Nicht alles Gold, was glänzt

Ja, ich weiss, wenn ich jetzt schreibe, in Schweden sei auch nicht alles perfekt, dann glaubt ihr mir nach meiner Schwärmerei der vergangenen Tage nicht mehr. Aber es gibt tatsächlich ein paar Dinge, mit denen ich absolut nich klarkomme:

1. An der riesigen Bonbon-Auswahl komme ich inzwischen locker vorbei. In meinem Alter lässt man sich nach dem ersten Zuckerrausch nicht mehr so leicht verführen. Bei den zig Varianten Lakritze wird es schon schwieriger, doch auch hier werde ich nur noch schwach, wenn der Einkauf mit den Kindern allzu herausfordernd war. Doch wie um alles in der Welt soll ich widerstehen können, wenn nach den Süssigkeiten und der Lakritze das Regal mit den Nüssen kommt? Wer ist denn schon stark genug, nein zu sagen zu Kardamom-Joghurt-Haselnüssen und Zimt-Mandeln?

2. Die Schweden scheinen noch nicht bemerkt zu haben, dass die Welt nicht ausschliesslich von normannischen Riesen bevölkert ist. Ob Einkaufswagen, Ladentheke, Bankomat oder Kasse, alles ist so hoch, dass Mama Venditti sich vorkommen muss wie ein Zwerg, der sich in die Welt der Riesen verirrt hat.

3. Eigentlich könnten mir die schwedischen Nacktschnecken ja vollkommen egal sein, ist es doch nicht mein Gemüse, das sie anfressen. Doch wer die Biester mal auf dem Rasen vor dem Haus gesehen hat – riesengross und rabenschwarz -, der wagt sich nur noch mit äusserster Vorsicht barfuss aus dem Haus.

4. Warum können diese guten Menschen nicht einfach von Wasser, Knäckebrot und Hering leben? Wie um alles in der Welt sollen wir es in vier Wochen schaffen, uns durch die ganze Auswahl zu probieren: Lingon, Smultron, Jordgubbar, Apelsin, Hjortron, Päron, Hallon, Blåbär, Björnbär, Flädder, Kanel und das in jeder Abteilung, von den Getränken über die Milchprodukte bis hin zum Brot? Zum Glück bin ich Vegetarierin, dann kann ich zumindest das ganze Kött- und Korv-Sortiment links liegen lassen. Und glaubt mir, das Zeug ist einzeln gar nicht so teuer. Teuer wird es erst, wenn man immer noch etwas findet, das man kosten möchte.

5. Natürlich ist es nett, dass die Menschen hier so zuvorkommend sind, doch wie soll ich meine rudimentären Schwedischkenntnisse je erweitern, wenn die immer gleich Englisch mit mir reden, wenn ich um Worte verlegen bin?

6. Für meinen Geschmack hat es eindeutig zu viele Beeren im Wald. Wie sollen wir je einen Elch zu Gesicht bekommen, wenn wir pausenlos auf den Boden starren, damit wir uns mit Heidel- und Walderdbeeren vollstopfen können?

Ihr seht also, auch in Schweden ist nicht alles Gold, was glänzt. Und das Schlimmste ist: Wenn man mal hier ist, träumt man sogleich davon, nächstes Jahr wieder zu kommen.

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