Für einen Auftraggeber war ich in letzter Zeit viel auf Messen unterwegs. Dabei entpuppten sich einige als echte Häppchen-Himmel, andere verlangten mir einfach nur Kondition ab. Neben Gestaltung, Beleuchtung und Attraktivität des Personals der Messestände fiel mir aber vor allem eins auf: die Vielfalt der Give-Aways. Give-Aways, zu Deutsch „Weggeber“, sind die kleinen Gummibärchentütchen, die auf Messeständen Besucher anlocken sollen, um sie in ein Verkaufsgespräch zu überführen. Es ist immer dasselbe Spiel: man wollte nur mal fragen, wie viel das Top kostet und schon geht man mit vier Einkauftüten und einem überzogenen Konto aus dem Laden…. Wenn es denn bei Gummibärchentütchen bliebe! Abgesehen von den Helikoptern und Multifunktionskugelschreibern, die mir bisher live und zum in die Messetüte stecken begegnet sind, habe ich im Netz einige Give-Aways gefunden, die so unbrauchbar sind, dass ich ihnen einen Blog-Post widmen muss. Ach was Post! Machen wir eine Worst-Case-Liste draus!
Auf Platz fünf, meine Damen und Herren Geschworenen, bitte ich die Gürteltasche in den Zeugenstand! Mal ehrlich, Gürteltaschen sind korpozentrale textiltumeröse Auswucherungen, deren Erfinder zu ihrem Selbstschutz unbekannt sind. Da investieren internationale Unternehmen wie Gucci und LV Milliarden von Euros in die Aufwertung des Begriffs „Tasche“ und dann sowas. Wer eine Gürteltasche trägt, kann sich auch gleich schon mal für das Zeugenschutzprogramm anmelden, denn du wirst eine neue Identität brauchen! Unternehmen, die ihre Markenlogos auf Gürteltaschen drucken, stellen entweder Gürteltaschen her…oder….oder? Fällt irgendjemandem eine Legitimation für das Tragen derartiger Nicht-Taschen ein?
Also lieber weiter zu Platz 4, der unmöglichsten Werbegeschenke: Reiseadapter. Ein Reiseadapter mag eine praktische Sache sein. Leider ist es aber auch genau die Sache, die man bei jeder Reise zu Hause vergisst, zusammen mit dem Handyladekabel. Ein Reisekabeladapter mit dem Logo eines nicht reiserelevanten Unternehmens ist dann doppelt vergessenswert und landet in der Schublade mit Elektronikmüll, den man in Extraelektronikcontainern entsorgen muss. Der Gang zum Extraelektronikmüllcontainer ist noch unwahrscheinlicher als der zum Beichtstuhl, womit die gut gemeinte Werbegeschenkidee zum Tech-Schrott verkommt.
Das Werbegeschenk auf Platz 3 braucht glücklicherweise keinen Strom, aber dennoch Energie: Das Schweißband. Kleiner Tipp, wenn etwas die Bezeichnung „Schweiß“ trägt, fällt es eher weniger in die von Marketingmenschen so erhoffte Qualifizierung „Sexy“. Darüber hinaus ist das Schweißband eine partielle Vortäuschung falscher Tatsachen. Auch oder gerade mit Schweißband schwitzt man wie ein Schwein.
Möglicherweise wird auch bei Platz 2 meiner skurrilsten Messegeschenke einigen Herren heiß: Samen! Es gibt tatsächlich Unternehmen, die Samen verschenken, in der Regel sind das Pflanzensamen. Über Angebote weiterer reproduktionsrelevanter Ressourcen möchte ich hier nicht sprechen.
Kommen wir also lieber zu Platz 1 der Was-haben-die-sich-nur-dabei-gedacht-Give-Aways: Räucheraalfilet. Wie anders lässt sich die Qualität einer Marke transportieren, als über ein eingeschweißtes Stück Räucheraalfilet auf goldener Pappe? Eine wahrhaft royale Gabe, die stinkt, wenn man sie auspackt.
Was ich aus dieser Erfahrung lernte: Es gibt Dinge, die will man nicht mal geschenkt!