Neues vom Drecksjournalismus

Neues vom DrecksjournalismusHans Leyendecker, der Doyen der deutschen Enthüllungskünstler, hat letzte Woche mal das Internet durchgelesen. Nun sieht er es zunehmend kritisch: "Ein Großteil der Sachen, die ich dort lese, sind böse, zynisch, verachtend und zum Teil höchst antidemokratisch", hat bei der neunten Mediendozentur im Festsaal der Neuen Aula von Metzingen anvertraut.
Früher, ja, früher, als er selbst noch leider auf zwei falsche Quellen hereinfiel und dem „Spiegel“ eine Titelgeschichte zur angeblichen Hinrichtung des Terroristen Wolfgang Grams in Bad Kleinen andrehen konnte, da war die Welt der Edelfedern noch in Ordnung. Ein Drecksblatt wie die „Bild“-Zeitung machte Drecksjournalismus, Hans Leyendecker dagegen machte Politik: Dass der damalige Inneminister Rudolf Seiters wegen seiner frei erfundenen falschen Quellen seinen Job verlor, nun das hat nichts damit zu tun, "dass wir heute so viel Mainstream und Sensationsgier im Journalismus haben".
Schuld daran ist vielmehr, dass "heutzutage mit dem Wort viel leichtfertiger umgegangen wird". Leyendecker tut das nicht. Er nimmt wie Worte wie „Drecks- und Lügenblatt“ mit Bedacht in den Mund, um sich abzuheben von den immer zahlreicher werdenden „Menschen, die etwas in Facebook, Twitter oder anderen sozialen Netzwerken“ publizieren, und dabei „meist kritiklos und unqualifiziert“ Blödsinn schreiben.
Im Gegensatz zu ihm habe "das Internet seine Unschuld längst verloren", meint Leyendecker. Alles voller Schweinskram da, Wikileaks und Konsorten, ungeprüfte Quellen und
Die wichtigsten Voraussetzungen für investigativen Journalisten sind für ihn: "Die vierte Gewalt sollte bei ihrer Arbeit stets ergebnisoffen sein, sie dürfe nicht Politik machen wollen und sich vor allem nicht an die Politik heranschmeißen". An diese Vorgaben habe er sich während seiner 40-jährigen Journalistenkarriere immer gehalten, zuletzt sogar, als er die Räuberpistole um das Terrortrio NSU unvoreingenommen geprüft und für funktionsfähig erklärt habe.

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