Er ist Bundesrat einer bürgerlichen Partei, nahezu unfähig, vor einer Kamera einen halbwegs verständlichen Satz zu sagen, eine graue, unscheinbare Persönlichkeit, politisch meist auf der Seite jener, die viel haben und gerne noch etwas mehr möchten, vor seiner Tätigkeit in der Regierung als Unternehmer tätig. Zum zweiten Mal schon soll durchleuchtet werden, ob damals, als er in der Firma noch am Ruder war, in Sachen Steuern alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Er findet das unfair, behauptet – für einmal in ganz klaren Worten -, ohne “Steueroptimierung” gehe es gar nicht. Die Kommentare dazu in der Online-Ausgabe der Tageszeitung? Na ja, viel ist da nicht zu finden. Ein bisschen lauwarme Empörung im Sinne von “ist doch kein Vorbild” und “das Volk muss auch Steuern zahlen, also soll er auch”. Mehr nicht.
Sie ist Regierungsrätin der Grünen, versteht es meisterhaft, vor der Kamera ihren Charme spielen zu lassen, was durchaus entnervend sein kann, politisch meist auf der Seite der Mühseligen und Beladenen, die dem “braven Bürger” ein Dorn im Auge sind, bunt gescheckter Lebenslauf mit Journalismus, Kindergarten, Bio-Hof und so. Heute wurde bekannt, dass sie ihre Fernseh- und Radiogebühren nicht bezahlt hat, bewusst und durchaus trotzig, obschon sie nicht ganz frei von Empfangsgeräten ist. Die Kommentare zu dieser Angelegenheit? Hmmm, wo soll man da bloss anfangen? Von “typisch Grüne” über “die weiss sich ja immer perfekt in Szene zu setzen” und “kümmert sich eben lieber um Asylanten” bis hin zu “nächstes Mal nicht mehr wählen” ist alles zu finden. Der Ton giftig, einige Kommentare hart an der Grenze zur Beleidigung, die Empörung nahezu grenzenlos. Wie um alles in der Welt kann die Frau es wagen, ein paar hundert Franken einfach nicht zu bezahlen?
Und einmal mehr zeigt sich, dass es nicht so sehr drauf ankommt, was man tut, sondern wer es tut.