Herzlich willkommen im Jahr 2016!
Na? Haben sie auch kräftig rein gefeiert? Hat der Sekt geschmeckt? Und das Feuerwerk? Ich meine: Hat es bei Ihnen mehr oder weniger gerumst als in den letzten Jahren? Wovon soll man das auch alles noch bezahlen, nicht wahr? Jedes kleine bisschen Freude muss man sich mühsam erarbeiten. Und schnee gab es auch keinen, weder zu Weihnachten, noch zum Jahreswechsel. Aber dieser Tatort, der hat Ihnen doch sicher gefallen, oder? Sagen sie selbst: Helene Fischer als atemlose Killerin und Til Schweiger als heldenhafter Kotzbrocken? Das war doch sicher ein super Ereignis. Und immerhin: Inzwischen kommt das Eis und legt die ICE-Züge lahm, so dass wir bald wieder eine wohlige Wetterkatastrophe mit ARD-Brennpunkt erleben können.
Und hoffentlich hatten Sie keinen Kater?
Wünschen wir einander, dass es zumindest uns im kommenden, oder mittlerweile laufenden, Jahr wenigstens gut gehen möge, und irgendwie wird schon alles werden.
Und dann sind da noch diese Meldungen, die natürlich an Feiertagen an uns vorbei gehen. Na, sie wissen schon:
– Die Terrorwarnung am Silvesterabend in München, von der man nicht weiß, ob sie nicht vielleicht durch Geheimdienste Lanciert worden ist, – Die Hinrichtung von 47 sogenannten Terroristen in Saudi-Arabien, wovon einige Friedensaktivisten waren, alles im Namen des Kampfes gegen den Terror,
– die brutale Art, mit der die Türkei gegen die kurdische Zivilbevölkerung und demokratisch gewählte Oppositionsparteien vorgeht,
– die Umwandlung Polens in eine rechtsgerichtete Diktatur durch Entmachtung des Verfassungsgerichts und der freien Presse,
– Ach ja: Und jetzt der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, nachdem dieser gegen die Hinrichtung schiitischer Geistlicher protestiert hat.
Nicht wahr? So nebenbei haben Sie auch von diesen Meldungen gehört?
Es ist zum verzweifeln: Da denkt man, zum Jahreswechsel wird alles irgendwie besser, dabei wird alles nur noch schlimmer!
Das Schlimme an all diesen Meldungen ist vor allem die Haltung unseres eigenen Landes dazu. Hier zeigt sich schonungslos, wie sehr wir unsere Werte über Bord geworfen haben. Ein Beispiel? Saudi-Arabien köpft 47 vermutlich meist unschuldige Menschen, nur weil sie anderen Glaubens sind oder dem Land kritisch gegenüber stehen. Es handelt sich um brutale
Menschenrechtsverletzungen, die einen sofortigen Widerspruch verdient hätten. Was macht die Bundesregierung: Sie liefert weiterhin Waffen an diese brutalen Menschenschinder, und die Kritik klingt höchstens viertelherzig! Ein weiteres Beispiel ist die türkei: Dort ist ein Völkermord an den Kurden im Gange, aber weil Präsident Erdogan verspricht, uns einen Teil der Flüchtlinge vom Hals zu halten, die wir mit unserer Politik produzieren, unterstützen wir ihn mindestens passiv bei seiner Unterdrückung und seinem Massenmord. Hauptsache, die CSU kriegt ihren Willen.
Und dass wir es zulassen, dass Polen und Ungarn mitten in der EU ganz offen zu Diktaturen werden, Völkerhass schüren und demokratische Prozesse verhindern, das ist der absolute Gipfel. Diese Staaten und ihre Regierungen scheren sich überhaupt nicht um unsere sogenannten europäischen Werte, und wir lassen sie einfach gewähren. Das möchte mir bitte mal einer erklären! Vor 15 Jahren wurde Österreich völlig zurecht massiv unter Druck gesetzt, weil die FPÖ an der Regierung beteiligt wurde, jetzt geschieht so gut wie nichts, und im Falle Ungarns geschieht schon lange nichts!
Ach ja, die Terrorwarnung von München: Wir werden wohl nie herausfinden, ob es sich um etwas ernsthaftes, einen Scherz abenteuerlustiger Idioten oder eine gezielte Geheimdienstaktion handelt. Dafür spricht, was der ehemalige thüringische Verfassungsschutzpräsident Röwer im Interview mit einem rechtsradikalen Youtube-Kanal sagte: Die Linken müssten massiv bekämpft werden, sonst gäbe es einen Umsturz. Am besten, man schürt die Terrorangst und verschärft auch hier die Gesetze gegen Andersdenkende.
Aber ein solches Kalkül lässt sich natürlich nicht beweisen, nur vermuten, eben wie eine Verschwörungstheorie.
Und trotzdem weiter, nicht resignieren! Ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr 2016.