New stage of life

Soooo Groß!

Nun sind Sommerferien.
Am Mittwoch endete das Kindergartenjahr für meine Tochter und somit auch die Kindergartenzeit.
In 7 Wochen werde ich Svenja mit Schulranzen und Schultüte in die Schule begleiten.
Sie freut sich schon seit Wochen auf diesen Tag, ich schwanke zwischen Freude und Wehmut.
Freude einerseits weil mein kleines Mädchen langsam Groß wird, Wehmut weil es eine wunderschöne Zeit im Kindergarten war und ich exakt weiß dass mit jeder Minute, jeder Stunde, jede Woche, jeder Monat und jedem Jahr ein Zeitabschnitt vergeht der unwiederbringlich vorbei ist und den man nie wieder erleben wird.

Was uns bleibt sind die Erinnerungen.

Schauen wir gemeinsam zurück in Deine Kindergartenzeit.

Erinnerungen!

Weißt Du noch als Deine Mama, Du und ich uns den Kindergarten angesehen haben?
Vermutlich nicht mehr – denn es war eine Zeit zwischen Klinikaufenthalten, Ärzteodyseen, Diagnosen, Krämpfen, Rettungswagen und Medikamenten.
Nächte die wir auf Mütterliegen, zwischen piepsenden Geräten und sterilem Geruch in Patientenzimmern verbrachten und uns sorgen machten.

Zwischen all diesen Nächten, zwischen allen Therapien und Fördermaßnahmen schauten wir uns den Körperbehindertenkindergarten an denn Du kanntest bereits die Dame der Frühförderstelle die ebefalls in diesem Kindergarten arbeitete.
Keiner wußte ob dieser Kindergarten das richtige für dich war, jedoch warst Du durch diese verdammten Krämpfe jedes mal halbseitig gelähmt.
Dies hinterließ Spuren.
Spuren in Sachen Motorik, Spuren in Sachen Muskulatur.

Wir entschieden uns gemeinsam für diesen Kindergarten.
Er war hell, freundlich und ein Fundus an unheimlich liebevollen Kindern, Bufdis und Erzieherinnen.
Die Förderung war Spitze und man merket von Tag zu Tag Deine Fortschritte.
Jeden Tag hast Du uns mit neuen Dingen überrascht – es war wunderbar.

Im Laufe dieses Kindergartenjahres bist Du dann zu mir gezogen.

Es war überraschend aber es ist bis heute ein tolles Erlebnis.
Aus uns Zwei unbeholfenen Menschen ist ein unheimlich geiles Team geworden.
Wir haben uns durchgeboxt, wir haben es mit Windmühlen aufgenommen und wir haben bisher alles gerockt was es zu rocken gab.
Ob wir dabei immer der Norm und der Konformität entsprochen haben?
Ob wir damit angeeckt sind?
Hey! Wen juckts? Wir sind was wir sind und wir leben was wir sein möchten!

Elternabende waren mir bei deinem Bruder immer ein Graus, heute finde ich das ganze eine ziemlich unterhaltsame Sache, besonders wenn Dein Papa von unserem Zuhause und unseren kleinen Problemchen erzählt.
Du musst wissen, ich bin ein Kerl, mit allem was dazu gehört.
Ich hatte nie einen Faible für Puppen, das erzählte ich auch im Kindergarten, fügte aber hinzu dass ich unheimlich froh bin dass es Youtube gibt.
Erzieherinnen und Eltern schauten mich verdutzt an, Youtube? Hat der Youtube gesagt?
“Ja” sagte ich: “Wißt Ihr eigentlich was für geile Anleitungen bzw. Workshops es zum Stichwort “Haare machen” gibt?”
Sie wußten dass Du einen Lockenkopf hast den es jeden morgen zu bändigen galt.

Nachdem Du nun eine Zeit lang in den Körperbehindertenkindergarten gegangen warst und immer weitere Fortschritte machtest erhielt ich einen Termin im Kindergarten.
Es war zum Ende Deines ersten Winterhalbjahres.
Die Menschen die sich um dich bemühten wußten dass ich ein sehr lockerer Mensch bin.
Die Kindergarten-, Deine Gruppenleiterin und ich saßen zusammen und die Einleitung war wie folgt:
“Sie wissen ja dass Svenja wahnsinnige Fortschritte gemacht hat”
Ich nickte zustimmend, mit einem Grinsen zu, denn ich hatte schon im Verdacht was kommt.
“Sie ist ein richtiger Wirbelwind. Wenn Sie morgens rein kommt dann rennt Sie durch den Gang, von Zimmer zu Zimmer und begrüßt alle mit einem herzlichen und lauten “Haaaalllooooo”!”
Ich nickte und Grinste noch breiter, denn ich konnte mir das gut vorstellen.
“Svenja zieht auch die anderen Kinder mit, die nicht so viel können und das ist ungeheuer Positiv”
Ich war Stolz
“Aber Ihre Tochter hat keine richtigen Spielkameraden, keine spielende Vorbilder, niemand der Ihr entgegen tritt. Bitte nicht falsch auffassen aber die meisten Kinder sind in Gestellen oder liegen auf dem Boden. Wenn Svenja hier Ihren Willen durchsetzt und ein Kind schuckt dann fällt es um wie ähm…. ein Dominostein”
Es war nicht böse gemeint, es war unheimlich lieb und beim letzten Satz mussten wir alle grinsen – nicht aus Bösartigkeit sondern weil man Dich einfach kennt und sich das sehr gut vorstellen kann.

Du warst die Stärkste und wusstest das auch.

Wir haben vereinbart den nächsten Schritt mit Dir zu wagen, mit der Option zurück zu kommen falls es nicht klappen sollte.
Nach dem Winterhalbjahr kamst Du in den Schulkindergarten unserer Stadt, einem Kindergarten für gehandicappte Kinder in dem die Kinder ebenso viel Power im Hintern hatten wie Du.
Das erste mal als ich dort hinein lief hörte ich schon die lachende, rennende, schreiende Meute.
Der absolute Gegensatz zum vorigen Kindergarten.
Ich machte mir schon sorgen ob du das packen würdest aber es war die beste Entscheidung die wir getroffen haben.
Du machtest den nächsten wahninnigen Entwicklungsschritt – es war der absolute Wahnsinn.
Dass Du ein sprachliches Problem hast weiß ich aber ich kann mich sehr gut an folgende Situation erinnern:

Ich stehe in der Küche an unserer Arbeitsplatte und richte Deine Vesperbox.
Du stehst neben mir, schaust hoch und sagst:”Popoarschi”
Kurze Stille
Erst mal nehme ich das gar nicht wahr und frage nochmal nach:
“Was hast Du gesagt?”
“Popoarschi”
“Gut” dachte ich:”irgendwie verstehst Du was nicht richtig Jörg, du verstehst dauernd was mit Popo”
Erneute Nachfrage:”Svenja, tut mir Leid aber ich habe dich nicht richtig verstanden. Kannst Du das bitte nochmal wiederholen?”
“Popooooarschiii”
Ok, ich verstand und musste mich zwischen Grinsen und High-Five und pädagogisch sinnvoller Ansprache entscheiden.

- Pause -

Ich lachte laut los und entschied mich für das High-Five.

Klar, dass Dir das gefiel und dass ein paar Tage lang Popoarschi ein wahnsinns Hit war.
Aber Hey – trotz unserer unqualifizierten Verhaltensweise kam das Wort nach ein paar Tagen kaum noch vor.

Warum ich mich für High-Five entschied?
Es sagt einfach aus dass Du wie jedes andere Kind auch, im Kindergarten Dinge aufschnappst und mit nach Hause bringt. Du nimmst Dinge wahr und Dinge auf – verarbeitest Sie richtig und testest.
Du testest auch Grenzen im Kindergarten aber so what?
Ein Kind dass seine Grenzen nicht testet, da stimmt doch was nicht.
Ein Kind zu dem ich sage:”Hey, da ist eine Linie und die wird nicht überschritten!” das nicht versucht die Linie mindestens einmal zu berühren oder zu überschreiten -das ist doch nicht normal.
Du bist normal – so normal wie alle anderen Kinder auch sind.
Auch wenn Ihr verschieden in euren Merkmalen seit, seit ihr doch alles Kinder.

Und das freut mich eben so unendlich!

Es war eine geile Zeit, nicht einfach aber Geil!

Oft habe ich Dich in den Kindergarten gefahren und oft hat mir Deine Erzieherin, Jana, Dinge über dich erzählt bei denen ich schmunzeln oder gar lachen musste.
Dinge bei denen ich zustimmend nickte, vor allem wenn Jana mir erzählte was für einen unheimlich ausgeprägten Willen Du hast.
Das ist nicht immer einfach :) ….
Aber der Wille hat Dich mitunter dort hin begleitet wo Du jetzt stehst.
All die Entwicklungen, all die Fortschritte wären ohne Deinen persönlichen Willen niemals so eingetreten wie sie nun sind.

Heute kannst Du rennen, Roller fahren, Puzzeln und mit Stützrädern Fahrrad fahren.

Nicht nur Du hast Dich entwickelt – auch ich – und ich werde von Dir mehr gelernt haben als dass ich Dir jemals zeigen und beibringen könnte.
Wer hätte jemanls gedacht dass ich mal hinstehe und Gesichtsbrote schmiere?
Dass ich für den Kindi backe? und und und

Der Kindergarten ist nun vorbei.

Du wirst in einen neuen Abschnitt Deines kleines Lebens gehen, in die Zukunft und ich darf Dich dabei begleiten.

Auch wenn wir uns mal anzicken, anschreien, streiten – Du wirst mein kleines, ganz großes Mädel bleiben und ich wünsche Dir viele neue Freunde.

Dafür Danke ich Dir – Dafür danke ich dem Kindergarten, Deiner Mama, der Lebenshilfe und allen beteiligten die um uns herum waren.

P.S. Heute Nacht hast Du das erste mal ohne Windel geschlafen. Ein neuer Lebensabschnitt hat begonnen. Du bist Groß geworden

Dein Papa


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