Medea als Fremde der Gegenwart – eine freie Inszenierung im Theaterhaus
„Medea war einfach cool: Als Asiatin eine Fremde in der antiken griechischen Gesellschaft, zeigt sie dem Staat die rote Karte. Und das bereits in der Antike, als Frauen noch sehr wenig zu sagen hatten“ – Schauspieler Velemir Pankratov ist fasziniert von der antiken Heldin, die er gemeinsam mit Partnerin Ulrike Stegmiller im Theaterhaus auf die Bühne bringt. Eigentlich bekannt als Ensemble des Iris Theaters, nahmen sich die zwei freien Schauspieler zur Abwechslung jetzt der umstrittenen Zauberin an: In der Fassung von Euripides ging Medea als Kindsmörderin in die Mythologie ein, aber an diese Version glaubt Velemir Pankratov nicht: „Wie wir bei Recherchen zum Stück herausfanden, hat Euripides schon damals Geld bekommen, um Medea als Mörderin dastehen zu lassen, dabei wurden ihre Kinder im Urmythos von empörten Bürgern ermordet.“ Medea passte nicht ins bürgerliche Weltbild und sollte die Quittung dafür bekommen. „Unsere Inszenierung zeigt eine moderne Medea der Gegenwart und fragt zum einen nach Fremdbestimmung durch den Staat, zum anderen natürlich auch: Wer oder was bringt unsere Kinder heute um (ihre Kindheit)? Auf jeden Fall nicht primär Medea – die Liste ist lang und reicht vom Bildungsdruck über Umweltverschmutzung bis zu Kinderschändern.“ Ich schau’s mir an! 20.30 Uhr, Theaterhaus, www.theaterhaus.de
Foto: Ulrike Stegmiller