Ngondro – die grundlegenden Übungen

Von Rangdroldorje

Eine Anmerkung zu den Visualisationen für die kurze Rezitation des Ngondro aus einer reinen Vision
Von Kyabje Dudjom Rinpoche, Jigdral Yeshe Dorje

Namo Guru ye!

Es gibt zwei Stufen, diese vorbereitende Phase des tiefgründigen Pfades zu praktizieren: die gemeinsamen und die nicht-gemeinsamen.

Die gemeinsamen vorbereitenden Übungen: Meditation der Rezitation der vier Ursachen für Entsagung

„Namo“ bedeutet „Verehrung“. Wem bezeugen wir unsere Verehrung? Demjenigen, der immer unfehlbar ist und uns niemals täuscht, der höchsten und beständigen Zuflucht oder dem Beschützer, der die Verkörperung der Drei Juwelen ist, unserem kostbaren Wurzel-Lama. Man beginnt auf diese Weise mit dem Gebet zum Lama und mit einem Verständnis, warum man das sagt: „Bitte blickt auf mich! Ihr kennt mich!“
Dann denkt man über folgendes nach: „Eine körperliche Stütze wie diese, versehen mit den reichhaltigen Qualitäten der Freiheit und Vorzüge, ist äußerst schwierig zu erlangen. Dieser Körper, den ich nun erlangt habe, so wie alles andere, das geboren ist, wird nicht für immer währen und ist bestimmt zu sterben. Zu dieser Zeit wird der Körper zurückbleiben, aber der Geist wird fortbestehen, gelenkt von welchen segensreichen und leidvollen Taten auch immer, die ich angesammelt habe und als ein Ergebnis werde ich Umstände des Glücks und des Leidens erleben, entsprechend dem unausweichlichen Gesetz von Ursache und Wirkung. Egal wo ich wiedergeboren werde, ob in einem höheren oder einem niederen Zustand, wo immer ich in den drei Bereiche von Samsara bin, werde ich immer den turbulenten Wellen dieses riesigen Ozeans des Leidens ausgesetzt sein. Da ich mir der Tatsache dieser Situation bewusst bin, möge mein Geist sich dem heiligen Dharma zuwenden!“

Die nicht-gemeinsamen vorbereitenden Übungen

Hier gibt es sieben Abschnitte.

Zufluchtnahme

Stellt euch vor, dass euer kostbarer Wurzelmeister vor euch im Raum wirklich anwesend ist. Er erscheint in Gestalt von Guru Rinpoche und er verkörpert die Drei Juwelen und die Quelle aller Zuflucht. Nehmt Zuflucht zu ihm und bringt ihm Verbeugungen dar, denkt: „Von nun an bis ich die Essenz der Erleuchtung erlangt habe, nehme ich mit Körper, Rede und Geist respektvoll Zuflucht zum Lama und den Drei Juwelen.“

Bodhicitta entwickeln

Stellt euch vor, dass die Objekte der Zuflucht eure Zeugen sind und übt euren Geist in Bodhicitta indem ihr denkt: „Von nun an bis Samsara selbst ausgeleert ist, werde ich mich in der Aktivität der Bodhisattvas üben, um den Nutzen und das Wohlergehen aller fühlenden Wesen, die einmal meine eigenen Eltern gewesen sind, zu verwirklichen.“

Mandala-Opferung

Während man eine Platte nimmt, auf der in Haufen die Opfergaben angeordnet sind, denkt man: „In all meinen Leben opfere ich meinen Körper, meinen Besitz und meinen Ruhm zusammen mit allen Quellen meines Verdienstes den Drei Juwelen, um die zweifache Ansammlung von Verdienst und Weisheit zu vollenden.“

Visualisation und Rezitation von Vajrasattva

Stellt euch vor, dass ihr in eurer gewöhnlichen Gestalt seid und visualisiert das Folgende: „Über meinem Scheitel befindet sich mein Wurzel-Lama untrennbar vom glorreichen Vajrasattva. Von seinem Körper fließt ein Strom des Bodhicitta-Nektar herab, tritt über die Brahma-Öffnung an meinem Scheitel ein und erfüllt meinen ganzen Körper, bereinigt alle meine leidvollen Handlungen, Verdunklungen und Beschädigungen und Brüche der Gelübde und Verpflichtungen, sodass nichts mehr zurückbleibt.“ Rezitiert das 100-Silben-Mantra und das Sechs-Silben-Mantra so oft wie möglich und dann am Ende stellt euch vor, dass Lama Vajrasattva erfreut ist und euch seine Zustimmung gibt, sich in Licht auflöst und mit eurer eigenen Wahrnehmung verschmilzt, sodass ihr untrennbar eins werdet.

Guru-Yoga

Stellt euch vor, dass im Raum vor euch euer gütiger Wurzel-Lama in Gestalt von Guru Padmasambhava erscheint und wirklich vor euch anwesend ist. Betet mit Eifer zu ihm, denkt: „Die Verkörperung aller Buddhas der zehn Richtungen und drei Zeiten, unvergleichlicher Wurzel-Lama, zu Euch bete ich hingebungsvoll aus der Tiefe meines Herzens. Führt mich in diesem Leben und im nächsten und in den Bardo-Zuständen mit Eurem Mitgefühl ohne getrennt zu sein und gewährt mir beständig zu allen Zeiten Euren Segen.“
Reztiert das Vajra-Guru-Mantra so oft wie möglich, um seinen Weisheitsgeist anzurufen und einzuladen. Dann stellt euch vor, dass Lichtstrahlen von den drei Silben in den drei Zentren des Gurus ausgehen und in euch eingehen und die vier Arten der Verdunklungen bereinigen. Während ihr imaginiert, das euch die vier Ermächtigungen in ihrer Gänze gewährt werden, rezitiert Vajra Guru Kaya Waka Tsitta Siddhi Hung und empfangt die vier Ermächtigungen.

Die Übertragung des Bewusstseins (phowa)

Sprecht das folgende Gebet so oft wie möglich und entwickelt die Absicht, euer Bewusstsein zu übertragen: „Zum Beschützer Amitabha, dem Buddha Grenzenloses Licht, der untrennbar vom Lama ist, bete ich. Möge ich durch Euren Segen den tiefgründigen Pfad des Phowa verwirklichen und in Sukhavati wiedergeboren werden.“

Den eigenen Körper hingeben

Sprecht das folgende Wunschgebet: „Nun widme ich meinen Körper, meinen Besitz und all meinen Verdienst und auch deren Ursachen aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, alles zusammen allen Wesen. Ich gebe es ihnen hin, ohne irgendein Gefühl des Bedauerns. Möge ich die großen Wogen des Nutzens für alle Wesen ohne Hindernis und entsprechend ihrer Wünsche verwirklichen.“

Alle diese Praktiken sollten von den drei edlen Prinzipien versiegelt sein: die edle Vorbereitung, dem Hauptteil und dem Abschluss.

Als Antwort auf eine Bitte von Jampa Chödzin, einem eifrigen Praktizierenden aus der Dragsum-Gegend von Kongpo, habe ich, Jnana,  es während einer einzigen Sitzung so niedergeschrieben, wie es mir in den Sinn gekommen ist. Möge Heilsames reichlich vorhanden sein!

Der eigentliche Praxistext kann hier heruntergeladen werden. Um auch eine segensreiche Praxis zu verwirklichen, ist es aber erforderlich, dass dieser Text von einem qualifizierten Lehrer übertragen wird.