Nha Trang

Von Giwikatja
Als wir in Nha Trang aus dem Bus ausstiegen, konnte Katrin zum ersten Mal hautnah miterleben, was fuer mich bereits Alltag war: Das Stuerzen der Aasgeier auf neuankommende Beute, vorzugsweise Touristen. Wenn man nicht acht gibt, schnappen sie sich einfach das Gepaeck und verladen es in ihr Taxi, damit man ihnen folgt. Die meisten allerdings fahren gar kein Taxi, sondern nur ein Motorrad und wollen einem nun erklaeren, dass man hinten ohne Probleme mit zwei Rucksaecken mitfahren kann. Klar, sie haben ja die Ruecksaecke auch nicht auf ihren Ruecken und Baeuchen geschnallt und befuerchten bei der kleinsten Kurve, vom Gefaehrt zu fallen. Findet man ein Taxi, darf man sich dann erstmal dankend abzocken lassen: 200.000 VND (10 USD) wollte er fuer die kurze Fahrt haben! Auf die Frage, warum er das Taxometer nicht einschalte, kommt die bekannte Antwort: "It's the same" (sei ja sowieso das Gleiche). Runtergehandelt haben wir das, aber zuviel haben wir trotzdem noch gezahlt.

Eigentlich wollten wir gar nicht so lange in Nha Trang bleiben, hatten aber aufgrund von Transport-schwierigkeiten einen Tag Aufenthalt dort, bevor es am Nachmittag mit dem Schlafbus weiterging. Wir hatten uns gar nicht gross mit Nha Trang beschaeftigt und hatten demzufolge keine Ahnung, was es hier zu sehen und tun gab. Wir buchten eine Tour und im Nachhinein betrachtet war das eine super Entscheidung, da wir den Tag sehr genossen. Zu sehen gabs ne Menge, angefangen bei einer christlichen Kirche (die hatte mehr Heiligenstatuen als jede Kirche in Europa), dem Po Nagar Cham Turm (erbaut zwischen dem 7. und 12. Jahrhundert auf hinduistischem Gebiet), einer Pagoda mit riesigem stehenden Buddha, eine klapprige Holzbruecke (ueber die man sehr stolz zu sein scheint, ansonsten waere es wohl einen Stop nicht Wert gewesen) und eine Art Spa, wo man im Mineralschlamm baden kann. Ausserdem wurde uns wohl jedes erdenklich ansaessige (Kunst-)handwerk in der Region vorgestellt: Wir waren im Fischerhafen bei den bunt bemalten Booten, schauten alten Damen bei der Herstellung der beruehmten Kegelhuete zu (und durften auch selbst Hand anlegen), durften uns spaeter bei der Herstellung von Bastmatten versuchen und landeten ausserdem noch auf einem Toepferhof fuer Feuertoepfe. Interessant anzusehen waren sie alle und man sieht diese Dinge mit ganz anderen Augen, wenn man sie fuer wenig Geld auf den Maerkten angepriesen sieht. Allerdings war es unertraeglich heiss und so wollten wir meistens nur schnellstmoeglich wieder zurueck ins klimatisierte Auto.
Bereits auf dem Weg von Saigon nach Nha Trang konnten wir vom Bus aus in Mui Ne recht deutlich sehen, welche Touristengruppe hier gezielt angesprochen wird: Russen. Russische Hotelnamen, Werbeschilder, Speisekarten und selbst die Reisebueros priesen ihren Service nicht nur in Englisch, sondern auch in Russisch an. Das kommunistische Vietnam war wohl schon immer ein beliebtes Urlaubsland bei den Russen. Das gleiche dann auch in Nha Trang. Sieht man sonst schlecht gekleidete Touristen, sind es entweder Deutsche oder Briten, aber hier kommen noch die Russen ins Spiel. Das geht soweit, dass man fast ueberall gefragt wird, ob man aus Russland komme und ich hatte mehr als einmal das Gefuehl, dass der Fragende ueber das Nein recht erleichtert war.