New Order: Imageverstärker

New Order: ImageverstärkerNew Order
„Complete Music“
(Mute Records)
Einerseits. Andererseits. Einerseits – sind solche Langversionen eine prima Sache. New Order haben sie ja quasi mit erfunden und können in dieser Hinsicht (zusammen mit ihrer Anhängerschaft) auf eine reichhaltige Tradition zurückblicken. Gleich eine ihres ersten Singles „Blue Monday“ wurde als Maxi zum Überhit (und durfte diesen Erfolg in veränderter Form später noch zweimal wiederholen), bis weit ins neue Jahrtausend hinein existierte für das legendäre Vinyl-Floppy-Cover zudem ein elitärer Blue Monday Owners Club. Ob später mit dem wunderbaren Doppelalbum „Substance“ oder der opulenten RETRO-Box – New Order haben seit Jahrzehnten gerade mit der Verlängerung erfolgreich daran gearbeitet, ihren Imagewandel von der auf düster getrimmten Wavekapelle hin zur danceorientierten Synthpopformation glaubhaft zu machen. Andererseits – so eine Extendet Version hat gegenüber der Komplettüberarbeitung einen entscheidenden Nachteil: Der Remix vermag aus einem schlechten durchaus auch einen guten Song zu machen, wenn ein Meister seines Fachs die Regler bedient, die Maxi dagegen läßt den Langweiler immer noch langweilig, nur eben länger klingen, ein gelungener Track verliert dagegen durch die Extrarunden kaum an Spannung.
Bei „Complete Music“ kommt nun all das auf’s Augenscheinlichste zum Tragen: Da sich die elf Stücke des regulären Albums ohnehin schon auf eine gute Stunde strecken, wird auf der Langversion nun noch mal draufgesattelt und ins Doppelformat editiert, dreimal geht’s über die magische „9“ und erwischt dabei nicht unbedingt die besten Nummern. Die erste Single „Restless“, eine der schwächeren Nummern der Platte, erfährt durch diese Ausdehnung erwartungsgemäß kein qualitatives Upgrade, „Plastic“ war schon vorher ausgereift und ausgereizt und „Unlearn This Hatered“ bzw. „People On The Highline“ bleiben auch bei längerer Distanz besserer Durchschnitt. Umgekehrt sind die Extraminuten samt einfallsreicher Verzierungen bei „Singularity“, „Tutti Frutti“, „Nothing But A Fool“ und vor allem „Stray Dog“ ein wirklicher Gewinn, auch wenn von Hot Chip oder Erol Alkan noch spannendere Zuarbeiten kamen. Die beiden Blitzlichtgewitter „The Game“ und „Superheated“ runden das Ergebnis am Ende versöhnlich ab, ohnehin muss jeder selbst entscheiden, welches der Stücke die zusätzlichen Loops und Bleeps wert war – die Klasse des Ursprungsalbums wird dadurch sicher nicht in Frage gestellt. http://www.neworderonline.com/

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