Das New Sound Festival ist am Samstag erstmalig in der Ottakringer Brauerei über die Bühnen gegangen. Und wir waren natürlich live dabei.
Wir haben ja vorab schon berichtet, dass es drei Bühnen geben wird: Die Yellow, die Silver und die Purple Stage. Das Konzept ist auch gut aufgegangen: Natürlich war bei den Headlinern die Bude rappelvoll – aber Massenpanik? Weit gefehlt. Die zwar nicht immer freundlichen, aber offenbar effektiv arbeitenden Securitymen haben also ihren Zweck erfüllt und uns ein ungetrübtes Partyvergnügen ermöglicht, bei dem man sogar das WC aufsuchen konnte, ohne fürchten zu müssen, nie wieder in die Hallen zu gelangen.
Technisch also: Beide Daumen nach oben. Dass es dann auch noch gratis Bier gab, das von Die Rakede zuerst angezapft und dann ausgeschenkt wurde, hat dann noch eins oben drauf gesetzt. Auch hier: beide Daumen ganz weit nach oben. Zerreißen kann man sich ja bekannterweise nicht, also wars schon gut, wenn man die am Eingang eifrig verteilten kleinen Timetable-Flyer immer parat hatte. Das Schöne am New Sound Festival ist vor allem, dass wirklich alle musikalischen Geschmäcker bedient werden. Das pressplay-Team lässt sich da natürlich nicht lumpen und hat waghalsig versucht, auf mehreren Kirtagen gleichzeitig zu tanzen.
Berlin Syndrome
Purple Souls
Purple Souls
Purple Souls
Purple Souls
Purple Souls
Schafe & Wölfe
Schafe & Wölfe
Schafe & Wölfe
Kill it Kid
Kill it Kid
Kill it Kid
Kill it Kid
Beginnen wir unseren Streifzug durch die dunkle Brauerei gleich einmal auf der Silver Stage, wo wir dann doch die meiste Zeit des Abends verbracht haben. Superpünktlich um 19.00 haben Berlin Syndrome aufgespielt und – weil soundtechnisch leider ob der hohen Hallen nicht ganz einwandfrei – hauptsächlich aufgrund ihres Äußeren einen bleibenden Eindruck hinterlassen: Lumber here we go! Wie Wikinger frisch aus dem Norden haben wir selten so eine schöne Versammlung an Vollbärten gesehen. Gleich danach verzeichnen wir das erste musikalische Highlight des Abends: Die Purple Souls aus Salzburg haben uns ein fein ausgesuchtes, melodieverliebtes Britpop-Set geliefert. Die feine Kombination aus starker Gitarre, den Drums zum richtigen Zeitpunkt und einer Stimme, die teilweise wirklich wie die junge Version Tom Smiths klingt, hat uns glücklich auf den Abend eingestimmt.
Gut, es war dann Zeit für ein bisschen Hiphop. Zwischen Kraftklub und Dendemann bewegten sich an diesem Abend Schafe und Wölfe und haben dann die Beats auf der Purple Stage ins Rollen gebracht. Na, aber dann schnell, schnell wieder hinübergesaust ins Hauptgebäude, schließlich geht’s jetzt los mit einem richtigen Kracher: Die Rakede. Wir haben die Jungs zuvor bei einem feinen Interview kennenlernen dürfen – so brav wie backstage sieht’s dann aber auf der Bühne natürlich nicht aus. Wir sind ja seit dem Waves-Festival große Anhänger dieser wunderbar-verrückten Triebwerke und wurden auch gestern nicht enttäuscht. Der schnelle Techno, die Reime von Sänger Julian und die knallharten Beats von Affe Maria haben sich perfekt an den Industrie-Look der Halle angepasst. Spätestens als dann die ganze Halle mitgrölt: „Jetzt gehst du weg mit diesem Arschloch“ ist es auch wieder einmal um uns geschehen. Was, wenn alles klappt? Die Frage hat sich mehr als positiv beantwortet.
Was als nächstes kommt, war klar. Spätestens die Unruhe vor der Silver Stage ab halb elf hat schnell verklickert, dass das New Sound seinem Höhepunkt entgegensteuert. Und da sind sie auch schon: Wanda eröffnen ihr Live-Set mit dem Knaller Lucia und zeigen sich– wie erwartet – von ihrer besten Seite.
Mit lasziv aufgeknöpftem Hemd ist Marco Wanda ganz der, den wir mittlerweile kennen und sehr lieben, unser Wiener Mundl der Post-Generation, der es dann aber doch immer schafft, durch seine rotzfreche Art ein Schmunzeln auf unsere Gesichter zu zaubern. „Wenn du mich liebst, gib mir Schnaps“: es wird ja aber doch nie langweilig. Auch nach dem dritten Mal Amore, das Marco ins Publikum schreit und ihm in vierfacher Lautstärke zurückgebrüllt wird, werden wir nicht müde, uns ebenso nach Bologna zu wünschen.
Musikalisches Zwischenfazit also: Ebenso, thumbs up. Und weil wir nun einmal die Partytiger sind, die wir sind, hat es uns da auch noch nicht gereicht. Gut, dass dann noch unser zweites Lieblings-W, Wandl, am Start war. Getanzt bis in die frühen Morgenstunden spazieren wir erschöpft, aber zufrieden in der Dämmerung nach draußen. Einmal geht’s noch: Wenn uns jemand fragt, wohin wir ganz sicher wieder gehen: New Sound Festival 2016.