(Teil 2) Bereits nach meiner Kanu-Tour durch die Sümpfe South Carolinas 2014 stand fest: Das muss ich unbedingt noch einmal wiederholen! Und wo ginge das besser als rund um New Orleans, dass für seine einzigartige Sumpflandschaft bekannt ist? So nutzte ich die Chance bei meinem Aufenthalt und buchte für einen Nachmittag eine Tour durch die Bayous etwas außerhalb von New Orleans – diesmal mit dem Kayak.
Kayak-Tour durch die Sümpfe New Orleans
16 Uhr holt mich Max, unser Tour-Guide, von meinem Hostel ab. Normalerweise gibt es je zwei zentrale Treffpunkte, einmal im French Quarter und einmal im Lower Garden District ganz in der Nähe meines Hostels. Da wir heute nur zu dritt sind, hat uns Max liebenswerterweise direkt vor Ort abgeholt. Mit zwei anderen Mädels aus New York geht es nun raus aus der Stadt und Richtung Bayous für eine ca. 30-minütige Fahrt.
Max, dem man seine 70 Jahre überhaupt nicht ansieht, ist mir auf Anhieb sympathisch und auf dem Weg in die Sümpfe erklärt er uns den Ablauf der Tour und erzählt ein bisschen über sich, die Tour-Company, die eigentlich seinem Sohn gehört und welcher ganz nebenbei auch Jazz spielt. Wir erfahren außerdem einiges über New Orleans, dem Hurrikan Katrina und die Sümpfe im Allgemeinen. Kurz bevor wir die Manchac Sümpfe, ein historisch besonders bedeutsames Küstengebiet in Louisiana, erreichen, gibt es noch einmal einen kurzen Stop an der Tanke und die Möglichkeit die Toiletten aufzusuchen und einen kleinen Snack sowie etwas zu trinken zu besorgen. Anschließend würden wir nämlich ca. 2,5 Stunden auf dem Wasser sein.
Schließlich kommen wir zu der Stelle, wo wir mit den Kayaks ins Wasser gehen. Nach einer kleinen Einweisung und dem Versprechen, dass keiner von uns baden gehen wird(wir sind ja alle Anfänger), geht’s auch schon los: Für mich ist es das erste Mal allein in einem Kayak. Und das Ganze ist doch wackliger als gedacht. Auf unsere Frage, ob wir auch Alligatoren sehen würden und ob es für uns im Kayak eventuell gefährlich werden könnte, beruhigt uns Max und erklärt uns, dass wir vielleicht den einen oder anderen Alligator sehen könnten, aber von ihnen tagsüber generell keine Gefahr ausgeht. Normalerweise „gehen“ Alligatoren Menschen aus dem Weg, solange man sie nicht füttert oder sie sich bedroht fühlen.
Währendessen paddeln wir unter der vor uns liegenden Brücke durch. Dort sind die Alligatoren allerdings erstmal vergessen, denn etwas viel „Angsteinflößenderes“kreuzt meinen Blick: Und zwar in Form einer monströsen riesigen braunen Spinne, die an einem der Brückenpfeiler klebt. Wuuuuah… nee, oder? Puuuh… das fängt ja gut an! Ich übertreibe auch keinesfalls, wenn ich sage, dass das Ding wirklich mega groß war…echt! Ich kann euch sagen, ab diesem Moment hatte ich nur einen Gedanken: Komme was wolle, aber du fährst nie, nie, wenn auch irgend möglich in irgendwelches Gras, Ufergebüsch oder an Bäume! Denn auf unserem Weg hinein in die dichter werdenden Sümpfe habe ich ebenfalls so einige Spinnennetze gesehen. Und so etwas will man DEFINITIV nicht in seinem Kayak haben. Also ich jedenfalls nicht – klingt zwar echt unlogisch, aber davor graute mir in dem Moment mehr als vor den eigentlich gefährlicheren Alligatoren… Unter normalen Umständen hätte ich mich auf die Entfernung dennoch getraut ein Foto davon zu machen, aber leider war ich doch etwas zu sehr beschäftigt mit dem (Davon-)Paddeln.
Wie auch immer, nach dem ich den ersten Schreck verdaut habe, komm ich doch recht schnell rein und besonders die ersten 40 Minuten haben wir auf dem Fluss mehr als genug Platz zum Üben.
Schön viel Platz zum Paddeln
Während wir also so den Fluss entlang gleiten, erzählt uns Max jede Menge über die Sümpfe, die Flora, Fauna und Tierwelt. Man merkt, dass er sich extrem gut auskennt und ihm die Natur im Allgemeinen, aber besonders die Sümpfe in Louisiana, am Herzen liegen. Ohne seine Sachkundigkeit hätten wir auch niemals auf unserem Trip die zwei Alligatoren, die auf uns zu schwammen und eine richtig hübsche Eule entdeckt. Leider konnte ich in dem Moment von keinen so schnell ein Bild schießen.
Max zeigt und erklärt uns etwas
Es geht immer tiefer in kleinere Seitenarme hinein und die Landschaft verändert sich mehr und mehr. Es sieht genauso aus wie im Film oder auf Bildern – ich find’s einfach nur aufregend schön. Hin und wieder lasse ich mich etwas zurückfallen und versuche die Eindrücke der Landschaft so intensiv „festzuhalten“ wie nur möglich: Die typischen Zypressen mit dem Spanish Moss, das Dahingleiten auf dem Wasser und diese Ruhe… es ist einfach so friedlich hier draußen. Obwohl ich ja ein kleiner Angsthase bin, was das Sumpf-Getier angeht, sind für mich die Sümpfe eine der schönsten Landschaften überhaupt. Ich war zwar noch nie in der Wüste und auch nicht in den großen Nationalparks im Westen, weshalb mir da der Vergleich fehlt, dennoch finde ich dieses Utop absolut einzigartig und wunderschön.
Am Ende erleben wir hier noch einen traumhaften Sonnenuntergang, den ich auf den Fotos gar nicht so gut einfangen konnte wie er live für uns war. Ein magischer Augenblick.
Danach müssen wir uns ganz schön sputen und aus der Sunset-Tour wird doch noch eine kleine Mondscheintour – inklusive Moskitos. Da wir etwas zu lang beim Sonnenuntergang verweilt sind, sind wir später als geplant raus aus den Sümpfen, so dass wir den Zeitpunkt verpassen, an dem wir noch locker ohne Moskitos bis zum Auto gekommen wären. Deswegen haben wir uns auch nicht eingesprüht bevor wir los sind, denn je nach Wetterlage/Tageszeiten sind Moskitos in den Sümpfen eigentlich kein Problem. Max hatte aber ein Spray dabei und versuchte uns noch einem nach den anderen einzusprühen, trotzdem erwischen uns die Mistviecher leider einer nach dem anderen. Nach 2-3 Stunden sind wir zurück am Auto – und ich bin etwas kaputt, von Moskitos zerstochen, aber glücklich.
Fazit
Für mich war die Kayak-Tour durch die Sümpfe definitiv eins meiner Highlights in New Orleans. Würde ich jederzeit wieder machen, es hat riesigen Spaß gemacht und besonders toll war, dass wir nur so eine kleine Gruppe waren und dort in den Sümpfen ganz allein unterwegs waren. So konnte man wirklich auch mal abschalten und relaxen. Wem eine Kayak-Tour nicht so geheuer ist, muss aber auch nicht auf einen Besuch in den Sümpfen Louisianas verzichten: Es gibt außerdem viele weitere Möglichkeiten die Bayous zu entdecken, z.B. durch die typischen Sightseeing-Bootstouren, die in einem anderen Sumpfgebiet unterwegs sind – dort ist die Garantie auch wesentlich größer, Alligatoren, Wildschweine(jupp die schwimmen dort auch rum)Eulen usw. zu sehen, da für die Touristen vor allem die Alligatoren mit Marshmellows angelockt und gefüttert werden.
Weitere Tipps & Infos
Anfahrt/ Tour
Falls ihr wie ich ohne Mietwagen in New Orleans sein solltet, bieten die meisten Kayaktour-Unternehmen wie Wild Louisiana Tours die Möglichkeit des Transports von meist zentralen Treffpunkten an. Wer mit dem Mietwagen unterwegs ist, trifft sich dann mit der Gruppe an einem gemeinsamen Treffpunkt nahe des Sumpfes. Alle Infos findet ihr auch direkt auf der Seite von Wild Lousiana Tours. Ich habe die Manchac Swamp Tour mitgemacht und war mit allem rundum zufrieden, daher gibt’s eine klare Weiterempfehlung.
Preise
Ohne Transport: 65$ pro Person/ Kinder unter 12 Jahren 40$ Mit Transport: 80$ pro Person
Essen/Trinken/Fotografieren
Nehmt euch einen kleinen Snack und defintiv viel zu trinken mit. Falls ihr euch für die Tour mit Transport entscheidet, werdet ihr aber auf jeden Fall noch einmal einen Stop an einer Tankstelle machen, wo ihr auf die Toilette gehen und euch mit Snacks/Getränken eindecken könnt. Ebenfalls wichtig: Sonnenschutz. Moskitospray ist normalerweise nciht notwendig, aber im Notfall hat Max alles dabei, was man braucht. Auch eine Drybag, wo ihr eure Kamera und andere Wertgegenstände verstauen könnt. Das Fotografieren aus dem Kayak heraus war dann auch eine Herausforderung und leider konnte ich nicht so viele Fotos schießen, wie ich wollte. Da ich die Kamera nicht die ganze Zeit rein- und raus räumen wollte, habe ich hauptsächlich mit dem Smartphone fotografiert. Vor allem aber war die Luftfeuchtigkeit ein Problem, wie auf einigen Fotos zu erkennen ist. Ich denke, dass dies aber an nicht ganz so heißen Tagen nicht das Problem sein wird.
Andere Anbieter für Bootstouren
In unserem Hostel haben viele bei Cajun Encounters Touren mitgemacht, die sehr gut sein sollen. Hier kann man sich entweder für eine Rundum-Tour mit Abholung entscheiden oder man fährt selbst bis zum Startpunkt der Bootstouren und macht nur diese mit – ist natürlich so etwas günstiger.
So, ich hoffe, euch hat meine kleine Tour durch die Sümpfe New Orleans‘ gefallen – nächstes Mal geht’s dann weiter ins French Quarter!
Short note: Many thanks to Wild Louisiana Tours and especially to Max for this amazing tour, I enjoyed being out there so much! I would definitely book this tour again.
*Hinweis: Die Tour wurde in keinster Weise gesponsert, sondern wie alles andere auf meiner Reise komplett von mir selbst bezahlt.