Bevor ich loslege, muss ich Eines klarstellen: Ich habe nichts gegen Katholiken. Zwar habe ich mit Papst, Marien- und Heiligenverehrung meine liebe Mühe, aber seitdem ich zu meinem Freundeskreis viele nette Katholiken zähle – etwas, was ich mir zu meinen strenggläubigen Zeiten nicht hätte vorstellen können – habe ich begriffen, dass man Menschen auch über die Konfessionsgrenzen hinaus gern haben kann. Meine Liebe zu den katholischen Mitmenschen erstreckt sich aber nicht auf ihre Feiertage. Die werden mir je länger je mehr zur Qual.
Nehmen wir zum Beispiel heute, Allerheiligen. Die Kinder haben Schulfrei, „Meiner“ darf sich wie gewohnt in den reformierten Teil des Aargaus zur Arbeit begeben, während meine Putzfrau frei hat, da sie, wie wir, in einem katholischen Gebiet lebt. Was auf dem Papier noch halbwegs in Ordnung ist, sieht in der Realität so aus: Die Wohnung ersäuft wie jeden Montag fast im Dreck, aber die Putzfrau darf wegen der Feiertagsruhe nicht kommen. Das Putzen auf morgen verschieben geht nicht weil a) morgen zu viele Termine anstehen und b) der Dreck uns allen schon an den Füssen klebt. Aber putzen mit fünf mies gelaunten Kindern, die eigentlich erwarten, dass wir heute Sonntagsprogramm durchziehen, ist gar nicht so einfach. Klar, das Au-Pair und ich können und die Kinderbetreuung und das Putzen teilen, aber dann bleiben immer noch unsere katholischen Nachbarn, die wir nicht mit dem Lärm unseres Staubsaugers belästigen sollten. Wird also schwierig heute, allen gerecht zu werden.
Am allerwenigsten wird so ein Tag natürlich mir, der Hausfrau, gerecht. Denn eigentlich hätte ich gar nichts dagegen, mich heute als Katholikin auszugeben und den Tag mit süssem Nichtstun zu verbringen. Oder dann wenigstens die zweitbeste Variante: Den Tag halbwegs über die Runden bringen und meinen Frust in Cola Light ersäufen. Was aber auch nicht geht, weil ich keine Cola Light mehr im Hause habe, die Läden im Dorf aber wegen der Feiertagsruhe geschlossen sind. Dann eben die drittbeste Variante: Meinen trägen Hintern bewegen, die Ärmel hochkrempeln, mich an die Arbeit machen und den Tag nehmen, wie er kommt. Wenigstens hier steht mir, mal abgesehen vom inneren Schweinehund, keiner im Wege.