Nicht nur für Fußballfans geeignet: Vom medialen Umgang mit dem Opium Nr.1

Vergangenes Wochenende bestritt der fast 68jährige Josef „Jupp“ Heynckes, seines Zeichens Chef-Übungsleiter der Lizenzspielerabteilung des FC Bayern München, sein 1000. Bundesligaspiel.
Heynckes gehört damit zur übersichtlichen Riege von vier Herren, die als Spieler und Trainer mehr als 1.000 Spiele  in der höchsten Spielklasse absolvierten. Angeführt wird diese Riege von Otto Rehagel, der 1.033 Spiele in der deutschen Bundesliga bewältigte.
Wir können getrost feststellen, dass wir es hier bereits mit Ausnahmeerscheinungen im Hochleistungs-Fußball zu tun haben.
Doch werfen wir einen Blick in das Mutterland des Fußballs.
Am vergangenen Wochenende absolvierte der Waliser Ryan Giggs im Spiel Queens Park Rangers gegen Manchester United (0:2) sein 999. Pflichtspiel für seinen Verein und es gelang ihm sogar, ein Tor zum Sieg beizusteuern.
Nicht nur für Fußballfans geeignet: Vom medialen Umgang mit dem Opium Nr.1 Ryan Giggs, Foto: ManU
Der fast 40jährige Ausnahmespieler von Manchester United FC steht kurz vor seinem 1000. Pflichtspiel für seinen Klub. Das wird er wahrscheinlich diesen Samstag im Liga-Spiel gegen Norwich City bestreiten.
1.000 Spiele für einen Verein von Weltformat zu bewerkstelligen, dazu gehört ebenso Extraklasse wie das Glück, weitestgehend von Verletzungssorgen verschont geblieben zu sein.
Die Bundesliga und die Premier Leaque gehören zu den stärksten Ligen der Welt. Wobei die Bundesliga mehr durch Taktik geprägt ist. Nach Bundesligaspielen war ich nicht immer körperlich fertig. Nach Premier Leaque- Spielen bin ich immer völlig platt.
Edin Džeko (Manchester City)
Für den Weltfußballverband (FIFA) war Gigg's Leistung keinen "Weltfußballer des Jahres"-Titel wert, was offenkundig mit Vermarktungsstrategien und dem Jugendwahn zu erklären ist.
Messi* (FC Barcelona) ist ohne Zweifel ein begnadeter Stürmer, aber vier Mal in Folge mit dem Weltfußballertitel ausgezeichnet zu werden, spricht angesicht der zahlreichen Konkurrenz und großartiger Einzelleistungen nicht für die Vergabekriterien dieses Preises.
Den letzten Weltfußballer-Titel (2012) erhielt Messi zugesprochen, weil er die jahrzehntealte Rekordmarke des Deutschen Gerd Müller knacken konnte. Diese Titelvergabe ist nachvollziehbar. Aber weshalb erhielt Messi den Titel im Jahr zuvor? Weil er Messi und Medienstar des FC Barcelona ist? Oder, weil er bei der WM 2010 mit Argentinien versagte und vorzeitig abreisen musste? Weil es ihm bei dieser WM gelang, keinen seiner dreißig Torschüsse erfolgreich zu platzieren?
Das sind berechtigte Fragen, doch gestellt werden sie selten. Und noch seltener von den vielen "Experten" in den Medien, die zwar jede noch so belanglose Scheiße - wie etwa die Anzahl der Gelpackungen, die Christiano Ronaldo pro Woche für seine Fettfrisuren verwendet - breitwalzen, aber nur in Ausnahmefällen dafür Sorge tragen, Niveau und Qualität zu verbessern.
Apropos Niveau und Qualität!
Bis auf Delling (ARD) kann kein einziger aktueller deutscher Fußballkommentator von sich behaupten, die Grundvoraussetzung für seine Tätigkeit erfüllen zu können. Bis auf die eine genannte Ausnahme verfügen alle über eine derart mangelhafte Aussprache, dass sich jedem Germanistik-Freund die Nackenhaare aufrichten und es diesem vor plötzlich einsetzender Schnappatmung die Sprache verschlägt.
Zur Zeit verwenden diese Vergewaltiger einer großartigen Kultursprache besonders gern das Wort "natürlich". Es ist grausam, was diesen Inflationisten so alles als selbstverständlich (natürlich) erscheint.
Fußballspieler sind dafür bekannt, dass deren Kopfinhalt oftmals mit dem Inhalt des Spielgerätes identisch ist. Bei Kommentatoren ist das anders. Die sind Profis und fester Bestandteil der Qualitätsmedien, sozusagen die personifizierte Qualität einer Gesellschaft, die einzig im Aussatz ihre Eliten findet.
Doch zurück zum eigentlichen Thema.
Die Medien interessieren sich bislang kaum für den Rekord von Giggs, obwohl dieser geeignet wäre, die Titelseiten der Sportmagazine zu füllen.
Ebenso interessierten sie sich nicht für eine andere herausragende Leistung.
Ob das etwas mit dem Alter der Akteure (Stichwort: Jugendwahn) zu schaffen hat, mag jeder für sich selbst beantworten. Fakt ist, dass diese Ignoranz der Annahme widerspricht, die heutigen Medien wären geradezu süchtig nach aussergewöhnlichen Meldungen und Sensationen.
Es ist vom fast 35jährigen Frank Lampard (FC Chelsea London) die Rede. Dem Mittelfeldspieler Lampard gelang es in den letzten zehn Spielzeiten, mindestens zehn Tore pro Ligasaison zu erzielen. Das ist ein Spitzenwert, den die meisten Stürmer nicht erreichen. Zudem Lampard oft als defensiver Spieler aufgestellt wird.
Nicht nur für Fußballfans geeignet: Vom medialen Umgang mit dem Opium Nr.1 Frank Lampard, Foto: CFC
Und dann ist da noch eine weitere Sache, die bemerkenswert wenig Aufmerksamkeit in den Medien fand.
Erinnert sei vorab an der Aufregung, die in den selben Medien die Gemüter der Konsumenten erregen sollte, als gewisse Fußballverbände damit begannen, die Namen ihrer Traditions- Ligen an Konzerne zu verschachern. Beispielsweise wurde die Spitzenliga Englands 1992 von "First Division" in "Premier Leaque" umbenannt, um dann die Namensrechte an den Finanzkonzern Barclays zu verpachten.
Wie bereits erwähnt, wurden damals diese Machenschaften von den deutschen Medien abgelehnt. Die Empörung darüber war groß.
Doch seit Anfang diesen Jahres sind die beiden ersten deutschen Bundesligen jeweils zur "Hermes-Liga" geworden. Die DFL hat die Namensrechte an ihren beiden Eliteligen an die Hamburger Otto-Group verpachtet. Der Vertrag gilt mindestens bis zum Ende der Saison 2016/17.
Zuvor wurde bereits der DFB-Pokal an VW verpachtet und zum inoffiziellen "VW-Pokal" umgestaltet.
Die Empörung darüber war klein bis gar nicht vorhanden.
Wo man sich sonst mit dem Gartennachbarn vor Gericht über Millimeterfragen der Rasenhöhe streitet, blieb es friedlich, als die heilige Kuh der hiesigen "Brot und Spiele"-Religion ein anderes Brandzeichen verpasst bekam.
Die Zeiten ändern sich. Den Wirtschaftsinteressen hat sich mittlerweile alles gesellschaftliche Leben unterzuordnen.
Dazu kommt, dass der Deutsche noch nie gerne vor seiner eigenen Tür gekehrt hat (mit Ausnahme politisch ungenehmer Gruppen). Weder im Guten, noch im Schlechten. Das fällt bereits an der deutschen Sprache auf. Bereitwillig verdrängt das Fremde das natürlich Gewachsene. Alles fing mit der Besatzersprache der Latriner an. Und wer weiß heute schon noch davon, dass bis Ende der 50iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die weltweite Wissensschaftssprache Deutsch war?
Nicht nur die internationalistische Kirche hatte ein Interesse daran, alles Germanische im Deutschen und geschichtsträchtige Ereignisse auszulöschen.
Schmücken tut sich der heutige Deutsche gerne mit fremden, möglichst exotischen Federn; Fehler und seien es seine eigenen, sieht er aber auch lieber nur bei den Fremden festgestellt.
So sind sie, die Völker einer Sprachfamilie, die sich unter dem Sammelbegriff Deutsche zu bezeichnen begannen, als die Germanen christianisiert waren.
* Derzeit laufen die Profispieler gemeinsam mit Kindern ins Stadion ein.
 So auch vor dem Spiel AC Mailand - FC Barcelona (2:0) in der Champions Leaque.
Messi lief als letzter Barcelona-Spieler ins Stadion ein, Händchen haltend mit einem kleinen Jungen.
Als Messi und der Junge die Aufstellung erreichten, stieß Messi den Jungen regelrecht von sich weg.
Ich fragte mich, was dieser Junge Messi getan haben könnte? Oder ob Messi mit Kindern, insbesondere mit kleinen Jungen nicht klar kommt? Ist er gar ein Kinderhasser? Ein latent knabenliebender Pädosexueller? Oder wurde Messi nur zu früh aus dem Nest gerissen? Die Qualitätsjournalisten ignorierten vollständig dieses Ereignis. Das ist bemerkenswert, wird doch sonst jedes Püpschen Messis von ihnen genußvoll inhaliert, um den aufgesogenen Geruch der Welt zu interpretieren.

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