Nicht normal – aber (fast) Alltag

Der Dieb

Ich sitze im Wohnzimmer im Viertel Nyakabiga. Aus welchen Gründen auch immer, ich weiß es bis heute nicht, stehe ich auf und gehe zur Tür, um hinaus zum Auto zu sehen. Dummerweise hatte ich, im Gegensatz zu sonst eigentlich immer, die Außenspiegel nicht eingeklappt – mein Fehler. Als ich über die Tür spicke, sehe ich, wie sich eine Gestalt, so groß wie ich, vom Auto wegschleicht… anscheinend hat er etwas in der Hand, was er aber auf Hüfthöhe zu verstecken versucht, das Kinn an seine Brust gedrückt. Er wendet kurz den Kopf in meine Richtung, dann nach vorne und beschleunigt seinen Schritt. „Hey!“ rufe ich lauf, während ich den Riegel der Tür öffne, um auf die Straße hinaus zu treten. „Hey“, nochmals. Aus der schwarzen Schale des Außenspiegels hängt ein Kabel…

Ein anderer Passant hebt den Arm und zeigt wortlos auf die dunkle Gestalt. Das war für mich die Gewissheit. „Wewe!“ (Du!) rufe ich und will losrennen. Zwischenzeitlich ist auch der Typ zum Spurt übergegangen, nachdem er etwas auf den Boden hat fallen lassen. Dann geht alles ganz schnell: ein weiterer Passant huscht im vollen Sprint an mir vorbei, dem Dieb hinterher. Etwa 20 Meter weiter haben wiederum andere Passanten den Dieb gepackt und zu Boden geworfen. Ich knie hin, um den Spiegel aufzuheben.

„Ca suffit!“ (Das reicht!) höre ich auf Kirundi aus der Menge, die sich innerhalb weniger Sekunden um den Dieb herum gebildet hat. Junge Männer, Frauen, Alte – und auch Kinder. Später erzählt man mir, dass man ihn geschlagen hat, bis er aus der Nase – und wahrscheinlich mehr – blutete. Dann haben sie ihn laufen lassen.

Am nächsten Tag erzählt man mir, dass man denselben Typen nochmals gesehen hat, mit Bandagen und Pflastern am Kopf. Es geht ihm also gut. Keine Selbstverständlichkeit. Man kennt hier Geschichten, dass man Diebe an Ort und Stelle totgeschlagen hat. Im schlimmsten Falle sogar bei lebendigem Leibe verbrannt. Anscheinend eine gängige Praxis aus dem Krieg, wie man mir sagt. Dieser hatte Glück, dass man seine Peiniger zurückgehalten hat. Gott sei Dank. Denn der Spiegel wäre DAS nicht wert gewesen.

Der Strom

Schon einmal aus dem Büro nach Hause gerast, nur weil man etwas Warmes zu essen haben möchte? Derzeit gibt es in Bujumbura in vielen Vierteln nur unregelmäßig Strom (und Wasser!). In der Regel, zumindest wo ich wohne, wird um Punkt 18 Uhr abgeschaltet… ich schnappe meine Tasche und setze mich ins Auto. Quäle mich durch den Feierabendverkehr, wie viele andere… ich muss es schaffen, wenn ich den Reis, Bohnen und Sauce warm essen will – dank der Mikrowelle. Aber die braucht bekanntlich Strom…

18h02, noch brennt die Anzeige auf der Mikro. Ich schließe hastig die Haustür auf und stürze direkt zum Tisch, wo in den Aluminiumschüsseln die Mahlzeit steht. Kalt. Schnell schaufle ich etwas auf meinen Teller, schiebe es in die Mikro: 1:30 Minuten… der Glasteller dreht sich, die Mikro heizt… „bing“ fertig… Jaaa! „Klick“ Strom weg… Ich setze mich glücklich vor den dampfenden Teller. Heute warmes Essen! Danke…

Die Explosion (?)

Ich wache auf, bevor der Wecker klingelt. In der Nacht gab es keinen Strom, weshalb ich mein Handy ausgeschaltet hatte, damit ich am Folgetag noch genügend Akku für die geschäftlichen Telefonate habe. Der Wecker funktioniert ja im Handy trotzdem, eine sehr vorausschauende Erfindung. Ich bleibe noch etwas im Bett liegen, denke nach. Über die vergangenen Tage und Ereignisse und das, was heute anstehen wird. „Bumm“… irgendwo, nicht allzu weit weg, ein heftiges, dumpfes Krachen. Da ich noch im Halbschlaf war, konnte ich nicht beurteilen, ob es eine Granatexplosion war. Oder nur ein Lkw, der auf einer Baustelle Ziegelsteine ablädt. Oder irgendetwas anderes, das eingekracht ist. Alles ist derzeit hier möglich. Aber natürlich nicht alles wünschenswert.



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