Den heutigen Post meiner New York Reihe widme ich der "Sehenswürdigkeit", die mich auf der Reise am meisten beeindruckt, schockiert und mitgenommen hat: Dem Ground Zero. Der Ort, an dem vor über zehn Jahren knapp 3000 Menschen ihr Leben ließen.
Ja, wir wissen viel über den 11. September 2001, für viele mag das Thema - ähnlich wie die Weltkriege I und II - seinen Reiz verloren haben, je mehr darüber berichtet wurde. Wenn man jedoch diesen Ort leibhaftig betritt und an eben jener Stelle steht, an der damals das unfassbare Unglück geschah, ist das ganze Terrorismus-Thema eben doch nicht mehr so furchtbar weit weg.
Wir hatten auf unserer Reise wirklich jede Menge Spaß und haben viel gelacht, doch an dem Morgen, an dem wir uns selbst am Ground Zero wiederfanden, war uns zum ersten Mal so gar nicht zum Lachen zumute. Plötzlich kamen all diese Erinnerungen wieder hoch. Wie ich damals als 15-jähriger Teenie – in einem Alter, in dem man solche Tragödien erst einmal verstehen muss – mit meiner Klasse auf der Abschlussfahrt in Hamburg war. Wie ich am Abend des 11. September 2001 mit meiner besten Freundin und meinen frisch gefärbten pinken Haaren auf das Konzert von den damals noch fast unbekannten Linkin Park in Hamburg gehen wollte. Das Konzert wurde abgesagt, stattdessen standen wir mit anderen Fans und der Band selbst auf der Straße und sprachen, noch völlig unter Schock, über das, was passiert war. Wie wir unsere Klassenfahrt abbrechen und nach Hause fahren mussten, weil einer der mutmaßlichen Täter damals aus Hamburg kommen sollte und unseren Lehrern die ganze Situation zu gefährlich war. All das ging mir durch den Kopf, als ich über das Gelände ging und die Überbleibsel betrachtete. Und ständig der Gedanke: "Damals sind bestimmt auch zwei junge Frauen hierher gelaufen, haben Kaffee getrunken und sich unterhalten und dann... dann war nichts mehr so wie vorher."
Was ich eigentlich sagen möchte: Das 9/11 Memorial ist beeindruckend, wahnsinnig beeindruckend. Mit aller Gewalt versuchen die Amerikaner nun, ihren Stolz, ihre Kampfbereitschaft, ihren Überlebenswillen durch ein neues (One) World Trade Center zu demonstrieren, das tatsächlich das größte Gebäude der USA und somit unmöglich auf ein Foto zu bugsieren ist. Dort, wo einst die beiden Twin Tower standen, sind nur noch die Ausgrabungen zu sehen, verziert mit Wasserfällen und den eingravierten Namen der Opfer.
Beeindruckend ist auch der sogenannte Survivor Tree, der als einziger Baum die Angriffe überstand, über mehrere Jahre wieder aufgepäppelt und schließlich erneut am Ground Zero eingepflanzt wurde. Ein weiteres Symbol für den Überlebenswillen und die "Carry on"-Mentalität der Amerikaner.
Schade finde ich, dass ebenfalls mit aller Macht versucht wird, Profit aus dem Unglück zu schlagen. Die "Spende", die man (natürlich "freiwillig") am Eingang zum Memorial hinterlassen soll, zahlte ich noch mit gutem Gewissen. Auch den Souvenir-Shop, in dem man Bücher, T-Shirts und weiß-der-Geier-was kaufen kann, nahm ich einigermaßen wohlwollend hin. Doch dass man für das Memorial Center, in dem Fotos und persönliche Erinnerungen an die Opfer ausgestellt sind, Eintritt zahlen muss, finde ich reichlich daneben. Meiner Meinung nach sollten solch wichtige Gedenkstätten öffentlich und vor allem kostenfrei sein, damit jeder die Chance hat, an diesem Ort den Opfern zu gedenken und sich an das Unglück zu erinnern.
Denn in einem ist man sich immerhin einig: Never forget.
Links noch ein Foto aus dem Empire State Building, rechts das neue One World Trade Center.