Neues Meldegesetz: Adressdaten werden verschachert

Adressweitergabe Adler 430x265 400x246 Verkaufte Daten

Erinnert sich noch irgend­wer an die “Robinson-Liste“? Es ist viele Jahre her, dass ich mich dort ein­ge­tra­gen habe. Nicht, dass es irgend­was nützte und mich von irgend­ei­ner Telefon- oder Papierwerbung schützte; es war aber immer­hin ein gutes Gefühl.

Dieses Gefühl der wenigs­tens mini­ma­len Sicherheit vor ner­ven­der Werbung könnte nun auch noch been­det sein. Denn ein paar unse­rer Volksvertreter haben einem Gesetz zuge­stimmt, das es ermög­licht, Adressdaten der Einwohnermeldeämter für (viel) Geld an Werbeunternehmen zu ver­scher­beln.

Am 28. Juni fand das EM-Spiel Deutschland-Italien statt. Just in die­ser Zeit tagte der Bundestag und winkte einige Gesetze, dar­un­ter auch um 20:51 als Tagesordnungspunkt 21 das Gesetz zur Fortentwicklung des Meldewesens (MeldFortG), Drucksache 17/7746, in stum­mer zwei­ter und drit­ter Beratung durch. Die nicht gehal­te­nen Reden wur­den “zu Protokoll genom­men” und sind dort nach­zu­le­sen. Mehrheitlich wurde das Gesetz mit den Stimmen der Regierungskoalition ange­nom­men. (Telepolis (1.))

Nun plötz­lich – nach­dem der Skandal publik wurde – tut die Opposition so, als wäre sie daran nicht betei­ligt gewe­sen. Doch es war Petra Pau von den LINKEN, die die Versammlung der rund drei­ßig Abgeordneten lei­tete. In Ziffer: 30. Dreißig von sechs­hun­dert­zwan­zig.
Damit war der Bundestag nicht beschluss­fä­hig! Was aber kei­nen der Volksvertreter Volksverblöder davon abhielt, so zu tun, als wäre alles in Ordnung, was da am 28. Juni 2012 im Bundestag geschah.

Und nun kom­men also Opposition und Medien aus den Puschen: Die TAZ titelt: “Schlimmer als Facebook”(2.) und Heribert Prantl nennt das bei der Süddeutschen(3.) “geschred­der­ten Datenschutz”. Und siehe da! Selbst der Oberdatenschützer Peter Schaar übt nun “hef­tige Kritik”(4.) an der Bundesregierung. Da stellt sich die Frage: Wo waren die alle in den letz­ten 14 Tagen?

Wer mag, kann bei cam­pact gegen die­ses Gesetz pro­tes­tie­ren - aber eigent­lich soll­ten wir diese ganze Regierung und die Bundestagsabgeordneten raus­schmei­ßen: vorn­weg Ilse “Facebook ist doof” Aigner.

Bis dahin kön­nen wir noch hof­fen, dass im Bundesrat ein paar Leute sit­zen, die – anders als die Regierung – nicht von der Lobby gekauft sind.

 Nic

(1.) http://www.heise.de/tp/artikel/37/37231/1.html
(2.) http://www.taz.de/!96941/
(3.) http://www.sueddeutsche.de/politik/geplante-weitergabe-von-buergerdaten-gesetz-schreddert-datenschutz-1.1406299
(4.) http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/datenschutzbeauftragter-schaar-kritisiert-neues-meldegesetz-a-843291.html


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