Neues aus der Heizungstechnik: meine Eindrücke von der ISH 2013

Von Energystar @energynet

Überblick Halle 8.0, ISH 2013, Quelle: Messe Frankfurt Exhibition GmbH / Petra Welzel

Nach vielen Jahren bin ich gestern wieder mal nach Frankfurt zur größten Sanitär- und Heizungsmesse ISH gefahren. Nachdem bisher mein Interesse ausschließlich der kontrollierten Wohnungslüftung galt, habe ich mich jetzt das erste Mal auf die Heizungstechnik konzentriert. Wer hier die letzten Wochen aufmerksam mitgelesen hat, wird gemerkt haben, dass die Energiewende im Heizungskeller momentan mein Schwerpunktthema ist.

Neue Technologien und Innovationen sind natürlich bei einem Messebesuch immer von Interesse, genauso wie Kontakte zu Unternehmen. Aber meine große Frage, die ich immer im Hinterkopf hatte war wie die Industrie den Modernisierungsstau abbauen möchte um zu einer nachhaltigen Energieversorgung beizutragen.

Vor Beginn der Messe hieß es in einer Pressemitteilung, die ich in einem Beitrag übernommen hatte, dass Unwissenheit und Unsicherheit die Energiewende im Heizungskeller behindern. Die Unsicherheit bezog sich dabei nur auf das unstete Förderangebot des Staates, wenn ich es richtig verstanden habe. Bei mir kam jedoch auch der Eindruck auf, dass mit der zunehmenden Anzahl an Technologien auch die Verunsicherung der Verbraucher steigt. Die größere Auswahl macht die Sicht auf die für den einzelnen Konsumenten richtige Heizungsanlage schwieriger und man beginnt sich zu fragen ob man nicht noch auf die nächste Toptechnologie warten sollte. Um die Unwissenheit beim Verbraucher abzubauen, ist es ganz wichtig mehr Aufklärung anzubieten, zu zeigen für wen welches Heizsystem sich am besten eignet.

Eine Strategie zum Abbau des Modernisierungsstaus war bei mehreren oder sogar bei allen Herstellern der Heizungstechnik zu sehen. Die zu Beginn der Woche vorgestellte Hybridtechnik, Kombination von mehreren Heizungsarten zog sich wie ein roter Faden durch die Halle 8 der Heizungstechnik. Bestehende Öl- oder Gaskessel können ergänzt werden mit einer thermischen Solaranlage und/ oder mit einer Wärmepumpe. Bei neuen Anlagen wird die Wärmepumpe mittlerweile schon in das Gas-Brennwertgerät integriert.

Daneben fand ich die bereits vorgestellten Neuheiten besonders spannend. Bei Stiebel-Eltron habe ich mir das Project Energy e genauer angesehen – so wird dort die Integration der Wärmepumpe zur Brauchwassererwärmung in den SMA Sunny Home-Manager genannt. Eine mögliche, sehr luxoriöse, Erweiterung ist eine Steuerung über ein Touch-Displayfeld von Gira. Mit diesem System kann der Eigenverbrauch, in dem gezeigten Beispiel, auf 71% des selbst erzeugten Photovoltaik-Stroms kommen.

Auch die bereits vorgestellte Brennstoffzellen-Technologe habe ich mir genauer angesehen, mit unterschiedlichen Konzepten. Baxi-Innotech (Beitrag dazu gab es schon vorab) und auch Viessmann zeigten Konzepte einer Brennstoffzellengerätes in Kombination mit einem Gas-Brennwertgerät für die Spitzenlast. Ein weiterer Hersteller verzichtete ganz auf diesen zusätzlichen Spitzenlastkessel und überlässt dies dem Kunden, ob dieses Konzept erfolgreich sein wird kann ich mir aber kaum vorstellen – wo sonst der Trend zu kompletten Systemen hingeht.

Damit komme ich auch zu dem Trend des zunehmenden Angebotes an KWK- oder Mikro-KWK-Geräten. Fast alle großen Heizungshersteller haben heute KWK-Geräte im Angebot. Auch bei Pellets wird der Vorreiter in diesem Bereich, Ökofen aus Österreich, mit dem Stirling-Prinzip in wenigen Jahren auch Strom erzeugen können. Die Geräte sind aber noch sehr teuer, so dass sie alle, auch die Brennstoffzelle, nur über die steigenden Stromkosten finanziell interessant werden.

Eine Steuerung der Heizung über ein LAN-Netzwerk im Haus oder über ein Smartphone war häufig zu sehen, auch mit den Daten der Heizung in der Cloud. Für die Wartung ist es ideal, wenn der Kundendienst Probleme an der Heizung sieht, bevor der Nutzer sie bemerkt. Doch auf den Eigenverbrauch wird sich diese Steuerung nur auswirken, wenn sie so intelligent wie beispielsweise bei tado.

Auffällig und besonders gut präsentiert war bei Viessmann die innovative Wärmequelle Eis. Hierzu hatte man wohl erst kürzlich ein kleines Unternehmen, das diesen Eisspeicher entwickelt hat, übernommen. Eventuell schreibe ich mal ausführlich über das Prinzip des heizens mit dem Eisspeicher.

Der Besuch der ISH hat sich für mich definitiv gelohnt, um die Frage für mich zu beantworten, die sich Daniel Bönnighausen bei Saving-Volt.de gestellt hat. Teilweise hatten wir gemeinsam mit Michael Ziegler vom Photovoltaikguide die Messestände besucht. Für beide war bestimmt auch was interessantes dabei, ich hoffe jedenfalls sehr, dass auch andere Energieblogger die Heizungstechnik für sich entdecken werden.

In der Kommunikation mit Online-Medien, wie Blogs, bewegt sich etwas bei den Unternehmen der Heizungsbranche. Aber generell ist die Unsicherheit der individuellen und persönlichen Ansprache groß. Natürlich besteht die Gefahr des Kontrollverlustes, wenn wir schreiben wie wir Blogger die Technologie oder Entwicklung sehen. Aber wir schreiben dafür ehrlich und authentisch und bei Kritik bleiben wir fair und sachlich. Allgemeine Pressemitteilungen sind für uns gut, um zu sehen was es neues gibt, aber wir wollen eher individuelle Beiträge nach unseren Schwerpunkten, die für die Leserinnen und Leser besonders interessant sind.