Nibelungen Sage 21/28 | Wie Kriemhild die Burgunden empfing

Nibelungen Sage 21/28 | Wie Kriemhild die Burgunden empfing König Etzel selbst brachte Kriemhild die Kunde, dass die Burgunden nahten. "Aufs beste wollen wir deine Brüder empfangen", sagte er, "so, wie es Königen und lieben Verwandten geziemt." "Wie freue ich mich über diese Nachricht!" entgegnete sie und eilte sogleich ans Fenster, um nach den Burgunden Ausschau zu halten. Bei sich aber dachte sie: "Nun ist die Stunde da, auf die ich so lange gewartet habe. Der mir so unermessliches Leid zugefügt hat, dem will ich heimzahlen, was ich vermag." In diesen Gedanken stand sie am Fenster und blickte ins Land hinaus, der Straße nach, auf der nun Hagen gegen Etzelnburg ritt. Auch Hildebrand, der alte Waffenmeister Dietrichs von Bern, erfuhr von der Ankunft der Burgunden, und ohne Säumen ging er mit der Neuigkeit zu seinem Herrn. Dem Berner wurde das Herz schwer, als er die Kunde des getreuen Alten vernahm. Sogleich ließ er satteln und ritt den Nahenden entgegen. Hagen erkannte den Gotenkönig schon von weitem. "Da kommt Dietrich von Bern mit seinen tapferen Amelungenrecken", sagte er zu Gunther. "Guter Dienste dürfen wir von ihnen gewiss sein, und wir müssen sie mit allen Ehren empfangen." So geschah es, und Dietrich dankte mit freundlichen Worten: "Seid mir willkommen, ihr Herren vom Rhein, Herr Gunther, Gernot und Giselher, und auch ihr alten Freunde Hagen, Volker und Dankwart! Doch das sei euch gesagt: gerne sehe ich euch nicht hier im Hunnenland, denn immer noch weint Kriemhild um Siegfried, jeden Morgen höre ich sie klagen." "Mag sie noch lange weinen und klagen", erwiderte hart und höhnisch Hagen, "Siegfried ist viele Jahre schon tot und begraben, und sie ist nun König Etzels Frau, der mag sie trösten." Doch der Berner blieb bei seiner Warnung: "Hütet euch vor Kriemhild, das ist mein Rat. Nie wird sie vergessen, wie Siegfried zu Tode kam, und Ihr, König Gunther, solltet das wohl bedenken." Aber Gunther meinte: "Ihr seht wohl zu schwarz, edler Herr von Bern. König Etzel entbot uns zum Sonnwendfest nach Etzelnburg, und auch von meiner Schwester kam uns gute Botschaft. Als willkommene Gäste sind wir ins Hunnenland geladen", und Volker fügte hinzu: "Mag es nun so sein oder anders, jetzt bleibt uns nichts übrig, als an Etzels Hof zu reiten und zu sehen, was uns dort beschieden ist." So setzten sie unverzagt die Reise fort und langten bald in Etzelnburg an. In geschlossenem Zug ritten sie dort ein, und Kopf an Kopf drängten sich in den Gassen die Hunnen. Alle wollten sie Hagen von Tronje sehen, der Siegfried von Niederland, den stärksten der Helden, erschlagen hatte. Stolz saß er auf seinem Ross, der hochgewachsene grimmige Recke mit den mächtigen Schultern und dem ergrauten Haar unter dem Eisenhelm, und Furcht überlief die Hunnen, als er so mit starrem Antlitz an ihnen vorüberritt. Kriemhild trat den Burgunden schon im Burghof entgegen, als verlangte es sie, die Gäste mit aufrichtiger Freude zu begrüßen. Aber nur Giselher bot sie die Hand und küsste ihn. Hagen sah es und band sich den Helm fester. "Mit ungleichem Gruß empfängt man uns hier", spottete er, "es scheint, wir haben keine gute Reise getan." "Man grüßt nur, wen man gerne sieht", antwortete Kriemhild mit kaltem Blick. "Weshalb sollte ich mich über Eure Ankunft freuen, Herr Hagen? Habt Ihr mir etwa den Nibelungenhort aus Worms mitgebracht?" Da lachte der Tronjer grimmig: "Ich hatte an meinem Harnisch, meinem Schild und Schwert genug zu schleppen. Das Gold liegt schon lange im Rhein, und es mag da lieben bleiben bis zum Jüngsten Tag!" "Nun, um Gold ist es mir nicht zu tun", entgegnete die Königin drohend, "aber noch warte ich auf Vergeltung für einen Mord und Raub." Dann forderte sie die Burgunden auf, die Waffen abzulegen, ehe sie die Königshalle betreten. Sie selbst werde sie in gute Obhut nehmen. "Nein", gab ihr abermals Hagen spottend zur Antwort, "das geschieht nicht. Es wäre zuviel der Ehre für mich, wenn eine Königin mit eigener Hand meinen Schild zur Herberge trüge. Mein Vater lehrte mich, selbst meine Waffen zu hüten." Da merke Kriemhild, dass die Burgunden gewarnt waren, und zornig rief sie aus: "Wenn ich den Verräter wüsste, es sollte ihm den Kopf kosten!" Sogleich trat Dietrich von Bern vor: "Ich bin es, der sie gewarnt hatte, aber ich fürchte Eure Rache nicht, Königin." Beschämt wandte Kriemhild sich ab und ging ohne ein Wort der Erwiderung in den Palast zurück. Dort stand Etzel noch am Fenster und blickte in den Hof hinab. "Wer ist der mächtige Recke dort neben Herrn Dietrich?" fragte er einen seiner Getreuen. -- "Das ist Hagen von Tronje, Aldrians Sohn. So freundlich er jetzt mit dem Fürsten von Bern spricht, er ist ein grimmiger Mann, und wir werden es noch erfahren." Da erkannte der König den Tronjer wieder, der in jungen Jahren mit Walter und Hildegunde am Hunnenhof geweilt hat, und er dachte zurück an vergangene schöne Zeiten.
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