Die Tradition der tantrischen Haushälter hat im Laufe der Zeit eine Reihe herausragender männlicher und weiblicher Praktizierender hervorgebracht. Im Grunde waren sogar die ersten Schüler von Guru Padmasambhava großteils Ngakpas. Aufgrund ihrer großen Verwirklichungen waren sie im Stande, nicht nur das letztendliche Ziel – die Befreiung – zu bewirken, sondern konnten auch für die Wesen hier in diesem Daseinsbereich vorübergehendes Glück und günstige Umstände herstellen.
Menschenbild – grobe, subtile, äußerst subtile Ebenen
Mantra-Kraft
Der Einsatz dieser Mantra-Kraft durch das Beseitigen von Krankheiten, widrigen Umständen, ungünstigen Einflüssen etc. für die fühlenden Wesen auf dieser Erde. Ngakpas sind daher auch in der Lage, mit formlosen Wesen in Kontakt zu treten und so die Lebensumstände zu verändern. Mächtigen Ngakpas wird sogar nachgesagt, dass sie in der Lage sind, Einfluss auf das Wetter zu nehmen. Allerdings ist das eine Fähigkeit, die in der westlichen Welt wohl nur von geringer Bedeutung ist, im Unterschied zu einer Gesellschaft aus Bauern und Nomaden, wie es die tibetische Gesellschaft über Jahrhunderte hinweg gewesen ist.
Die Ngakpas verstehen also auch die oberen, mittleren und unteren Welten bzw. die verursachenden Kräfte dort zu kontrollieren, mit ihnen in Verbindung zu treten und einen Ausgleich für die Menschen herzustellen. Die Wesen in der oberen Welt sind die Planetengeister und Sternkonstellationen, in der mittleren Welt befinden sich die Tsen, Mamos, Dralha etc. und in der unteren Welt sind die Nagas angesiedelt. Weiters verstehen die Ngakpas auch die Kräfte der Sadags – der Erdherren. Dieses Verständnis gründet nicht nur auf eine Ausbildung im Buddhadharma, sondern auch in den anderen tibetischen Künsten wie Astrologie, Medizin etc.
Die Mantra-Kraft, die die Ngakpas ansammeln, wird häufig mit dem Atem übertragen. Dies geschieht bei kleineren Disharmonien, wo die Ngakpas ein bestimmtes Mantra rezitieren – z.B. das Mantra der Vajra-Rüstung – und dann die Mantra-Kraft auf das Wasser oder eine ähnliche Trägersubstanz blasen. Es kann auch vorkommen, dass Salz oder Ton verwenden. Salz wie auch Ton werden durch den Mantra-Atem geweiht. Bei Erkrankungen, die die festen Substanzen im Körper betreffen, wird häufig Salz verwendet und bei Problemen mit der Haut wird der geweihte Ton benutzt.
Weiters führen Ngakpas auch verschiedenste Rauchopfer wie Riwo Sangchö – den Berg voller rauchender Opfergaben – oder ein Surchö – ein Rauchopfer aus verbrannten Nahrungsmitteln – durch. Da Ngakpas über Mantra-Kraft verfügen, führen sie auch Kago-Rituale aus. „Kago“ bedeutet Befehl oder einen Auftrag erteilen. Solch ein Kago-Ritual kann mit dem Phurba – dem Ritualdolch – ausgeführt werden oder auch die Dharma-Schützer und andere Weltlinge können beauftragt werden, ihre Aktivitäten auszuführen.