Nichola Reilly - Herrscher der Gezeiten (Drowned #1)

Von Lielan @LielanReads

 
Genre: Jugendbuch, Fantasy, Dystopie
Preis: 14,99€
Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: MIRA Taschenbuch; Auflage: 1., Aufl. (12. Januar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3956491068
ISBN-13: 978-3956491061
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 16 Jahre

Darkiss Verlag   
Reihe ♦ Drowned
1. Herrscher der Gezeiten

2. ???


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Story + Schreibstil: Nichola Reillys "Herrscher der Gezeiten" ist der Auftakt einer stürmisch-dystopischen Reihe. Sowohl Klappentext als auch Cover sind aussagekräftige Statements und konnte mich gleich von sich überzeugen, sodass ich mich bereits seit der wundervollen Verlagsvorschau im Sommer auf das Buch gefreut habe. Die Storyidee von Nichola Reilly ist der absolute Oberhammer, im dystopischen Gebiet mal wieder etwas vollkommen Neues für mich. Die Meeres Gezeiten zur Überlebensangst der Menschen zu machen - genial, denn schließlich wird genau dies irgendwann aufgrund der globalen Erwärmung eventuell sowieso eintreffen. Also ist "Herrscher der Gezeiten" im Grunde eine recht realistische Zukunftsvision. Und gerade das macht es umso grausamer, aber auch umso interessanter. Die Charaktere dieser Handlung leben auf einer Insel, die grundsätzlich bei Flut überflutet wird und es nur zwei Stellen auf der Insel gibt, wo die Menschen trockene Füße behalten: Der Turm des königlichen Palastes und eine Plattform für die einfache Bevölkerung, aus der eigentlich die gesamte Insel besteht, ausgenommen vom König, dessen Tochter und ein paar Wachen. Auf der Plattform gibt es nur eine gewisse Anzahl an Stehplätzen, die aufgrund der von Gezeit zu Gezeit immer höher ansteigenden Wassermasse, auch immer weniger werden. Die Menschen werden einfach ganz brutal weggespühlt und haben auch nicht die geringste Überlebenschance. Denn "Herrscher der Gezeiten" ist eine Dystopie mit Fantasyelementen und es wäre ja furchtbar langweilig wenn die Menschen einfach nur brutal ertrinken würden, deswegen hat Nichola Reilly gewisse Monster erfunden, die die Menschen, die dem Meer zu nahe kommen einfach brutal auffressen. Während diesem sich täglich wiederholenden Überlebenskampf verbringt die königliche Familie die Flut in ihrem sicheren Türmchen und rührt keinen Finger für die sich ständig dezimierende Bevölkerung. Da ist es nur logisch das den normalsterblichen Bürgern irgendwann der Kragen platzt und eine Änderung des Systems her muss. Nichola Reillys Art und Weise des Schreibens war nicht immer einfach, dennoch hat sie die Handlung und das Setting perfekt rüber gebracht, sodass ich mich sehr gut an den Ort des Geschehens versetzen konnte, allerdings haben mir die Charaktere irgendwie die Stimmung des Buches versaut.

Charaktere:  Kommen wir nun zu dem gravierenden Negativaspekt dieses Reihenauftakts "Herrscher der Gezeiten": Die Charaktere. Ich habe es ja eher selten, dass ich mich so gar nicht mit Charakteren anfreunden kann. Denn gerade die Charaktere bringen mich doch schließlich zum lachen, weinen, zittern oder lieben. Aber Nichola Reilly konnte mir ihre Charaktere überhaupt nicht näher bringen. Schon auf den ersten Seiten ist es mir wahnsinnig schwer gefallen mich irgendwie mit der Protagonistin Corvina (Coe) Kettlefish an zu freunden und das lag keinesfalls an diesem abgefahrenen Namen. Coe erlebt bald ihre 16. Tief-Flutzeit und somit ihr Erwachsenwerden, sie hat niemanden mehr, keine Familie, keine Freunde. Optisch hebt sie sich ebenfalls von der Bevölkerung ab, denn sie hat nicht die typischen blonden Haare, sondern schwarzer und rosa Augen. Noch hinzu kommt, dass sie als Kind ihren Arm an eines der Wassermonster verloren hat und seitdem nur noch einen Armstumpf bestitzt. Für die anderen ist Coe die einfache Toilettenputzfrau, die nach ihrem Erwachsenwerden an einen der Randplätze auf der Plattform wandern muss und dann wahrscheinlich eh bald weg vom Fenster ist. Aber all diese Ungerechtigkeiten, die den Leser ja beinahe zum Schreien bringen, lassen die Protagonistin irgendwie vollkommen kalt, beinahe unberührt. Ihre einzige Gedanken gelten dem "Nicht-Weiter-Auffallen". Aber in einer Welt, in der jemand der nicht weiter auffällt eh dem Tode entgegen geht, hat das doch überhaupt keinen Sinn?! Und diese ganze Trägheit, Naivität, Emotionslosigkeit lässt mich wahnsinnig werden. Ich kam mit ihrer Art und Weise so gar nicht zurecht. Auch ihre angebliche Liebe zu Tiam, dem Fischerjungen, ist null bei mir angekommen. Da war kein erfrischendes, berührendes Kribbeln. Nein ein schwaches Anhimmeln, dass aber immer wieder unterdrückt wurde durch die Tatsache, dass Coe ja niemandem näher kommen will. Zum Ende des Buches ist es dann ein bisschen besser geworden, vielleicht auch nur, weil die Handlung dem Höhepunkt entgegen geschritten ist, aber ich finde es wahnsinnig schade, dass die Charaktere so überaus blass dar gestellt worden sind. Man hätte so viel aus dieser tollen Storyidee zaubern können. Leider habe ich mir von "Herrscher der Gezeiten" mehr erhofft und bin besonders von den blassen Charakteren enttäuscht.

Packende Storyidee wird geschmälert durch sparsam ausgearbeitete Charaktere.¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯     Cover    5+|5 Pandas   
Story    3|5 Pandas 
Schreibstil     3|5 Pandas  
Emotionen     3|5 Pandas 
Charaktere    2,5|5 Pandas