Ryan Adams „Ashes & Fire“ (Capitol)
Man kann Ryan Adams sicher nicht vorwerfen, er hätte jemals aufdringliche Musik gemacht. Unausgegorene, vorschnelle Veröffentlichungen waren vielleicht dabei, denkt man an Platten wie „Demolition“, „Rock’n Roll“ oder „Easy Tiger“, die ja eher rockig sein sollten, dann manchmal auch etwas unglückliche, aber aufdringlich war er nie. Und auch sein neues Album „Ashes & Fire“ ist so völlig frei von jeder selbstgefälligen, großspurigen Pose – allein das erste Stück beginnt mit so viel Bedacht und Behutsamkeit, dass man fast das Gefühl hat, er traue sich nicht so recht ins Scheinwerferlicht zurück.
Das stimmt natürlich nicht, obschon er für seine Verhältnisse recht lange Zeit aus dem Focus war – hier mal ein Cover, da ein Reissue, diese Stille kannte man so gar nicht von dem mittlerweile 37-jährigen aus Jacksonville. Schön deshalb, dass „Ashes & Fire“ so ganz aus dem Adams’schen Humus zu kommen scheint: Klassische Arrangements ohne jeden Schnörkel, Songs, die – wie man gern dahersalbadert – so ganz auf sich gestellt sind und allein wachsen müssen. Der Titeltrack ein beschwingter Countryblues in bester Dylanmanier, das intime, mit brüchiger Stimme gewisperte „Rocks“, der Heuler „Do I Wait“ und natürlich „Chains Of Love“ – mit einer Stimme wie James Dean Bradfield, nur ohne Agitprop und hohles Pathos. Adams schüttet dem Zuhörer das Herz aus – er hat nie etwas anderes getan, Sehnsüchte, Verletzlichkeiten, Einsamkeit und Trost im Übermaß.
Er kann das – einfache Worte wählen, die anderen kitschig geraten würden, bei ihm aber nicht abgeschmackt oder aufgesetzt wirken, sondern klar und aufrichtig. „Kindness“ ist so ein Gratwandler, „Come Home“ ebenso und bei „I Love You But I Don’t Know What To Say“ ist der Titel reine Koketterie – er weiß es eben sehr genau. „The lights will draw you in, and the dark will bring you down, and the night will break your heart, but only if you're lucky now” heißt es in “Lucky Now”, der ersten Single des Albums, und irgendwie geht’s einem mit dieser Scheibe genauso – auch wenn die Freude von kurzer Dauer sein wird, man hat sie sicher für diesen einen, kostbaren Moment.
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