Karl-Erik, mein estländischer Weggefährte, hat gestern etwas sehr Kluges gesagt: "Imagine you're in a small, white room. With no windows, no door - really nothing at all in it. But if you have a good companion at your side, it could be paradise to you." Bevor jemand die Hochzeitskarten in den Druck gibt - Nein, er meinte nicht mich damit. Wir haben ein paar philosophische Gedanken über Freundschaften ausgetauscht. Das Niveau war recht hoch für einen Montag-Abend. Wir saßen neben ein paar Mülltonnen hinter der Küche. Schöner Ort. Man kann sich da nämlich wirklich unterhalten, ohne das griechische Neureiche (nee, Moment... das ist ja ein Widerspruch) - ohne das griechische Griechen vorm Haus mit dicken Autos und noch dickeren Musikanlagen vorbei fahren. Dafür, dass hier sonst tagsüber jeder mit einem Mofa unterwegs ist, werden abends nämlich die ganz großen Karren rausgeholt. Und was so ein echter griechischer Autofahrer ist, der hat nicht nur ne Hupe, nein, der hat ne Hupe mit integriertem JAMBA-Klingelton. Und die funktioniert am besten nachts um halb drei unter meinem Fenster. Keine Ahnung, warum das so ist, aber es gibt Zeugen. Mich zum Beispiel. Und meine Griechisch-Klasse. Ich habe ein wenig Forschung betrieben und festgestellt, dass mir immer um 11 Uhr morgens die Augen zufallen. Heute konnte jedoch schlimmeres verhindert werden, denn Nikos hat rechtzeitig eingegriffen: "SAAAAANDRA, PLEEEEAAAASE, SANDRA!!!! Don't fall asleep!!!" Es tut mir leid. Er hat wirklich viel Verständnis, aber langsam verzweifelt er ein wenig.
Heute war wieder großer Andrang im Office der Sprachschule. Man konnte sich für diverse Trips und Veranstaltungen anmelden. Am Wochenende geht es zum Beispiel nach Delphi. Inklusive Übernachtung. Ich habe erst ein wenig überlegt und recherchiert, aber mir wurde gesagt, dass es da keine Seeigel gibt. Und vielleicht gibt es da auch keine großen Autos mit Klingelton-Hupe. Also habe ich bereitwillig gezahlt. Im Angebot steht außerdem ein Ausflug zu einem Weingut. Nachdem ich vor meiner Abreise das erste Mal Retziner getrunken habe, beschloss ich auf dieses kulinarische Event zu verzichten. Ich bin dem Alkohol nicht so zugeneigt. Wäre es eine Bier-Brauerei gewesen... nunja. Der Kelch geht jedenfalls an mir vorbei (und für die Metapher möchte ich Anerkennung). Es gab ein wenig Tumult im Kurs als jemand behauptet hat, man könnte leere Flaschen mitbringen und sie dort auffüllen lassen. Da wurde auch ich ein wenig nervös. Tumult ist übertrieben. Aber das Wort ist so schön.
Am Donnerstag gehen wir dann ins Theater. Für nur 5 Euro können wir uns da "Antigone" von Sophokles ansehen. Auf Griechisch. Vielleicht also doch nicht so ein Schnäppchen. Aber ich versuche es vorher zu lesen, damit ich vorbereitet bin. Das sag ich jetzt aber auch nur so. Ist ja Quatsch.
Und das absolute Highlight ist dann morgen Abend: Der Griechisch-Tanzkurs. Mein dicker Zeh fängt jetzt schon an zu kribbeln, wenn ich nur daran denke. Ich bin natürlich ein furchtbarer Tanz-Legastheniker, aber davon lasse ich mich nicht aufhalten. Gleichzeitig bin ich sehr glücklich, dass ich noch Gefühl in den Füßen habe. Ich hoffe, das verlässt mich nach der Stunde nicht.
Als Aussenstehender könnte man jetzt ein wenig neidisch werden. Aber lasst euch sagen: Zu recht! Wenn ich nämlich meinen Kopf ein wenig nach links schwenke und meine Augen ganz doll zusammen kneife, kann ich in der Ferne das Meer glitzern sehen. Es glitzert wirklich. Und wenn man hier auf der Querstraße Richtung See guckt, dann sieht es so aus, als würde das Meer in den Horizont hinauf steigen und jeden Moment auf uns niederstürzen.
Hier, irgendwo hinter dem weißen Bus erkennt man, wie hoch das Meer zu stehen scheint. Da geht doch irgendwas nicht mit rechten Dingen zu.
Heute sind meine estländischen Gefährten Karl-Erik und Liies zusammen mit mir in die Stadt gefahren, damit wir uns ein wenig dem Konsum hingeben. Ich habe endlich ein Handy erstanden und meine griechische Nummer kann jetzt genutzt werden. Die Handy-Geschäfte hier sind ein wenig ominös. Ich suche schon seit einer Woche nach einem billigen Handy. Aber in jedem Geschäft wird mir gesagt, dass sie keine Ware mehr da haben. Ich habe mir mal die Frage verkniffen, wozu die dann überhaupt hinter der Theke stehen. Aber das ist irgendwie auch so ein griechisches Ding. Oder sie mochten uns einfach nicht.
Wir sind dann weiter zum Markt an der Aristoteles Plaza. Das wir wirklich beeindruckend. Für alle Sinne. Ich habe fleißig Fotos gemacht. Das fanden die Fleischhändler nicht so cool. Der Mann vom Fisch-Stand dachte außerdem ich bräuchte dringend einen Tintenfisch. Ich will gar nicht wissen, woran er das festgemacht hat. Es war auf jeden Fall eine ziemliche Erfahrung. Ich wollte nichts kaufen, weil es mir auf dem Rückweg bestimmt bereits verdorben wäre (so ein angeschimmelter Tintenfisch ist bestimmt nicht so prima), aber ich habe viele Eindrücke mitgenommen. Am skurrilsten waren auf jeden Fall die "Fleischereien". Die hatten große Vitrinen vor ihren Ständen, in denen totes Tier an Fleischerhaken baumelte. Es sah ein wenig so aus, wie dieses sinnfreien Spielautomaten, wo man mit einem großen Greifarm nach billigen Rolex-Imitaten fischt. Ich wollte der Sache jedenfalls nicht weiter auf den Grund gehen.
Sogar die Hunde hier auf der Straße sind glücklich. Eva nennt sie immer die "happy dogs", weil sie von den Menschen so gut behandelt werden. Niemand verjagt oder schlägt sie; meistens werden die Hunde gefüttert und sehen auch recht zufrieden aus. Gestern bin ich ein wenig spazieren gegangen. Nur die Vassilissis Olgas Straße entlang und es gibt hier ein Haustier-Geschäft, dass einem das Herz bricht. Im Schaufenster stehen kleine Plastik-Boxen, in denen Hunde und Katzen sitzen, die auf einen neuen Besitzer warten. Ich glaube, sie warten dort schon sehr lange und raus kommen sie auch nicht. Als ich gestern davor stand, hat es mir wirklich das Herz gebrochen. So gerne würde ich wenigstens eines der armen Tiere aus den kleinen Boxen befreien. Leider möchte der Händler 500 Euro für einen Hund und es würde niemand mehr am Flughafen auf mich warten, wenn ich versuchen würde das Tier mit nach Deutschland zu bringen. Ich dachte ja erst, ich müsste einen traurigen Straßenhund retten, aber das Elend hier ist viel größer. Leider scheint der böse Mensch Erfolg mit seiner Verkaufskonzept zu haben. Viele aus dem Wohnheim haben die Tiere auch schon gesehen und ihre finanzielle Lage gecheckt. Ich würde gerne das Gesicht unseres Security-Mannes sehen, wenn er mitbekommt, dass hier seit neuestem zehn Hunde wohnen. Sicher ist aber: Selbst wenn ein Tier gekauft wird, kommt direkt das nächste nach. Traurig, aber wahr. Falls sich doch jemand für einen griechischen Hund erwärmen kann: Ich würde mich da als Mittelsmann anbieten! ---->>> Julia, den Platz hätten wir. Und ich hab das Herz für den Hund und du kannst ihn deine Einkäufe tragen lassen. Wenn du jetzt völlig zurecht sagst: Sandra, bitte entscheide dich. Esel ODER Hund! Beides geht nicht. Da würde ich dir sogar zustimmen.
Tiere und Essen gibt es hier also genug. Das Einzige, was mir fehlt sind Postkarten. Alles, was ich bisher gefunden habe, war frisch aus den 70ern und für 50c/Stück ein wenig über meinem Budget. Außerdem waren die Bilder darauf sehr häßlich. Ich möchte ja nicht, dass als Antwort Beileidskarten kommen. Jedenfalls halte ich die Augen offen. Und wenn die Zeit gekommen ist, bekommt ihr auch alle Post von mir (spätestens ein Tag vor meiner Abreise werde ich die Prophezeiung wahr machen).
Heute war wieder großer Andrang im Office der Sprachschule. Man konnte sich für diverse Trips und Veranstaltungen anmelden. Am Wochenende geht es zum Beispiel nach Delphi. Inklusive Übernachtung. Ich habe erst ein wenig überlegt und recherchiert, aber mir wurde gesagt, dass es da keine Seeigel gibt. Und vielleicht gibt es da auch keine großen Autos mit Klingelton-Hupe. Also habe ich bereitwillig gezahlt. Im Angebot steht außerdem ein Ausflug zu einem Weingut. Nachdem ich vor meiner Abreise das erste Mal Retziner getrunken habe, beschloss ich auf dieses kulinarische Event zu verzichten. Ich bin dem Alkohol nicht so zugeneigt. Wäre es eine Bier-Brauerei gewesen... nunja. Der Kelch geht jedenfalls an mir vorbei (und für die Metapher möchte ich Anerkennung). Es gab ein wenig Tumult im Kurs als jemand behauptet hat, man könnte leere Flaschen mitbringen und sie dort auffüllen lassen. Da wurde auch ich ein wenig nervös. Tumult ist übertrieben. Aber das Wort ist so schön.
Am Donnerstag gehen wir dann ins Theater. Für nur 5 Euro können wir uns da "Antigone" von Sophokles ansehen. Auf Griechisch. Vielleicht also doch nicht so ein Schnäppchen. Aber ich versuche es vorher zu lesen, damit ich vorbereitet bin. Das sag ich jetzt aber auch nur so. Ist ja Quatsch.
Und das absolute Highlight ist dann morgen Abend: Der Griechisch-Tanzkurs. Mein dicker Zeh fängt jetzt schon an zu kribbeln, wenn ich nur daran denke. Ich bin natürlich ein furchtbarer Tanz-Legastheniker, aber davon lasse ich mich nicht aufhalten. Gleichzeitig bin ich sehr glücklich, dass ich noch Gefühl in den Füßen habe. Ich hoffe, das verlässt mich nach der Stunde nicht.
Als Aussenstehender könnte man jetzt ein wenig neidisch werden. Aber lasst euch sagen: Zu recht! Wenn ich nämlich meinen Kopf ein wenig nach links schwenke und meine Augen ganz doll zusammen kneife, kann ich in der Ferne das Meer glitzern sehen. Es glitzert wirklich. Und wenn man hier auf der Querstraße Richtung See guckt, dann sieht es so aus, als würde das Meer in den Horizont hinauf steigen und jeden Moment auf uns niederstürzen.
Hier, irgendwo hinter dem weißen Bus erkennt man, wie hoch das Meer zu stehen scheint. Da geht doch irgendwas nicht mit rechten Dingen zu.
Heute sind meine estländischen Gefährten Karl-Erik und Liies zusammen mit mir in die Stadt gefahren, damit wir uns ein wenig dem Konsum hingeben. Ich habe endlich ein Handy erstanden und meine griechische Nummer kann jetzt genutzt werden. Die Handy-Geschäfte hier sind ein wenig ominös. Ich suche schon seit einer Woche nach einem billigen Handy. Aber in jedem Geschäft wird mir gesagt, dass sie keine Ware mehr da haben. Ich habe mir mal die Frage verkniffen, wozu die dann überhaupt hinter der Theke stehen. Aber das ist irgendwie auch so ein griechisches Ding. Oder sie mochten uns einfach nicht.
Wir sind dann weiter zum Markt an der Aristoteles Plaza. Das wir wirklich beeindruckend. Für alle Sinne. Ich habe fleißig Fotos gemacht. Das fanden die Fleischhändler nicht so cool. Der Mann vom Fisch-Stand dachte außerdem ich bräuchte dringend einen Tintenfisch. Ich will gar nicht wissen, woran er das festgemacht hat. Es war auf jeden Fall eine ziemliche Erfahrung. Ich wollte nichts kaufen, weil es mir auf dem Rückweg bestimmt bereits verdorben wäre (so ein angeschimmelter Tintenfisch ist bestimmt nicht so prima), aber ich habe viele Eindrücke mitgenommen. Am skurrilsten waren auf jeden Fall die "Fleischereien". Die hatten große Vitrinen vor ihren Ständen, in denen totes Tier an Fleischerhaken baumelte. Es sah ein wenig so aus, wie dieses sinnfreien Spielautomaten, wo man mit einem großen Greifarm nach billigen Rolex-Imitaten fischt. Ich wollte der Sache jedenfalls nicht weiter auf den Grund gehen.
Wenn man so durch T
hessaloníki bummelt, wird einem eines klar: Trotz Wirtschaftskrise - die Griechen werden nicht verhungern. Ich glaube, selbst wenn sie sich ganz doll anstrengen würden, keiner würde hier vom Fleisch fallen. Außer eben die Tiere aus den "Spielautomaten". An jeder Ecke gibt es Buden, wo man Kebab kaufen kann, es gibt Restaurants und Tavernen. Jedes zweite Geschäft ist eine Bäckerei, in der es die süßesten und fettigsten Teilchen gibt, die man überhaupt nur kaufen kann. Wenn man hier etwas mit Blätterteig macht, dann sollte es möglichst groß sein, denn wie Klein Schlaubi weiß, ist Blätterteig sehr kalorienarm. Und weil das so ist, kommt der griechische Bäcker auf die super Idee noch einen ganzen Feta-Käse, nein, sagen wir zwei Feta-Käse darin einzuwickeln. Man muss ja satt werden. Leider ist das ekelige Zeug ziemlich lecker, aber ich habe ihm abgeschworen. Jetzt schon.Sogar die Hunde hier auf der Straße sind glücklich. Eva nennt sie immer die "happy dogs", weil sie von den Menschen so gut behandelt werden. Niemand verjagt oder schlägt sie; meistens werden die Hunde gefüttert und sehen auch recht zufrieden aus. Gestern bin ich ein wenig spazieren gegangen. Nur die Vassilissis Olgas Straße entlang und es gibt hier ein Haustier-Geschäft, dass einem das Herz bricht. Im Schaufenster stehen kleine Plastik-Boxen, in denen Hunde und Katzen sitzen, die auf einen neuen Besitzer warten. Ich glaube, sie warten dort schon sehr lange und raus kommen sie auch nicht. Als ich gestern davor stand, hat es mir wirklich das Herz gebrochen. So gerne würde ich wenigstens eines der armen Tiere aus den kleinen Boxen befreien. Leider möchte der Händler 500 Euro für einen Hund und es würde niemand mehr am Flughafen auf mich warten, wenn ich versuchen würde das Tier mit nach Deutschland zu bringen. Ich dachte ja erst, ich müsste einen traurigen Straßenhund retten, aber das Elend hier ist viel größer. Leider scheint der böse Mensch Erfolg mit seiner Verkaufskonzept zu haben. Viele aus dem Wohnheim haben die Tiere auch schon gesehen und ihre finanzielle Lage gecheckt. Ich würde gerne das Gesicht unseres Security-Mannes sehen, wenn er mitbekommt, dass hier seit neuestem zehn Hunde wohnen. Sicher ist aber: Selbst wenn ein Tier gekauft wird, kommt direkt das nächste nach. Traurig, aber wahr. Falls sich doch jemand für einen griechischen Hund erwärmen kann: Ich würde mich da als Mittelsmann anbieten! ---->>> Julia, den Platz hätten wir. Und ich hab das Herz für den Hund und du kannst ihn deine Einkäufe tragen lassen. Wenn du jetzt völlig zurecht sagst: Sandra, bitte entscheide dich. Esel ODER Hund! Beides geht nicht. Da würde ich dir sogar zustimmen.
Tiere und Essen gibt es hier also genug. Das Einzige, was mir fehlt sind Postkarten. Alles, was ich bisher gefunden habe, war frisch aus den 70ern und für 50c/Stück ein wenig über meinem Budget. Außerdem waren die Bilder darauf sehr häßlich. Ich möchte ja nicht, dass als Antwort Beileidskarten kommen. Jedenfalls halte ich die Augen offen. Und wenn die Zeit gekommen ist, bekommt ihr auch alle Post von mir (spätestens ein Tag vor meiner Abreise werde ich die Prophezeiung wahr machen).