Von Jürgen Voß
Wie der ewige Unterprimaner Jauch ein „Format“ kaputt macht
Wenn es je eines Beweises bedurft hätte, dass Schwiegermammas Liebling Günter Jauch, der als Ratefuzzi stets eine gute Figur macht, als Moderator einer bestens platzierten Talkrunde trotz Millionenhonorar noch lange nichts taugen muss, dann hat ihn der Sonntagabend (3.2.) mit dem Thema „In Gottes Namen – wie gnadenlos ist der Konzern Kirche?“ endgültig erbracht.
Diese Gesprächsrunde, dominiert von einem reaktionären katholischen Dogmatiker, der selbst Eugen Drewermann noch in Angst und Schrecken gejagt hätte, umrahmt von lieben und sehr dezent auftretenden Mitdiskutanten, einer netten und liebenswürdigen Buchautorin, die kaum zu Worte kam, einem holländischen Gynäkologen, der aus der deutschen Krankenhauslandschaft geflüchtet war und einer äußerst brav argumentierenden Gesundheitsministerin, sowie einem – für katholische Verhältnisse – noch recht sachlich diskutierenden Caritassprecher, hätte an sich eine emotionale und äußerst kontrovers geführte, spannende Diskussion verdient gehabt. Jedenfalls war das meine Erwartung an diese Runde. Dass es dazu erst gar nicht kam, war das „Verdienst“ des Moderators, der wohl seine Rolle als „Mäßiger“ so verstanden hatte, erst gar keine Diskussion aufkommen zu lassen.
Drei Dinge halfen ihm dabei: Sein wohl nicht mehr ablegbarer Unterprimanerhabitus aus seiner Zeit bei der Schülermitverwaltung; die praktisch ohne Resonanz gebliebenen redaktionellen Einspielungen als „willkommene Unterbrechungen“ der „hitzigen“ Diskussion und das wohl allgemeine Verständnis dieses Sendeformats, stets eine harmlose Abfragerunde aller Beteiligten mit Dialogverbot zwischen denselbigen zu sein.
Resultat: Der reaktionäre Demagoge konnte im Verbund mit seinem Freund von der Caritas geschätzte 70 % der Redezeit für sich beanspruchen und ihm fiel sogar, als er vollkommen ins Schwimmen geriet, (bei der persönlichen Frage, wie er sich im Falle seiner potentiell ebenfalls vergewaltigten Tochter verhalten würde) niemand ins Wort, wobei wenigstens das Publikum ihm sein Missfallen deutlich bekunden durfte.
Lieber Erich Böhme, steige doch herab und gebe diesem kleinen Großverdiener ein wenig Nachhilfestunden in Sachen Diskussionsführung, so dass das Fernsehpublikum am späten Sonntagabend nicht immer einschläft oder – selbst bei den kontroversesten Themen – den Eindruck erhalten muss, einer Originalübertragung der Bibelstunde der St. Christophorus-Gemeinde in Cloppenburg beizuwohnen.