Niccoló Machiavelli – Der Fürst

Niccoló Machiavelli – Der Fürst

Es fällt nicht leicht, ein Buch zu rezensieren, das Geschichte machte und einer ganzen politischen Richtung (zu Unrecht) seinen Namen gab: dem Machiavellismus. Doch wenn es dient, den Autoren etwas zu rahabilitieren, ist schon viel gewonnen.

Als “Machiavellismus” wird heute eine Politik bezeichnet, die auch als neoliberal bekannt ist: “Der später geprägte Begriff Machiavellismus wird daher oft als abwertende Beschreibung eines politischen Verhaltens gebraucht, das raffiniert, aber ohne ethische Einflüsse von Moral und Sittlichkeit die eigene Macht und das eigene Wohl als Ziel sieht.” (Wikipedia)
Und dabei schrieb Niccoló Machiavelli das Buch, um das völlig zerrissene und zerfallende Italien der Jahres 1513/14 zu einigen. Er versuchte es es mit Überspitzung.
Da jedoch Ironie noch nie die Stärke der Mächtigen war, wurden viele seiner als Warnung ausgesprochenen Worte in ihr Gegenteil verkehrt und Ernst genommen.

Wenn Machiavelli schreibt

…der, welcher einen Staat an sich reißen will [soll] alle notwendigen Gewalttaten vorher bedenken und sie auf einen Schlag ausführen… (Seite 53)

wurde dieser Satz zur “Shock-Doctrin” in einem Satz. Denn anders als es Machiavelli meinte, nämlich dass Gewalt des Fürsten (des Staates) dann notwendig werden könnte, wenn das Wohl des Volkes auf dem Spiel steht, haben die Neocons und insbesondere die Vertreter des Neoliberalismus der Chicagoer Schule das Wohl des Volkes eher nicht auf dem Schirm; beherzigen den Satz aber im Wortlaut.

Ich lese sogar Warnendes aus dem Buch. Wenn Machiavelli etwa schreibt:

Wie aber kann ein Fürst den Minister durchschauen? Der Prüfstein dafür ist dieser: Wenn du merkst, daß der Minister mehr an sich als an dich denkt und bei allem, was er tut, seinen eigenen Vorteil betreibt , so wird er nie ein guter Minister werden, noch ist je Verlaß auf ihn. (Seite 112)

Wer mag, kann anstatt “Fürst” das Wort “Staat” benutzen und darüber nachdenken, wem sich heute die Minister und die Regierung verpflichtet fühlen. Es drängt sich der Eindruck auf, dass es weniger das Wohl des Staates ist, als das der von diversen Lobbyisten vertretenen Unternehmen.

Im Nachwort von Hort Günther heißt es:

Krieg ist kein Mittel der Politik mehr. Die Politik hat Krieg nicht zu führen, sondern zu vermeiden. (Seite 159)

Das ist leider so nicht mehr richtig. Aber das Nachwort ist von 1990…

Machiavelli’s Verdienst ist, die Menschen darauf hinweisen zu wollen, dass diese für Ihr Tun oder Nichthandeln verantwortlich sind. Dass das Ergebnis zählt, und nicht der (gute) Wille.
Unter diesem Gesichtspunkt ist das Buch wirklich spannend zu lesen. Auch wenn in den 500 Jahren seit seinem ersten Erscheinen sich Vieles veränderte. Nur eines nicht: Der Mensch ist noch immer nicht “gut”.

Nic


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