Erst eine Woche ist seit Heiligabend vergangen. Die Weihnachtsdekoration leuchtet noch, die Berge von Gebäck und Schokolade wurden höchstens zur Hälfte abgetragen. Etwas hat sich jedoch verändert. Neben dem kleinen Jesuskind in der Krippe steht plötzlich ... ein Schornsteinfeger! Auf Weihnachten als ein Fest des Glaubens folgt zum Jahreswechsel das Zelebrieren des Aberglaubens. Der Sprung vom 31. Dezember zum 1. Januar weckt in vielen von uns den Drang, dem Glück nachzujagen. Einige Tricks sollen dabei helfen.
Vor sehr langer Zeit hat mir mal jemand an Neujahr ein kleines Messingschwein geschenkt, das einen Pfennig auf dem Rücken trug. Dieses traditionelle Glückssymbol war der erste Talisman, den ich jemals hatte, und wurde mein persönliches Sinnbild für den so oft gehörten und selbst ausgesprochenen Wunsch nach "Viel Glück im neuen Jahr". Sehr wirkungsvoll schienen mir das Schweinchen und sein Pfennig aber nicht zu sein. Wie soll so eine winzige Figur auch gleichzeitig das klebrige Pech fern- und das sprunghafte Glück festhalten? Viele Menschen verlassen sich in den entscheidenden Augenblicken zwischen altem und neuem Jahr lieber nicht nur auf Glücksbringer und bedienen sich verschiedener abergläubischer Rituale.
Die Liste der Neujahrsregeln, die angeblich zur Sicherung eines guten, neuen Jahres befolgt werden sollten, ist ungewöhnlich lang. Man könnte fast meinen, die Leute würden sich das alles nur ausdenken. Sieben dieser "Gebote" habe ich akribisch ausgewählt, um dann feststellen zu müssen, dass mein Drucker keine Steintafeln beschriften kann. Zum Glück gibt es das Internet.
1. Du musst neue Kleidung tragen!
2. Deine Taschen dürfen nicht leer sein!
Den Jahreswechsel ohne einen einzigen Cent in der Tasche zu begehen, könnte den Ruin bedeuten. Es heißt, dass Menschen, die mit leeren Taschen feiern, im neuen Jahr sehr oft rote Zahlen auf ihren Kontoauszügen sehen werden. Das Schicksal spielt mit hohen Einsätzen! Zum Glück reichen schon ein paar Euros in der Hosen- oder Jackentasche aus, um die Gefahr abzuwenden.
3. Du darfst nichts wegschmeißen!
Wenn dem abgelaufenen Joghurt im Kühlschrank sowieso schon Haare wachsen, kommt es auf einen Tag mehr oder weniger nicht mehr an. Am 1. Januar bleibt alles an seinem Platz. Wer an Neujahr etwas aus dem Haus entfernt, sei es um es zu vernichten oder zu verschenken, kann sich schon mal darauf gefasst machen, die nächsten Monate ständig nach seinen Schlüsseln, dem Handy oder der Fernbedienung suchen zu müssen.
4. Du musst deine Türen öffnen!
Damit sich das alte Jahr verabschieden und das neue Jahr einziehen kann, müssen an Silvester vor Mitternacht alle Türen geöffnet werden. Dieser Brauch bringt ein gewisses Erkältungsrisiko mit sich, aber das bisschen Husten nimmt man für ein Jahr voller Glück und Erfolg doch gerne in Kauf.
5. Du darfst nicht weinen!
Das neue Jahr wird nicht gerne mit Tränen begrüßt. Wer an Neujahr seinem Kummer und Frust freien Lauf lässt, egal aus welchem Grund, riskiert einem alten Aberglauben nach ein ganzes Jahr voller Bitterkeit und Unglück. Alternative Gefühlsauslebungen wie das Werfen von Gegenständen (so lange diese dabei nicht das Haus verlassen, siehe 3. Gebot) oder lautes Schreien sind gestattet.
6. Du musst Grünes essen!
Die Stimmung auf einer Silvesterparty könnte durch so ein Spinatbuffet etwas leiden, aber spätestens, wenn die ersten Lottogewinne und Gehaltserhöhungen eintreffen, sind alle wieder glücklich. Sich zum Jahreswechsel von grünen Speisen zu ernähren, verspricht für die nächsten Monate Wohlstand - und der schmeckt bekanntlich allen. Natürlich kann man versuchen, das Schicksal zu betuppen und einfach sämtliche Lebensmittel, vom Fleisch bis zu den Kartoffeln, grün einfärben.
7. Du musst auf deinen ersten Besucher achten!
Happy New Year!
Das Glück leidet unter einem massiven Aufmerksamkeitsdefizit. In einem Moment ist es dir hold, im nächsten Augenblick hat es dich schon wieder vergessen. Manchen Menschen gibt es eine gewisse Sicherheit, sich an abergläubische Traditionen zu halten, für andere ist es nicht viel mehr als ein Spaß und so mancher hält rein gar nichts davon. Zum Glück gibt es hier kein richtig oder falsch.