Nibelungen Sage 23/28 | Wie die Knechte in der Herberge erschlagen wurden

Nibelungen Sage 23/28 | Wie die Knechte in der Herberge erschlagen wurden In der Morgenfrühe weckten Hagen und Volker die schlafenden Gefährten. Schon riefen auch die Glocken zur Messe. Da wollten die Männer zum Kirchgang die besten Gewänder hervorholen, Hagen aber riet ihnen: "Legt Eure Rüstungen an und nehmt statt der Rosenkränze die Schwerter zur Hand, statt der seidenen Mäntel die Schilde, denn heute wird es harten Kampf geben." So gingen die Burgunden in reisiger Wehr zum Münster. Auf dem Kirchplatz setzten sie auf Hagens Geheiß die Schilde bei Fuß und erwarteten dichtgeschart Etzel und Kriemhild mit ihrem Gefolge. Bald nahte der Zug der festlich geschmückten Hunnen, und Etzel fragte beim Anblick der Burgunden erstaunt: "Weshalb geht ihr in Waffen zur Kirche? Hat euch einer meiner Leute ein Leid getan?" "Kein Leid ist uns geschehen", antwortete Hagen, "es ist vielmehr Sitte bei den Burgunden, auf Festen drei Tage lang Waffen zu tragen." Kalt blickte die Königin den Tronjer an. Nur zu gut wusste sie, dass es solchen Brauch im Burgundenland nicht gab, aber sie schwieg zu Hagens Worten. Nach der Messe trafen sich die Recken zu ritterlichem Kampfspiel auf dem Burghof. Etzel und Kriemhild schauten vom Fenster aus zu, wie die Scharen gegeneinander ritten, auf der einen Seite die Mannen Gunthers, auf der anderen die Hunnen, die Etzels Bruder Blödel führte. Wie dröhnte da der Hof vom Stampfen der Hufe und den Kampfrufen der Recken! Hell klangen die Schilde, und krachend splitterten die Lanzen, ja, zerbrochene Speerschäfte wirbelten über das Dach der Königshalle. Wie gern hätte Kriemhild gesehen, dass aus dem Spiel blutiger Ernst würde! Da geschah es, dass Volker gegen einen übermütigen Hunnengrafen anritt und ihn mit einem Lanzenstoß tot vom Pferd warf. Sogleich erhob sich wildes Rachegeschrei in den Reihen der Hunnen, und Waffen wurden drohend gegen Volker geschwungen, aber schon war Hagen mit seinen sechzig Tronjern zur Stelle, um den Freund zu schützen, und Gunther selbst führte tausend Burgunden heran gegen die Übermacht der Gegner. Doch im letzten Augenblick eilte Etzel herbei, um den Streit zu schlichten. "Die Waffen nieder!" rief er seinen Leuten zu. "Nicht mit Absicht hat der Spielmann den Grafen zu Tode getroffen. Wer ihn angreift, hat sein Leben verwirkt!" Da ließen die Hunnen ab vom Streit, und das Königspaar begab sich mit den Gästen in den Saal, wo die Mittagstafel bereitet war. Ehe sie sich an den Tischen niederließen, trat Kriemhild zu dem Gotenkönig Dietrich, klagte ihm ihr Leid und bat ihn inständig, Siegfrieds Tod an Hagen zu rächen. Doch der Berner wies sie ernst ab: "Die Burgunden sind nicht meine Feinde. Wie sollte ich ihnen in Waffen entgegentreten? Und Ihr, Frau Königin, solltet bedenken, dass man Gästen nicht nach dem Leben trachtet." Aber Kriemhild wollte nicht lassen von ihrer Rache. Sie wandte sich an Blödel, den Bruder Etzels, und versprach ihm Land und Burgen und Gold und die Hand einer edlen Frau, wenn er den verhassten Tronjer in den Tod schicke. Solchen Lockungen konnte Blödel nicht widerstehen. Auf der Stelle sagte er der Königin seine Hilfe zu. Da er wusste, dass die Burgunden im Saal unter Etzels Schutz standen, fasste er den Plan, die Knechte in der Herberge zu überfallen. Dann musste der Kampf auf beiden Seiten entbrennen, und bei der Übermacht der Hunnen schien ihm das Schicksal Hagens und seiner Gefährten entschieden. "Ich bringe Euch den Tronjer gebunden, und dann mögt Ihr Eure Rache nehmen", versprach er Kriemhild und ging zu seinen Leuten, damit sie sich waffneten. Während des Mahles ließ Kriemhild ihr Söhnchen Ortlieb in den Saal bringen. Stolz zeigte Etzel den Burgundenfürsten das Kind und sprach die Hoffnung aus, der junge Ortlieb werde dereinst als mächtiger König über seine Länder herrschen und den Burgunden ein treuer Freund sein. Hagens Antwort aber konnte ihm und der Königin wenig gefallen. "Wenn er zum Mann heranwüchse, möchte das wohl sein", sagte der Tronjer, "aber mir scheint, er ist so schwächlich, dass man ihm kein langes Leben geben kann." Inzwischen hatte Blödel mit tausend Hunnen die Herberge der Knechte erreicht. Dankwart erhob sich vom Tisch und empfing ihn freundlich: "Willkommen hier im Hause, Herr Blödel! Was bringt Ihr uns?" "Kampf bringe ich Euch", antwortete der Hunne scharf. "Euer Bruder Hagen erschlug Siegfried, jetzt müsst Ihr und Eure Leute mit dem Leben dafür zahlen. Wehrt euch, der Tod ist über euch!" Das waren seine letzten Worte, denn schon hatte Dankwart das Schwert gezogen und ihm mit gewaltigem Streich Helm und Haupt gespalten. Da stürmten, den Tod ihres Herrn zu rächen, die Hunnenrecken in die Herberge, und ein verzweifelter Kampf hob an. Viele der Knechte hatten keine Waffe zur Hand, da griffen sie nach Bänken und Schemeln und trieben die Mannen Blödels aus dem Saal, in dem bereits Hunderte von Toten in ihrem Blut lagen. Aber immer neue Hunnenscharen eilten herbei, und der gewaltigen Übermacht mussten die tapferen Knechte schließlich erliegen. Mann für Mann fielen sie unter den tödlichen Streichen. Dankwart allein, dem kühnen Kämpen, gelang es, sich eine blutige Gasse durch die Hunnenhaufen zu bahnen und den Königssaal in der Burg zu erreichen.
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