „Mosquito“ jedenfalls war, spätestens als James Murphy, DFA- und LCD-Gott a.D., für seine Mittäterschaft offiziell gepriesen wurde, schon im Vorfeld klar, wohin die Reise ging: nicht zurück jedenfalls. Karen O, Nicholas Zinner und Brian Chase würden den eingeschlagenen Weg nicht ändern, es würde weiterhin beides geben – den keifenden, kratzigen Riffrock und die garstigen Beats, im besten Falle sogar beides zusammen in ein widerborstiges MashUp gepresst.
Schon die erste Single „Sacrilege“ hat viel von allem, Gitarren, Geschrei, dicke Drums und sogar einen Gospelchor, von Sparsamkeit keine Rede. Dass mit „Subway“ schon an zweiter Stelle eine eher zarte, bedächtige Nummer platziert wurde, zeugt vom Selbstverständnis der Band, zum Klappern der Schienen tönt da auch ein trotziges „Wir machen was wir wollen“ im Subtext mit. Der Titelsong dann natürlich wie erwartet wild, mit fast schon lustvoller Schadenfreude feiert Karen O den Stich des Insekts: „Mosquito sing, mosquito cry, mosquito live, mosquito die. They can see you but you can’t see them, they’ll suck your blood.“ Stücke wie „Under The Earth“ und „Slave“ gehören jetzt zum fixen Repertoire der Band, mal Reggae, mal Dance, für „Burried Alive“ gibt’s noch ein paar flotte Raps obendrauf, fertig ist das KLF-Soundalike.
Gitarren? Sehr wohl, auch wenn die reine Lehre von „Fever To Tell“ und „Show Your Bones“ wohl endgültig perdu ist. Da wirkt dann so ein Ungetüm wie „Area 52“ beinahe schon befremdlich und verbleibt im Gesamtbild der Platte als Außenseiter. Dann doch lieber „These Paths“, in der Wüste von Texas entstanden, es wabert und wackelt, geloopte Beats, die O mal dominahaft, mal kieksig als wohltuende Konstante: “These paths we'll cross again, again, these pants come off against, against, take your seat on that tip of the star that you see, take your piece, take a sip or you'll starve from that shit” – Andacht bitte. Selbige auch für “Despair”, das Licht-am-Ende-des-Tunnels-Liedchen der Yeah Yeah Yeahs: „Through the darkness and the light, some sun has got to rise, my sun is your sun.”
Auf die Spitze getrieben dann das Pathos im Schlußkapitel „Wedding Song“, irrlichternde Stimmschnipsel zu düsterem Pochen: “With every breath I breathe , I'm making history, with your name on my lips, the ages fall to bits … you’re the breath that I breath … I lay at your feet, im dying without you here” – puh, da bekommt man schon satt was mit auf die Reise. Doch sind es genau solche Sachen, diese verquere Mixtur des kompletten Albums, welche die Yeah Yeah Yeahs vor der Verwechselbarkeit schützen. Man steht mit dem Hammer und dem Nagel vor der Wand, starrt den Pudding an und lässt es lieber bleiben. „Mosquito“ ist vielleicht nicht der ganz große Wurf, dennoch gelingt den New Yorkern auch im dreizehnten Jahr ihres Bestehens noch allerhand Überzeugendes. www.yeahyeahyeahs.com
06.05. Berlin, Columbiahalle
Komplettstream des Albums bei noisey
„Mosquito“
(Universal)
Diesmal war man vorbereitet oder, um im Bild zu bleiben, ganz so überraschend wie ein Mückenstich traf einen dieses Album nicht. Das sah beim Vorgänger „It’s Blitz“ noch ganz anders aus, da mochte man sich über die neuartigen, synthetischen Klänge, über die plötzliche Lust am Tanzbaren noch diebisch freuen oder bei Bedarf auch die Haare raufen – die Yeah Yeah Yeahs unter der Diskokugel, what the hell…? Für den „Mosquito“ jedenfalls war, spätestens als James Murphy, DFA- und LCD-Gott a.D., für seine Mittäterschaft offiziell gepriesen wurde, schon im Vorfeld klar, wohin die Reise ging: nicht zurück jedenfalls. Karen O, Nicholas Zinner und Brian Chase würden den eingeschlagenen Weg nicht ändern, es würde weiterhin beides geben – den keifenden, kratzigen Riffrock und die garstigen Beats, im besten Falle sogar beides zusammen in ein widerborstiges MashUp gepresst.
Schon die erste Single „Sacrilege“ hat viel von allem, Gitarren, Geschrei, dicke Drums und sogar einen Gospelchor, von Sparsamkeit keine Rede. Dass mit „Subway“ schon an zweiter Stelle eine eher zarte, bedächtige Nummer platziert wurde, zeugt vom Selbstverständnis der Band, zum Klappern der Schienen tönt da auch ein trotziges „Wir machen was wir wollen“ im Subtext mit. Der Titelsong dann natürlich wie erwartet wild, mit fast schon lustvoller Schadenfreude feiert Karen O den Stich des Insekts: „Mosquito sing, mosquito cry, mosquito live, mosquito die. They can see you but you can’t see them, they’ll suck your blood.“ Stücke wie „Under The Earth“ und „Slave“ gehören jetzt zum fixen Repertoire der Band, mal Reggae, mal Dance, für „Burried Alive“ gibt’s noch ein paar flotte Raps obendrauf, fertig ist das KLF-Soundalike.
Gitarren? Sehr wohl, auch wenn die reine Lehre von „Fever To Tell“ und „Show Your Bones“ wohl endgültig perdu ist. Da wirkt dann so ein Ungetüm wie „Area 52“ beinahe schon befremdlich und verbleibt im Gesamtbild der Platte als Außenseiter. Dann doch lieber „These Paths“, in der Wüste von Texas entstanden, es wabert und wackelt, geloopte Beats, die O mal dominahaft, mal kieksig als wohltuende Konstante: “These paths we'll cross again, again, these pants come off against, against, take your seat on that tip of the star that you see, take your piece, take a sip or you'll starve from that shit” – Andacht bitte. Selbige auch für “Despair”, das Licht-am-Ende-des-Tunnels-Liedchen der Yeah Yeah Yeahs: „Through the darkness and the light, some sun has got to rise, my sun is your sun.”
Auf die Spitze getrieben dann das Pathos im Schlußkapitel „Wedding Song“, irrlichternde Stimmschnipsel zu düsterem Pochen: “With every breath I breathe , I'm making history, with your name on my lips, the ages fall to bits … you’re the breath that I breath … I lay at your feet, im dying without you here” – puh, da bekommt man schon satt was mit auf die Reise. Doch sind es genau solche Sachen, diese verquere Mixtur des kompletten Albums, welche die Yeah Yeah Yeahs vor der Verwechselbarkeit schützen. Man steht mit dem Hammer und dem Nagel vor der Wand, starrt den Pudding an und lässt es lieber bleiben. „Mosquito“ ist vielleicht nicht der ganz große Wurf, dennoch gelingt den New Yorkern auch im dreizehnten Jahr ihres Bestehens noch allerhand Überzeugendes. www.yeahyeahyeahs.com
06.05. Berlin, Columbiahalle
Komplettstream des Albums bei noisey